Teil 4

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RIKU

Ich eile durch die verschneiten Straßen von Helsinki so schnell es geht, denn ist teilweise ganz schön glatt, aber nach ungefähr 20 Minuten sind wir bei meinem alten Haus angekommen. Die ganze Zeit habe ich mir vorgestellt, wie es sein würde, wenn ich zurück nach Hause komme, aber dass ich mir darüber gar keine Gedanken machen kann, weil ich einen sturzbetrunkenen kaputten blonden Finnen im Schlepptau habe, damit habe ich nicht gerechnet. Ich stelle den Wagen in der Einfahrt ab und schließe erstmal die Haustür auf. Dann gehe ich zurück zum Auto und ziehe Samu heraus, der wie ein nasser Sack in meinen Armen hängt. Ich verfrachte ihn geradewegs ins Gästezimmer und lege ihn auf dem Bett dort ab. Ich hole noch einen Eimer und stelle ihm eine Flasche Wasser hin, falls er sie braucht. Allerdings glaube ich nicht wirklich daran. Ich decke ihn zu wie ein Baby und wende mich dann um zum Gehen. Einen Moment lang bleibe ich im Türrahmen stehen und beobachte ihn. Er schläft wie ein Stein und gibt laut schnarchende Geräusche von sich. Nachdenklich fahre ich mir durch die Haare und nehme mir vor, mich um meinen besten Freund, den ich so sehr, vielleicht mehr als ich sollte, in den letzten zwei Jahren vermisst habe, zu kümmern und ihn wieder auf die Beine zu bringen.

Leise schließe ich nach einer Weile die Tür, obwohl er wahrscheinlich nicht mal aufwachen würde, wenn ein Zug durch das Zimmer fahren würde. Ich gehe nach draußen zum Auto, hole meinen Koffer, meine große Reisetasche und die Gitarre heraus und trage alles in den Hausflur. Dort stelle ich die Sachen ab und mache erstmal einen kleinen Rundgang. Es ist eisig kalt und etwas muffig nach all der Zeit, aber das ist ja kein Wunder. Ich öffne zunächst ein paar Fenster, um wieder frische, wenn auch kalte Luft herein zu lassen und gehe dann in den Keller, um die Heizung anzustellen. Zum Glück springt der Kessel sofort an und entzündet die kleine Gasflamme. Dann gehe ich in die Küche, schalte den Kühlschrank an und mache überall ein bisschen gemütliches Licht. Im Wohnzimmer mache ich mir den Kamin an. Ich hole den Wein, den ich von meiner Reise mitgebracht habe aus dem Koffer, setze mich an den Küchentisch und gieße mir erstmal einen Schluck ein. Ich merke, wie müde und kaputt ich bin,aber es ist schön, wieder zuhause zu sein. Ich habe Helsinki und die Menschen,die hier wohnen vermisst. Es ist ja schließlich mein Zuhause und nach langen Touren immer mein Zufluchtsort gewesen. Ein Ort der Ruhe. Ich nehme meinen Wein mit ins Wohnzimmer und setze mich vor den Kamin, von dem eine angenehme Wärme ausgeht. Ich muss nachdenken. Soviel nachdenken.

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt