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SAMU
Wir packen alles zusammen, was wir brauchen und kommen voll beladen mit all den Leckereien bei mir zuhause an. Riku und ich legen erstmal alles auf der großen Kochinsel in der Küche ab und es dauert keine 2 Sekunden, da kommt Etel die Treppe runtergeschossen. „Was wird das hier?“, kreischt sie laut los in einer Stimmlage, die meine Ohren klingeln lässt. „Sylvesterparty“, antworte ich knapp und gucke sie provozierend an. „Aber nicht hier, Freundchen“, entgegnet sie mir und stemmt dabei die Hände angriffslustig in die Hüften. „Oh doch, genau hier, genau heute und jetzt und in MEINEM Haus.“ Wollen wir doch mal sehen, wer den längeren Atem hat. In diesem Moment klingelt es an der Tür. In aller Seelenruhe schlendere ich zur Tür und lasse meine anderen Gäste herein, die fröhlich ins Haus strömen. Raul, Osmo und Reetta, Sami mit Suzannah, Mikko mit Liisa und sogar Sanna, Santtu, meine Nichten Fanni und Kaisa und auch meine Mum sind schon da. Es scheint, als hätten sie sich abgesprochen, um alle gleichzeitig hier aufzutauchen. Etel steht da und schnaubt vor Wut. „Das wird dir noch leid tun….duuu…..“ Riku sieht, dass ich auch so langsam anfange zu kochen und tritt an meine Seite. Sanft streift er meinen Arm mit seiner Hand. „Lass sie, Samu, ignorier sie einfach“, haucht er, vielleicht ein bisschen zu liebevoll, denn jetzt bekommt Etel ganz große Augen. „Das…das fasse ich jetzt nicht. Du und dieser…dieser Möchtegern Gitarrist? Das ER ne Schwuchtel ist, hab ich ja schon immer geahnt, aber du?“ Sie lacht dreckig, schnappt sich ihre Clutch und wackelt in ihren High  Heels und ihrem viel zu kurzen Abendkleid zur Tür, die kurz darauf hinter ihr zufällt.
„Paska“, rutscht es mir vor den Mädchen raus. Spätestens morgen werden wir wahrscheinlich in der Presse alles haarklein nachlesen können. „Samu Haber als schwul enttarnt – sind er und sein ehemaliger Gitarrist ein Liebespaar?“. Eve kommt sofort auf mich zu und nimmt mich in den Arm. „Hei erstmal, mein Großer. Mach dir keinen Kopf. Sie wird es nicht wagen, damit zur Presse zu rennen. Und wenn doch, dann lernt sie uns kennen. Und jetzt feiern wir erstmal, ja?“ Ich nicke beklommen und begrüße erstmal alle, vor allen Dingen Sanna, die Mädchen und Santtu drücke ich fest an mich, denn ich habe sie alle eine halbe Ewigkeit nicht gesehen. Fanni und Kaisa hängen an mir wie kleine Honigbienen. Immerzu schwirren sie um mich herum. Sie haben mich einfach zu lange nicht gesehen. Wir packen erstmal alles aus, während die Mädels in der Küche auf der Kochinsel ein kleines Salatbuffet zaubern, Brotkörbchen hinstellen und Geschirr und Besteck für alle bereitstellen. Raul und Sami haben sogar an ein bisschen Sylvesterdeko und Knaller gedacht. Riku und ich bringen derweil den Gasgrill auf der Terrasse in Gang und schon bald brutzeln die ersten Fleischstücke und Würstchen auf dem Grillrost. Meine Mum kommt mit einem Tablett Sekt und Saft für die Mädchen rum. Ich bin ganz gerührt, wie alles nach so langer Zeit und meinem Verhalten ihnen allen gegenüber reibungslos funktioniert. In Windeseile haben wir in Teamwork vom Feinsten alles partytauglich gemacht. Man sieht gar nicht, dass hier noch vor einer Stunde quasi nichts vorbereitet war. Riku sieht, dass ich feuchte Augen bekomme und einen Kloß im Hals habe, weil ich so gerührt bin. Zärtlich greift er mir mit seinen Fingern in meine Haare und streichelt meinen Kopf. „Hey Babe, alles ist gut. Wir sind alle hier, wir lieben dich und egal, was kommt, wir stehen zu dir, ok?“, raunt er mir mit rauchiger Stimme zu. Ich lege kurz die Grillzange beiseite, lege meine Hand in seinen Nacken und ziehe ihn zu mir. „Ich liebe dich, Riku Juhani Rajamaa. Nichts und niemand wird das je ändern können.“ „Und ich liebe dich, Samu Aleksi Haber.“ Zärtlich schnappen seine Lippen nach meinen und wir küssen uns. „Ich möchte gern ein paar Worte sagen“, flüstere ich meinem Gitarristen zu. „Dann mal los.“ Er gibt mir einen Klaps auf den Po und ich gucke ihn gespielt böse an. Dann klopfe ich mit meiner Gabel an mein Sektglas und alle kommen, wenn auch etwas fröstelnd in Richtung Terrasse geschlichen. Die Damen bleiben halb im Türrahmen von der großen Schiebetür stehen, damit sie nicht ganz nach draußen kommen müssen. Dann hole ich einmal tief Luft und schaue zu Riku, der mir aufmunternd zunickt.

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt