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RIKU

Als hätte er es geahnt, klingelt in diesem Moment mein Handy. Mikko. Ich verdrehe die Augen und Samu muss ein bisschen grinsen. Aber ich gehe ran. „Moi Mikko. Mitä voin tehdä sulle?"(Was kann ich für dich tun?) „Moi Riku. Haluaisimme tavata tänään studiossa klo16. Sopiiko teille?" (Wir wollten uns heut um 16 Uhr im Studio treffen, passt euch das?) „Joo, totta kai, me tullaan studioon. Nähdään myöhemmin, moikka. (Ja klar, wir kommen zum Studio. Wir sehen uns später, tschüß)" „Moikka Riku ja kerro terveisiä Samulle." (Tschüß Riku und grüß Samu.) „Weißt du, was er will?", Samu guckt mich skeptisch an. „Hm", ich überlege kurz. „Vielleicht wollen die Jungs über dasselbe sprechen wie wir, vielleicht wollen sie nochmal die Idee mit dem Comeback aufgreifen und mit uns drüber sprechen?" Samu sagt nichts, sondern steht auf und holt sich noch einen Kaffee aus dem Vollautomaten, setzt sich dann nachdenklich wieder an den Tisch und starrt ins Leere. Ich beobachte ihn ganz genau, bestimmt 2 Minuten lang. Dann schleicht sich unbewusst ein Lächeln auf sein Gesicht, stellt seine Augen wieder scharf und guckt mich nun direkt an. Er hält mir die Hand auf dem Tisch hin und ich lege meine hinein. Sanft streichelt er mit dem Daumen über meinen Handrücken. „Lass es uns tun", sagt er dann leise. „Was?" Ich weiß erst nicht so ganz, was er meint. „Lass uns wieder auf die Bühne gehen. Lass uns Musik machen und das tun, was wir am besten können und was uns glücklich macht." „Meinst du das ernst Samu?" Er nickt und zieht an meiner Hand, sodass ich aufstehe und mich breitbeinig auf seinen Schoß setze. Ich ziehe ihn zu mir und lege meine Lippen auf seine. „Ich liebe dich", seufzt Samu in den Kuss. „Und ich dich, du Engel", gebe ich zurück und ziehe leicht an seinen Haaren. „Rick", stöhnt Samu und ich fühle, dass e rschon wieder erregt ist, weil wir so nah zusammen sitzen. „Du kannst wohl nicht genug bekommen, was?" Ich ziehe die Augenbrauen hoch und grinse ihn an. „Von dir werde ich nie genug bekommen Babe", raunt er verführerisch und lässt seine Hand unter mein T-Shirt gleiten. Seine Berührungen elektrisieren mich durch und durch, aber ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass wir leider keine Zeit mehr haben, um Zärtlichkeiten und andere Dinge auszutauschen. Widerwillig und seufzend lösen wir uns voneinander, räumen den Tisch ab, ziehen uns an und sitzen eine halbe Stunde später im Auto auf dem Weg zum Studio, wo wir die anderen treffen. Ich merke, wie Samu unruhig auf dem Sitz neben mir hin und her rutscht. Ich kenne ihn, wenn er einmal eine Entscheidung getroffen hat, will er sie auch sofort in die Tat umsetzen. „Hey, ruhig Blut mein Großer, wir haben noch nicht alle zusammen entschieden, dann muss noch die Plattenfirma mitspielen und bis das Album draußen ist und wir eine Tour geplant haben, vergehen nochmal ein paar Wochen, das weißt du, oder?" „Du kennst mich doch Rick, ich bin einfach zu ungeduldig. Wenn es nach mir ginge, dann würden wir nächste Woche die erste Show spielen." Samu drückt meine Hand und haucht einen Kuss darauf. Schon sind wir am Studio angekommen. Mikko und die anderen Jungs scheinen schon da zu sein, zumindest stehen ihre Autos auf dem kleinen Parkplatz. Wir steigen aus und gehen Hand in Hand rein. Die Begrüßung fällt freudig aus und Osmo grinst über das ganze Gesicht. Was ist denn mit dem los? Wir gehen erstmal nach hinten und ziehen uns einen Kaffee an der Kaffeemaschine, das ist irgendwie automatisch so drin, weil es immer so war. Eine von vielen kleinen Routinen, die auch mit der langen Zeit der Pause nicht vergangen ist. Wir suchen uns einfach alle einen Platz zum Sitzen. Mikko ergreift als erster das Wort. „Also, schön, dass ihr alle da seid und schön, dass es dir, Riku, wieder besser geht, wir haben uns echt Sorgen gemacht. Weiß die Polizei denn schon, wer dahinter steckt?" Ichschüttele den Kopf und berichte von dem abendlichen Besuch, von der Dauerüberwachung vor meinem Haus und dem Plan der Kripo, wie sie die Täter überführen wollen. Als ich so rede, spüre ich, wie Samu beim Gedanken an diesen Plan gleich wieder ganz unruhig wird und sich eine Sorgenfalte auf seiner Stirnbildet. „Keine Angst, Babe, mir geschieht nichts", sage ich leise, sodass die anderen es nicht hören können. Er seufzt kaum merklich auf und angelt nach meiner Hand. Sie ist eiskalt, was wirklich sehr selten bei ihm vorkommt. Eigentlich ist ihm grundsätzlich immer zu warm. Auch Mikko, Osmo, Sami und Raul schauen misstrauisch, aber im Grunde wissen sie wohl, dass es keine andere Möglichkeit gibt, die Täter zu fassen. „Ok, dann mal zu der eigentlichen Sache, warum ich euch hergebeten habe. Bevor Riku zusammengebrochen ist, hatten wir über ein Comeback gesprochen. Wir müssen darüber abstimmen. Ich muss wissen, ob ich einen Termin bei Universal vereinbaren soll. Wenn wir das ganze starten, dann gibt es keine halben Sachen. Dann müssen wir das durchziehen. Das gilt besonders für dich, Samu", er guckt streng in Samu's Richtung. „Man Mikko. Ich dachte, das Thema ist erledigt. Du weißt genau, warum ich aufhören wollte und mit dem Grund bin ich nicht mehr zusammen, also...", Samu ist bockig wie ein kleines Kind. „Ok, entspann dich man, also. Dann lasst uns abstimmen. Wer ist dafür?" 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt