Teil 15

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RIKU

Nachdem ich mich es irgendwie geschafft habe, mich nach dem Joggen ins Haus und unter die Dusche zu schleppen, sitze ich jetzt immer noch seit fast 3 Stunden wie gelähmt mit einer Flasche Wein und dem 5 Glas vor dem knisternden Kamin und starre gedankenverloren in die Flammen. Ich bin durch, körperlich und seelisch, aber da ich vom Wein sehr beduselt bin, kann ich auch keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich sehe immer nur wieder Samu's blaue traurige Augen vor mir, seine in allen Richtungen abstehenden blonden verwuschelten Locken und seine Tränen, die ihm über die Wangen kullern. Mein Herz zieht sich mit jedem Schlag bei den Gedanken an ihn schmerzvoll zusammen und ich habe solche Sehnsucht nach ihm, obwohl ich gleichzeitig so wütend und enttäuscht bin. Was hat diese Frau nur mit ihm angestellt und warum war er bereit, für sie seinen Lebenstraum aufzugeben, alles, wofür er jahrelang hart gearbeitet hat, wofür er immer wieder aufgestanden ist? All sein Herzblut und seine Kreativität sind in dieses Bandprojekt geflossen und er wirft das alles einfach so weg. Von heute auf morgen, zumindest kommt mir das so vor. Ich frage mich die ganze Zeit, woran es liegt. Hatte er wirklich einfach nur Angst, sie zu verlieren oder steckt doch etwas anderes dahinter? Aber heut werde ich zu keinem Ergebnis kommen. Ich muss nochmal mit ihm sprechen, obwohl ich ihm am liebsten eine reinhauen möchte. Ich nehme noch einen großen Schluck aus meinem Weinglas und merke, dass er mir eigentlich überhaupt nicht mehr schmeckt, weil ich zu viel hatte. Ich stelle alles in die Küche ziehe mich bis auf T-Shirt und Boxershorts aus und lege mich ziemlich benebelt ins Bett. Huuuh, alles dreht sich, dennoch bin ich todmüde und schlafe zum Glück schnell ein.

Der nächste Morgen ist natürlich nicht so toll. Die Strafe auf meinen kleinen Alkoholexzess folgt auf dem Fuße. Mein Schädel dröhnt und jede Bewegung schmerzt. Außerdem rebelliert mein Magen. Puuuhhh, was ein widerliches Gefühl. Das hatte ich lange nicht, denn ich bin nicht der Typ, der sich aus Frust die Kante gibt. Gestern war eine Ausnahme und es wird auch eine bleiben, schwöre ich mir selbst. Ich ziehe mir eine schlabbrig bequeme Jogginghose über und mache mir erstmal ein kleines Frühstück aus den Resten von gestern und beschließe, heute Nachmittag, wenn es mir besser geht, erstmal ordentlich einzukaufen und meine Vorräte wieder aufzufüllen. Außerdem werde ich es mir hier wieder wohnlich machen. Einen Tannenbaum für Weihnachten kaufen und ich muss meine Eltern anrufen und ihnen sagen, dass ich wieder da bin. Sie werden sich sicherlich freuen, wenn wir Weihnachten zusammen feiern können. Wir verstehen uns gut und ich sie haben bei allem immer hinter mir gestanden. Ich bin froh, dass ich immer über alles mit ihnen reden konnte und ich weiß, dass ich ihnen auch meinen Kummer mit Samu erzählen kann. Vielleicht werden sie erstmal ein bisschen geschockt sein, dass ich auf einmal Gefühle für einen Mann habe,aber letztendlich werden sie zu mir stehen. Sie sind einfach großartig und ich bin zutiefst dankbar, solche Eltern zu haben. Der Gedanke an sie lässt mich etwas besser fühlen. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht mache ich die Kaffeemaschine an und stelle die Tasse drunter. Gerade als ich den ersten Schluck aus der Tasse nehmen will, klingelt es an der Haustür. Ich bin erstaunt, denn ich erwarte niemanden und der Paketbote kann es unmöglich sein.Halb neun Morgens....wer will denn nun schon zu mir. Ich gehe zur Haustür und als ich sie öffne und mir die kalte Winterluft entgegenströmt, bin ich sehr erstaunt,wer da draußen mit hängendem Kopf vor mir steht. 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt