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„Alter, was geht hier denn ab?“, fragt Raul ungläubig und guckt erst zu Samu, dann zu mir, dann wieder zu Samu. „Das wüsste ich auch gern“, grummelt Mikko und blickt uns nahezu herausfordernd an. Samu ist immer noch völlig fertig und guckt mich verzweifelt an. „Sag du es ihnen Rick, ich kann nicht..“, krächzt er und drückt ganz fest meine Hand. „Sicher?“, hake ich nochmal vorsichtshalber nach und er nickt nur ganz schwach. „Ok“, flüstere ich und versuche ein bisschen Zeit zu gewinnen, mich zu sammeln und die passenden Worte zu finden, indem ich mir einmal durch die Haare fahre und kurz nachdenklich am Kopf kratze. „Vor ca. 2 Wochen bin ich zurück nach Helsinki gekommen“, erkläre ich mich. Es ist wohl am besten, wenn ich alles, naja, nicht jedes Detail, also fast alles, von vorn erzähle. Ich berichte, wie ich es nach dem letzten Konzert in Helsinki nicht mehr ausgehalten habe, warum ich weg bin und wohin, was ich in den letzten 2 Jahren auf Reisen alles so erlebt habe und das mir klar geworden ist, dass ich Gefühle für Samu habe. „Mir ist klar geworden, dass es die ganze Zeit er war, den ich vermisst habe. Ich habe bei all den Frauen, die ich zuvor hatte, nie das gefunden, was ich jetzt gefunden habe. Tiefe, echte Gefühle und ich weiß, dass ich alles für ihn tun würde“, erkläre ich und weiß, dass es wahr ist. Samu’s Augen werden schon wieder feucht, aber dieses Mal wegen meiner Worte, die ich ihm sage. Irgendwie vergesse ich völlig, dass alle anderen um uns herum stehen. „Ich liebe dich, Samu“, sage ich leise, aber dennoch für alle hörbar und küsse ihn sanft. Es dauert ein paar Sekunden und dann legt er seine Hand in meinen Nacken und zieht mich noch ein Stück näher zu sich. Die Welt um uns herum versinkt und wir spüren nur noch uns. Erst ein lautes Räuspern von Raul bringt uns zurück ins Hier und Jetzt. „Wow“, entfährt es Osmo. „Jetzt bin ich echt ein bisschen platt, wenn ich ehrlich bin.“ „Schön, dass ich davon auch mal erfahre“, meckert Mikko rum. Typisch Manageri. Er kann eben nicht aus seiner Haut. Zumindest hat sich die Stimmung jetzt wieder etwas beruhigt. Ich ziehe Samu auf das noch freie kleine Sofa und wir setzen uns erstmal hin.
SAMU
„Und jetzt?“, will Raul wissen. „Was hast du jetzt vor, wegen Etel meine ich und überhaupt? Was erhoffst du dir jetzt von uns?“ Ich gebe zu, die Frage ist absolut berechtigt. Ich würde sie auch stellen, wenn ich an seiner Stelle und die der Jungs wäre. „Riku und ich haben uns schon vor 2 Tagen mit Mikko getroffen, damit er uns hilft. Er hat aber zur Bedingung gemacht, dass ich euch allen die Wahrheit sage und ich bin froh, dass es endlich raus ist und dass ich trotzdem noch lebe“, versuche ich einen kleinen Scherz zu machen. Riku drückt fest meine Hand und das gibt mir Kraft. „Jedenfalls will ich mich von ihr scheiden lassen, soviel steht fest. Ich halte es einfach nicht mehr aus mit ihr. Ich war schon lange, lange nicht mehr glücklich. Und ich vermisse die Musik, ich hätte mich fast verloren, wenn Riku nicht gewesen wäre.“ Sami steht auf. „Alter, das sind ja mal Neuigkeiten. Ich brauch erstmal nen Bier. Hoffe, hier gibt’s noch sowas.“ „Kühlschrank“, murmelt Mikko. Sami verschwindet in Richtung Küche und kommt mit ein paar Flaschen Bier und einem Flaschenöffner zurück. Er verteilt das Bier, öffnet alle Flaschen und dann stoßen wir alle miteinander an. Es ist ziemlich still. So still war es früher nie, wenn wir alle zusammen waren. Irgendwie sind wir wohl mit der Situation überfordert. „Wir halten zusammen“, sagt Sami plötzlich. Alle gucken ihn an. „Was?“, er zieht die Schultern hoch. „Ist doch so, oder nicht? Wir haben doch immer alle zusammen gestanden und waren füreinander da. Ja, ich bin sauer und enttäuscht. Sind wir alle. Aber hey, es ist Hapa. Wir sind doch wie eine Familie, waren wir immer und ich für meinen Teil habe euch zumindest alle ziemlich vermisst und…“ „Stop…ist ja gut“, geht Raul dazwischen. Ich verschlucke mich fast an meinem Bier. Ich glaube, soviel habe ich Sami noch nie an einem Stück reden hören. „Lass erstmal den Manageri hören, wie es jetzt weitergeht. Er hat doch noch immer eine Lösung parat gehabt.“ Alle drehen ihre Köpfe ihn Richtung Mikko und gucken ihn jetzt erwartungsvoll an.

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt