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Primavera Del Vento brach über mich herein. Das Geigenensemble spielten es hitzig und mit voller rauschender Begeisterung. Der Salon erstrahlte an dem Abend des Balls in seiner längst verblassten Schönheit und dem Prunk des 17. Jahrhunderts.

Ich stand verloren in der Mitte des hellerleuchteten Raumes, zwischen tanzenden Paaren die sich zur Musik des Gesellschaftstanzes wiegten. Verloren rettete ich mich an den Rand der Tanzfläche. »Danke für Ihre Einladung«, diese höflich dahin gesagte Phrase hörte ich heute schon zum Hundertsten Mal über die Musik hinweg.

Doch dieses Mal klang es auch ehrlich. Ich wandte mich überrascht zur Eingangshallen um. Ein Mädchen, sie musste ihm meinem Alter sein, stand dort, mit leicht geröteten Wangen, und streckte Jaronas ihre rechte Hand zögerlich entgegen »Sie sind heute mein Ehrengast. Miss Walton«, gestand er während er ihren blassen Handrücken küsste.

Sie lächelte beschämt »Wie kommt mir diese Ehre zu?«, fragte sie mit einer weichen Stimme. Ich schlich mich näher an die beiden heran und über sah fast Elly, die auf der Suche nach Blair war. Sie wusste nicht, dass diese sich schon vor einer halben Stunde mit einem jungen Gentleman aus Wales aus dem Staub gemacht hatte.

Völlig verloren wandte sie sich an mich »Weißt du wo Blair ist, Vincent?«, erkundigte sie sich und sah mich mit ihren großen braunen Augen an. »Nein«, gestand ich und sah wieder zu Jaronas hinüber. Elly zog an meinem rechten Ärmel »Hilfst du mir sie zu suchen?«. Ich konnte nicht antworten, weil ich gedankenversunken in die Richtung des Mädchens starrte.

So zog Elly beleidigt weiter durch die Ballgäste. Immer darin bemüht nicht über den blauen Saum ihres Kleides zu stolpern. »Darf ich Ihnen meinen Adoptivsohn vorstellen?«, bat Jaronas und kam in Begleitung des Mädchens auf mich zu. Verlegen senkte ich hastig meinen Blick zu Boden. »Das ist Vincent Adrian Bates«, stellte Jaronas mich vor

»Er hatte wie Sie kein Glück einen Tanzpartner für diesen Abend zu finden«. Ich wagte es sie zögerlich anzusehen. »Nun denn, Miss Walton«, verabschiedete sich Jaronas von uns »Ich muss noch andere Gäste begrüßen«. Völlig unvorbereitet stand ich also vor dem hübschesten Mädchen das ich je gesehen hatte. Ihre hellgrünen mandelförmigen Augen glänzten freundlich in dem Schein der Kerzen.

Das hellbraune Haar war hochgesteckt und fiel in vereinzelten Strähnen auf ihren Hals. Plötzlich schossen abscheuliche Gedanken in meinen Kopf, mein Raubtierinstinkt sah sie als hilflose Beute, die ich nur in den dunklen Park hinaus führen musste. Aber ich schüttelte diese Vorstellung hastig ab. Mit einer zarten Stimme stellte sie sich vor »Ich bin Florence Walton, es freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Bastes«.

Verlegen stammelte ich etwa ähnliches zurück und forderte sie dann zum Tanzen auf. Ich hatte einen einzigen Tanz im vergangene Jahr gelernt, und das nur mit großer Mühe. Dennoch schaffte ich es, ohne ihr einmal ungeschickt auf die Füße zu treten. Ich will mich auch gar nicht länger damit aufhalten, da sie wirklich nur eine flüchtige Bekanntschaft war. Auch wenn ich mir danach eingestehen musste, dass ich vielleicht etwas zu besessen von Florence sei.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt