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Schließlich schaffte ich es mit meinem kleinen Finger an die Halterung an meinem Gürtel heranzukommen und sie zu öffnen. Mit einem leisen klirren fiel es auf den staubigen Holzboden. Ich benutzte meinen Fuß um es näher an meine gefesselten Hände zu schieben. Jack hatte also vergessen mich auf Waffen zu durchsuchen, mit denen ich mich befreien und wehren konnte. Ich spürte den kalten Griff in meiner rechten Hand.

Ich konnte mir ein selbstzufriedenes Lächeln nicht verkneifen und begann das Seil zu durchtrennen. Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis ich das raue kratzende Ding endlich abbekam. Unendlich froh meine Hände wieder richtig bewegen zu können, stand ich mit tauben Beinen auf.

Sie zitterten ein wenig als ich versuchte ein paar Schritte zu gehen. Ich wollte so schnell wie möglich hier weg. Mir war der befriedigende Vorstellung an Rache plötzlich vollkommen egal. Einfach weg von diesem verrückten Jack. Sollte er doch getötet werden.

Er könnte nie mein Gefährte werden. Obwohl, ich musste im Nachhinein zugeben, dass es mir auch ein bisschen Spaß gemacht hatte. Mit wackeligen Beinen öffnete ich das Fenster und stieg auf das Dach des Nebengebäudes um wieder an dem Efeu hinunter zu klettern. Als ich hinunter sah wurde mir schummrig vor Augen.

Ich hatte mich ein bisschen überschätzt. Mein Körper nagte wegen dem hohen Blutverlusts an meinen letzten Energiereserven. Ich trat an den Dachvorsprung. Ich musste dort runter bevor Jack zurückkam. Plötzlich löste sich eine Dachschindel und ich verlor das Gleichgewicht. Mein kläglicher Versuch nach Halt zu fassen während ich vorn über fiel versagte.

Mit einem dumpfen Klang prallte ich mit dem Rücken auf das Pflaster auf. Ich hörte meine eigenen Knochen brechen. Es war ein schreckliches Geräusch. Ein stechender Scherz durchfuhr meinen linken Fuß. Es fühlte sich an als würde jemand einen heißen Nagel in das Fleisch treiben. Ich biss die Zähne zusammen und krümmte mich vor Schmerz.

Die Abenddämmerung hatte bereits eingesetzt so dass niemand auf der Straße war. Mein erster klarer Gedanke war, mich in Sicherheit zu bringen. Unter pochenden Schmerzen zog ich mich mit den Händen am Boden dahin, bis ich in dem verwilderten Garten von Jacks Familie in das Dickicht verschwand. Erschöpft rappelte ich mich auf und lehnte mich gegen den Stamm einer Eiche.

Ich lehnte meinen Kopf zurück und hielt das schmerzende Bein während mir Tränen in die Augen stiegen. Ich weiß nicht mehr wie lange ich dort saß. Es könnten ein paar Minuten gewesen sein, aber auch eine Stunde. Und dann besinnte ich mich auf Jaronas Worte: Wenn meine Verletzungen heilen sollten, dann musste ich Blut trinken. Aber wie sollte ich in dieser Verfassung überhaupt in die Nähe eines Opfers kommen?

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt