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Augenblicklich schnellen 6 Hände in die Höhe. Ich gucke in die Runde und sehe, dass alle ein Grinsen auf dem Gesicht haben, inklusive Mikko. „Woooohooo", schreit Osmo und springt von seinem Stuhl auf. „Geil, endlich wieder die Bühne rocken." Ich sehe, wie Samu's angespannter Blick sich in ein entspanntes und seliges Lächeln verwandelt. „Ich habe es gewusst", flüstere ich ihm ins Ohr und eine kleine Träne der Freude kullert aus seinem Augenwinkel. Er guckt mich direkt an. „Sie haben mir wirklich verziehen, Rick, ich kann es kaum glauben." Ich lege meine Stirn an seine und lege meine Hand auf seine Brust. Sein Herz schlägt wie verrückt, als wollte es gleich herausspringen. Mikko klatscht in die Hände. „Also dann mal los. Ihr habt es so gewollt. Wir müssen besprechen, wie wir mit dem sechsten Album weitermachen, welche Songs wir zu Ende produzieren wollen und in welcher Reihenfolge sie dann auf die Platte kommen. Ich rufe gleich bei Universal an und mache einen Termin klar, damit wir eine Presseerklärung machen können, ok?" Wir nicken alle aufgeregt. Es geht also tatsächlich wieder los. Ich bin irgendwo zwischen Freude, Aufregung, aber auch ein bisschen Sorge. Wie wird es jetzt weitergehen? Werden unsere Fans noch da sein? Werden sie uns wieder aufnehmen und feiern, so wie sie es früher getan haben? Und was passiert mit Samu und mir, wenn wir wieder in der Öffentlichkeit stehen? Wird unsere Beziehung dem ganzen standhalten oder an dem Druck zerbrechen? Etwas fahrig gleite ich mit meiner Hand durch die Haare. „Hey Rick, alles ok?" Samu steht vor mir und guckt mich besorgt an. Ich atme einmal kurz tief ein. „Ja, geht schon. Lass uns anfangen." Ich sehe, dass er mir nicht so ganz glaubt, aber hier ist nicht der Ort und nicht die Zeit, um über alles zu sprechen. Ich schnappe mir meine Gitarre und gehe hinten in den Aufnahmeraum und fange an, die ersten Töne von „Heartbroken" zu spielen. Samu stimmt gleich mit ein und fängt an zu singen. In seiner Stimme schwingt die pure Sexyness und Leidenschaft mit. Osmo, Sami, Raul und Mikko machen große Augen und versuchen, mit einzusteigen. Ich sehe, wie sich eine Mischung aus Stolz und Freude in Mikko breit macht. Wir spielen zusammen, als hätten wir nicht jahrelang Pause gemacht, sondern wie eine Einheit, als wäre es immer so gewesen und als hätten wir den Song schon etliche Male performt. Als wir fertig sind, ist Mikko es auch. Im Gegensatz zu sonst ist er ein Bündel an Emotionen und wischt sich verstohlen ein paar Tränen weg. Ich muss grinsen und gucke in die Runde. „Na, ich würde sagen, der Song kommt auf das neue Album, oder?" Alle nicken und Samu fährt sich durch seine Wuschelmähne. Ich sehe, wie glücklich er ist, dass doch nicht alles verloren ist und wir alle wieder zusammen sind. „Yeeeees", ruft er happy fällt mir in die Arme vor lauter Freude.

Wir spielen noch eine ganze Weile, feilen an Songs, die vor der Trennung noch nicht vollständig waren in Text und Melodie und arbeiten bis spät bis in den Abend hinein. Wir bestellen uns zwischendurch noch Pizza, trinken Bier und machen dann weiter. Als wäre es nie anders gewesen und es fühlt sich verdammt gut und richtig an. Zu später Stunde steigen Samu und ich fertig, aber glücklich in mein Auto ein und machen uns auf den Weg zu mir. „Bist du glücklich, Babe?" frage ich Samu, der mit einem seligen Lächeln auf dem Beifahrersitz hockt. Er nimmt meine Hand und drückt sie. „Das habe ich alles nur dir zu verdanken. Wenn du nicht zurückgekommen wärst, dann wäre die Band jetzt nicht wieder zusammen. Ich wäre immer noch unglücklich mit Etel zusammen und würde mich wahrscheinlich irgendwann selbst kaputt trinken", gesteht er mir offen und ehrlich mit rauher Stimme. „Lass uns nicht mehr daran denken. Wollen wir noch eine Runde in die Sauna, bevor wir schlafen gehen?" „Das ist eine super Idee. Kannst du mich noch bei mir absetzen? Dann hole ich ein paar Sachen und komme dann mit dem Taxi nach, ok?" Ich setze Samu also zuhause ab, damit er für die nächsten Tage ein paar Sachen zusammenpacken kann und fahre schon mal nach Hause, um die Sauna anzustellen. Vor dem Haus steht rund um die Uhr der Wagen der Polizei. Ist schon ein mulmiges Gefühl, so unter Dauerbeobachtung zu stehen, aber ich weiß, wofür es gut ist und hoffe, dass der Spuk bald vorbei ist.

Ich werfe die Sauna an, hole für Samu und mich eine gute Flasche Wein und die kuscheligen Bademäntel. Dann setze ich mich mit meiner Gitarre auf's Sofa und warte, dass mein Liebster kommt. Ich warte und warte und warte, aber Samu kommt nicht.

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt