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„Komm Samu, lass uns fahren. Wir können hier heute für Rick nichts mehr tun. Das Krankenhaus meldet sich, wenn es eine Veränderung gibt." Ich gucke Mikko traurig und fertig an. „Ich weiß", sage ich und zucke mit den Schultern. Wir machen uns alle schweigend auf den Weg zum Parkplatz, weil wir wirklich ziemlich schockiert sind, dass Menschen fähig sind, jemandem wie Rick sowas anzutun. Er ist wirklich der friedfertigste und liebevollste Mensch, den ich kenne. Nie würde er jemandem anderen Schmerzen oder wissentlich Leid zufügen. Er ist einfach eine Seele von Mensch. „Wisst ihr, was ich glaube?", sagt Sami plötzlich in die Stille, als wir schon wieder im Transporter sitzen und auf dem Weg in Richtung Studio sind. „Ich glaube nicht, dass Riku irgendwelche Feinde hat. Es macht überhaupt keinen Sinn, dass ihn jemand angreift. Er war ja in den letzten 2 Jahren nicht mal hier in Helsinki. Es muss irgendeinen anderen Grund geben und ich habe da wirklich einen ganz bösen Verdacht." Ich habe keine Ahnung, was er meinen könnte. „Los Sami, sag schon", fordere ich ihn deshalb energisch auf. „Ich glaube, dass jemand diesen Schläger, der Riku das angetan hat, angeheuert hat." „Und was denkst du, Sami, wer sollte das bitteschön gewesen sein?" „Man Samu, denk doch mal nach. Wer von uns hier kennt jemanden, der so richtig sauer auf ihn ist? Wer wurde an Sylvester bedroht mit den Worten: „Das wird dir noch leid tun? Na? Dämmert es?" So langsam rattert es bei mir und fange an zu begreifen, was da passiert ist. „Etel", krächze ich mit belegter Stimme. „Fuck", ich fahre mir mit der Hand durch die Haare. „Es istmeine Schuld, dass Riku jetzt da liegt. Nur meinetwegen haben sie ihm das angetan, um sich an mir zu rächen. Sie hat gesehen, dass wir uns berührt haben. Sie weiß es." Meine Stimme wird immer lauter. „Warum haben sie nicht mich zusammen geschlagen, warum ihn? Verdammte Sch....", jetzt brechen alle Dämme und ein weiteres Mal laufen mir die Tränen über mein Gesicht. Ich fange an zu zittern und will einfach nur noch aus diesem Transporter raus. Zum Glück sind wir endlich da und ich kann an die frische Luft. Ich schreie laut:„Fuuuuuuuuuccckkkk", und schlage mit voller Wucht gegen die Wand. Meine Hand knackt und die Handknöchel bluten. „Bist du verrückt geworden Samu? Willst du jetzt auch noch ins Krankenhaus?" schimpft Mikko. Sami kommt zu mir und tut das einzig Richtige. Er nimmt mich in den Arm. „Ssschhh, ist gut Großer, ich weiß, dass das weh tut, aber es hilft Rick nicht, wenn du dich jetzt auch noch verletzt. Bitte Samu." Beruhigend wie bei einem Kleinkind streichelt er mir über den Kopf und wartet, bis er spürt, dass ich mich wieder ein wenig beruhigt habe. „Komm, wir kümmern uns erstmal um deine Hand." Fürsorglich zieht er mich ins Innere des kleinen Gebäudes. Erschöpft lasse ich mich auf das Sofa sinken während Sami den Verbandskasten holt. Er hockt sich vor mich hin und holt einen Verband heraus. Vorher säubert er noch die kleinen Verletzungen an den Handknöcheln. Die anderen stehen stumm um uns herum und schauen zu. „Ja, ich weiß, das war nicht sehr schlau", gebe ich bedrückt zu. „Allerdings nicht", brummelt Mikko und seufzt. „Man Samu, reicht es nicht, dass Riku schwerverletzt im Krankenhausliegt?" „Ich weiß. Ich werde mich jetzt zusammenreißen. Ich kann meine Wut manchmal einfach nicht kontrollieren", muss ich offen und ehrlich zugeben.„Tiedän. Na los, ich geb ne Runde Bier aus." Er geht nach hinten, holt aus dem Kühlschrank 5 Flaschen Bier und verteilt sie an alle. Wir stoßen an. „Auf Riku", sage ich und die anderen tun es mir gleich. „Auf Riku", und dann trinken wir. 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt