52

398 19 3
                                    


Als wir fertig sind, verabschiedet sich der Anwalt freundlich von uns dreien und verlässt das Büro. Mikko, Riku und ich bleiben zurück. „Danke Mikko", ich nehme seine Hand und gucke ihm in die Augen. „Wirklich, ich weiß das echt zu schätzen, dass du mir hilfst. Ich...." Mir bleiben die Worte im Halse stecken, weil mir die Tränen kommen von lauter Erleichterung. Ich weiß, es ist noch nicht ausgestanden, aber ich bin so froh, dass ich Hilfe bekomme und dass ich nicht allein bin. Noch vor 2 Wochen war die Welt für mich dunkel und schwarz und hoffnungslos und jetzt habe ich so viele Menschen um mich herum, die für mich da sind. Menschen, die ich liebe, die mir wichtig sind und von denen ich dachte, ich hätte sie verloren, aber sie sind alle wieder da. Mikko, Riku, Osmo, Sami, Raul und auch meine Mama. Und alle akzeptieren, dass ich Riku liebe. Ich bin ein verdammter Glückspilz. Habe ich das überhaupt verdient? Impulsiv und emotionsgeladen wie ich bin, ziehe ich Mikko in meine Arme und drücke ihn fest an mich. Der weiß gar nicht wie ihm geschieht und steht zunächst steif wie ein Brett da, aber dann kann auch er wohl nicht mehr anders und drückt mich an sich. „Mensch Hapa, was machst du denn für Sachen? Warum hast du nicht schon eher mit uns, vor allen Dingen mit mir geredet?" „Weil ich mich geschämt habe, Mikko", schluchze ich jetzt und Riku streichelt mir von hinten behutsam über den Rücken. „Du hast mir doch auch gefehlt, du Idiot", gibt Mikko zu und ich weiß, wie groß solche Worte aus seinem Munde sind. Gefühlsbekundungen jedweder Art sind bei ihm eine absolute Seltenheit. Aber hier zählt einmal mehr wieder das Sprichwort: „Harte Schaler, weicher Kern."

Als ich mich dann endlich von meinem erneuten Gefühlsausbruch etwas erholt habe, gehen wir zurück zu den anderen. „Was hat der Anwalt gesagt?", will Sami sofort wissen. Ich gebe den Jungs einen kurzen Abriss des Gesprächs. „...nur, wie ich Etel jetzt aus meinem Haus raus bekommen soll, weiß ich noch nicht...", sage ich zu guter Letzt. Eine ganze Weile ist es still. Dann ruft Sami plötzlich. „Ich habs", und weil er dabei wie der kleine Wikinger Wiki guckt, der genau das immer ruft, wenn ihm eine Idee gekommen ist,nachdem er sich an der Nase gerieben hat, müssen wir alle lachen, sogar ich.„Also, pass auf, es ist ja immer noch dein Haus, also hast du auch das Recht,jederzeit dort zu tun und zu lassen, was du willst. Wir werden also heute Abend damit anfangen, sie zu belagern. Wir kaufen uns eine Kiste Bier und Chips und alles, was wir sonst so für einen richtigen Männerabend brauchen und werden ganz fürchterlich in deinem Wohnzimmer feiern und laut sein. Wir gucken Eishockey und singen und machen Krach. Das wiederholen wir am nächsten Tag und am nächsten und nächsten, solange, bis sie die Schnauze voll hat und endlich die Biege macht und ihre Koffer packt." Sami ist ganz aufgeregt und guckt wie ein kleiner Junge, der einen tollen Streich ausgeheckt hat, erwartungsvoll in die Runde. Osmo klopft ihm schließlich auf den Rücken. „Das ist genial, Sami,so machen wir das. Wir werden eine fürchterliche Männerparty feiern, dass der ollen Schabracke Hören und Sehen vergeht. Das schaffen wir schon. Einer für alle und alle für einen." Alle heben ihre Flaschen und lassen sie laut aneinanderklirren und mir laufen Tränen der Rührung die Wangen herunter. 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt