Teil 10

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Aber Samu kennt mich einfach zu gut. Schon steht er hinter mir und ich spüre seine warme Hand durch das T-Shirt auf meiner Haut. Ich zucke leicht zusammen. „Komm schon Rick, du kannst mir alles sagen, das war schon immer so. Das hat sich nicht geändert. Ich hab dir von meinen Problemen und Sorgen erzählt und du mir von deinen. Was ist los?" Ich schlucke den dicken Kloß in meinem Hals herunter und drehe mich tapfer zu ihm um. Gott sein Blick macht mich fertig. Besorgt sieht er mich an und legt den Kopf dabei leicht schief. Mein Blick fällt auf seinen Hals. Wie gern würde ich mich jetzt daran herunterküssen, über seine nackte Brust bis hinunter zu..., nein, stopp, daran darf ich nicht mal denken,denn das wird nie passieren. Samu ist nicht schwul, er ist so hetero wie man es nur sein kann. So hetero, wie ich es bis zum Tag meiner Abreise aus Helsinki war. Das dachte ich zumindest bis dahin noch. Ihr denkt jetzt bestimmt, ich habe bei meinen Reisen einen Mann kennen gelernt, doch so war es nicht. Mit jedem Tag, den ich fort war, habe ich gemerkt, wie sehr ich Samu vermisse und das dieses Vermissen weit über das hinausgeht, wie man einen guten Freund und Bandkollegen vermissen sollte. Das ist mir erst so richtig in den letzten 2 Monaten klar geworden. Ich konnte an überhaupt nichts und niemanden anderes mehr denken. Ich habe von ihm geträumt und wenn ich aufgewacht bin, war ich traurig, dass meine Träume keine Realität waren. Ich wünsche mir so sehr, ihm nah zu sein, dass es weh tut. Irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten und habe mich in den Flieger nach Hause gesetzt, auch wenn ich damit gerechnet hatte, ihn hier glücklich mit Etel verheiratet und vielleicht schon einem Kind im Arm vorzufinden. Dass es so sein würde wie jetzt, damit habe ich nicht in meinen kühnsten Träumen gerechnet. Aber das macht die Situation trotzdem nicht besser, denn Samu steht auf Frauen, schon immer und das werde ich auch ich nicht ändern können. „Rick?", holt Samu mich aus meinen Gedanken zurück. „Was ist los man? Sag es mir endlich. Bitte." „Es gibt NIEMANDEN, ok und jetzt lass mich bitte damit in Ruhe", werfe ich ihm fast schon ein wenig zu schroff an den Kopf, aber sonst wird er wohl keine Ruhe geben. „Na gut, wenn du meinst",schmollt er und setzt sich zurück an den Tisch. Ich stelle ihm den vollen Kaffeebecher vor die Nase. „Sorry, ich hab es nicht so gemeint, mir steckt die lange Reise und der Flug von gestern wohl noch in den Knochen", lüge ich ihn ein weiteres Mal an. „Passt schon, bin nicht böse", nuschelt er und nippt an dem heißen Getränk. „Kannst du mich gleich nach Hause fahren? Irgendwann mus sich ja da mal hin zurück", fragt er mich sehr zerknirscht und ich sehe ihm an,dass er gar nicht nach Hause will. „Kannst jederzeit herkommen, wenn was ist",biete ich ihm an. „Danke, Rick, bist ein echter Freund, das war schon immer so.Hab dich vermisst, sehr sogar." Oh Gott, seine Worte brennen auf meiner Haut wie Feuer. Und noch immer sitzt er halbnackt vor mir nur im Handtuch herum.Kann er sich nicht mal was anziehen? „Passen dir meine Sachen eigentlich nicht?" frage ich ihn deshalb jetzt. „Warum?" Etwas erstaunt blickt er mich mit großen Augen fragend an. „Na, weil du hier immer noch halbnackt herumsitzt." „Seitwann stört es dich?" Ich rolle mit den Augen. „Stört mich nicht, dachte nur,dir ist vielleicht kalt." „Passt schon, aber hast Recht, ich zieh mir mal was an." Mit dem Kaffeebecher in der Hand verschwindet er in Richtung Gästezimmer,um sich anzuziehen. Oh man, das kann ja heiter werden. Wäre ich doch nur weggeblieben. Ich weiß gerade nicht, was schlimmer ist. Weit weg von ihm zu sein oder in seiner Nähe zu sein. Mein Herz kann sich für keine der beiden Optionen entscheiden. 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt