Teil 39

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„Sagt mal ihr beiden", beginnt sie schließlich, „was ist das eigentlich mit euch?" Ich löse meine Hand von ihr und streiche mir vor lauter Verlegenheit die Haare zurück. Außerdem merke ich, wie ich puterrot anlaufe, meine Wangen werden nämlich ganz heiß und meine Ohren auch. „Ja also weißt du Mum. Riku und ich, also wir, naja, puh...", ich stammele vor mich hin wie ein Vollidiot, ich bekomme keinen klaren Gedanken zu fassen. „Wir haben gemerkt, dass wir Gefühle füreinander haben", kommt Riku mir zu Hilfe und ich gucke ihn dankbar und voller Bewunderung an. Er ist immer so mutig und offen, zu seinen Gefühlen zu stehen. Das war schon immer so. Nie hat er irgendwie versucht, sich zu verstellen oder seine Gefühle zu verbergen. Wieder ein Grund, weshalb ich diesen Menschen so schätze und solche Gefühle für ihn habe. Er hat die Stärke, die mir hin und wieder fehlt und langsam wird mir klar, dass er das fehlende Puzzleteil ist, um mich komplett zu machen. Ein Gefühl von Wärme und Liebe flutet in diesem Moment meinen ganzen Körper und strömt durch meine Blutbahnen. Ich kann es richtig fühlen. Eve sagt einen Moment lang erstmal nichts und guckt immer wieder von einem zum anderen. Dann nimmt sie unsere Hände und führt sie über ihrem Schoß zusammen. Ihre Hände legt sie darüber und hält uns fest. „Das ist schön", stellt sie kurz und knapp fest. „Es kommt zusammen, was zusammen gehört und bei euch beiden spürt man, dass es schon immer so sein sollte. Passt gut aufeinander auf, meine Jungs." Wow, ein weiteres Mal an diesem Tag bin ich geplättet, von den Menschen, die ich liebe und die mich auch lieben, scheinbar mehr, als ich es je geahnt habe. Dann nimmt sie Riku in den Arm. „Willkommen in der Familie", sagt sie zu ihm und Riku strahlt über das ganze Gesicht. „Danke Eve", erwidert er und drückt ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. „Darauf müssen wir anstoßen", plötzlich hüpft sie ganz aufgeregt vom Sofa und verschwindet in der Küche. Kurz darauf kommt sie mit einer Flasche Sekt und drei Gläsern zurück. Sie drückt Riku die Flasche in die Hand, der sie gekonnt im Handumdrehen geöffnet hat. Dann schenkt sie uns dreien ein. „Danke, dass du mir meinen Sohn wieder gebracht hast", wendet sie sich an Riku. „Auf euch, kippis." Wir lassen die Gläser aneinander klirren und lassen uns den prickelnden Sekt schmecken. Eine Weile plaudern wir noch über dies und das und Mum erzählt, wie es Sanna und Santtu geht und den Mädchen. Zum Glück sind alle wohlauf und glücklich. Meine beiden Mäuse haben wohl schon öfter nach ihrem Onkel gefragt und Sanna war wohl immer ganz geknickt, dass sie ihnen keine zufrieden stellende Antwort auf die Frage geben konnte, warum ich zu keiner Familienfeier, zu keinem Essen und nicht mal am Heiligabend da bin. Aber das wird sich jetzt wieder ändern, nehme ich mir ganz fest vor. Denn ich habe sie alle ganz furchtbar doll vermisst.

Kurze Zeit später brechen wir auf und es ist natürlich schon wieder stockdunkel um diese Jahreszeit in Helsinki. Ich bin froh und erleichtert, wie alles gelaufen ist, aber auch ein bisschen erschöpft vom vielen Reden und Erklären. „Hey Großer, alles ok?", erkundigt sich Riku. „Ja,alles bestens, dank dir", sage ich und nehme seine Hand. „Ich bin nur etwas kaputt und irgendwie könnte ich mal ein bisschen Ablenkung gebrauchen, um von diesem ganzen „Etel-Thema" abzuschalten. Ich weiß bloß nicht wie." Riku denkt kurz nach. Dann grinst er wie ein Honigkuchenpferd. „Ich habe eine super Idee,hihi, du wirst schon sehen." „Was ist es Rick, raus damit", hake ich nach.„Keine Chance. Gleich wirst du es sehen", verkündet er mir. Oh Mann, ich bin gespannt, was er nun vorhat. Aus ihm rauskriegen werde ich nichts, das weiß ich. Riku kann schweigen, wie ein Grab. 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt