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15 Minuten später kommen wir beim Krankenhaus an. Wir entern die Notaufnahme und Mikko geht vor. Er ist der einzige, der in solch einer Situation einen kühlen Kopf bewahrt. Er schildert der Schwester am Empfang die Situation. Dann kommt er zu uns. Sie kümmern sich gerade um Rick. Die Schwester kann noch nichts Genaues sagen. Wir sollen hier warten. „Aber...", will ich sagen. „Samu, wir können jetzt nur für ihn hier sein. Bitte, ich weiß, du bist außer dir, aber bleib ruhig, ok?" Ich nicke beklommen und lasse mich auf einen der Besucherstühle fallen. „Kahvia?", fragt Osmo in die Runde. Alle nicken dankbar und Osmo zuckelt los, um für alle eine Runde Kaffee aus dem Automaten zu besorgen. Ich fahre mir verzweifelt durch die Haare und lege den Kopf in den Nacken. Ich muss mich wirklich zusammenreißen, um nicht auszurasten und panisch durch die Gegend zu laufen.

Osmo kommt mit dem Kaffee zurück und verteilt die Becher an alle. Er schmeckt wie erwartet scheußlich, aber trotzdem kralle ich dankbar meine Hände um den heißen Becher. Wir warten eine Stunde, die sich für mich wie eine Ewigkeit anfühlt. Dann schieben zwei Pfleger ein Bett an uns vorbei und bei näherem Hinsehen weiß ich, dass es Riku ist. Sofort stehe ich auf. „Riku...", aber der Arzt, der jetzt hinterher kommt, hält mich zurück. „Einen Moment mal, junger Mann. Sie sind wer?" „Wie geht es ihm, ich muss sofort zu ihm." Jetzt stehen auch die anderen Jungs hinter mir und warten angespannt auf die Auskunft des Arztes über Riku's Zustand. „Ich bin...bin sein Lebensgefährte", bringe ich hervor und die anderen gucken mich natürlich groß an angesichts dieser kleinen Notlüge, aber einen Versuch ist es wert. Der Arzt zieht die Augenbrauen hoch, er guckt mich skeptisch an, wird dann aber wohl aufgrund meines verzweifelten Gesichtsausdrucks weich und seufzt. „Also, ihr Lebensgefährte hat etliche Prellungen, Blutergüsse und ein Hämatom auf der Brust, welches von einem ziemlich festen Tritt zeugt. Darüber hinaus ist eine Rippe gebrochen. Wir haben die Schnittwunde nähen müssen. Es ist ein Wunder, dass er scheinbar seit 2 Tagen damit herum gelaufen ist. Er muss wahnsinnige Schmerzen gehabt haben." Mir rauscht das Blut in den Ohren von den Worten des Arztes. Ich kann es kaum ertragen, wie er da vor mir steht und mir erzählt, wie sehr Riku in den letzten beiden Tagen gelitten haben muss. Meine Hände ballen sich ganz automatisch zu Fäusten. Am liebsten würde ich die Verantwortlichen auf der Stelle kurz und klein schlagen. „Wir haben ihn versorgt und haben ihn an einen Tropf mit Schmerzmitteln gehängt. Was er jetzt vor allen Dingen braucht ist Ruhe, damit alles heilen kann. Er darf auf keinen Fall schwer heben oder sich sonst irgendwie anstrengen oder auch aufregen." „Dafür sorge ich", sage ich sofort. „Er wird vermutlich in der nächsten Stunde aufwachen und wieder zu Bewusstsein kommen." Ich seufze. „Kann ich zu ihm?" Der Arzt nickt. „Ja, aber nur sie allein. Nicht alle auf einmal." Ich nicke und die anderen setzen sich erstmal wieder auf die Besucherstühle. Mikko legt mir die Hand auf die Schulter. „Geh zu ihm, Großer. Zeig ihm, dass du für ihn da bist, dass WIR für ihn da sind und er nicht länger allein da durch muss, ok?" Ich nicke und gehe dann in Richtung Tür, hinter der mein Riku liegt. Zaghaft drücke ich die Türklinke herunter und öffne die Tür. Ich schließe sie leise wieder hinter mir und gehe langsam und leise an an Riku's Bett. Mein Herz fällt in 1000 Teile, wie ich ihn da so liegen sehe. So zerbrechlich und verletzt. Er hat eine Nadel vom Tropf in seiner Hand und Elektroden auf dem Oberkörper, die seine Vitalfunktionen überwachen. „Hey Rick", sage ich überflüssigerweise, denn er kann mich nicht hören. Ich ziehe mir einen Stuhl heran und setze mich an sein Bett. Vorsichtig nehme ich seine Hand in meine und halte sie fest. Ich will ihn wiederhaben. Ich will einfach nur meinen Riku wiederhaben. 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt