Teil 24

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RIKU

Gedankenverloren stehe ich in der Küche und bereite das Essen für heute Abend vor. Ich fühle mich leer und traurig. Samu hat sich die letzten 2 Tage nicht zurück gemeldet. Ich glaube, er ist einfach zu böse auf mich und ich traue mich nicht mehr, ihn anzurufen. Meine Nachrichten hat er offenbar gelesen, das kann ich an den blauen Häkchen hinter meinen Nachrichten sehen, aber antworten möchte er offenbar nicht. Ich will ihn auch nicht noch mehr nerven. Außerdem ist er bestimmt damit beschäftigt,  den Heiligabend vorzubereiten. Wahrscheinlich feiert er irgendwie mit Etel und Familie zusammen. Ob er zufrieden ist? Ob er sich mit ihr vertragen hat und die beiden einträchtig unterm Weihnachtsbaum zusammen sitzen? Das Klingeln meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken. Ich wische mir schnell die Hände ab und hole es aus der Hosentasche hervor. „Mum?" „Moi, mein Junge, sag mal, kannst du heute Abend zu uns kommen? Papa geht es nicht so gut. Er hat irgendwie Kreißlaufprobleme. Nichts Schlimmes, aber es wäre gut, wenn er nicht mehr Auto fahren müsste." Ich atme durch. Auch das noch. „Ja klar, kein Thema. Ich pack dann einfach alles ein, was ich eingekauft habe." „Schön, wir freuen uns so, dass wir wieder mit dir Weihnachten feiern können." „Ich freu mich auch, Mum", sage ich etwas gequält. „Alles ok mit dir mein Sohn? Du klingst ein wenig traurig." Mütter, man kann ihnen halt nichts vormachen. „Ich erzähl es euch nachher ok? Mach dir keine Sorgen. Ich bin dann gegen sechs da, ja?" „Ok, bis nachher Riku und fahr vorsichtig. Es ist spiegelglatt auf den Straßen." Ich rolle mit den Augen, gut, dass sie es nicht sieht. „Natürlich Mum, wie immer, nähdään. Moi moi." Ich lege auf und seufze. Irgendwie hört man nie auf, Kind zu sein, egal wie alt man wird. Auch, wenn man die halbe Welt bereist hat. Komisch. Aber so muss es wohl sein. Ein bisschen Zeit habe ich noch, bis ich los muss, also beschließe ich, mich noch ein bisschen in der Sauna zu entspannen. Ich packe die Lebensmittel wieder in den Kühlschrank und schmeiße schon mal die Sauna an.

Als sie eine halbe Stunde später auf voller Temperatur ist, ziehe ich mir den Bademantel über und nehme mein großes weiches Saunatuch zum Drunterlegen mit. Es ist eisig kalt, als ich durch den Garten gehe, umso angenehmer ist die entspannende Wärme drinnen. Ich lege mich lang auf die mittlere Holzbank und schließe die Augen. Wie gut das tut. Diese Stille. Kein Handy, kein Türklingeln, keine Musik oder sonstige Dinge, die mich umgeben. Ich schließe die Augen und lasse meine Gedanken einfach schweifen. Ganz automatisch wandern sie zu dieser einen Person, die sich scheinbar fest in meinem Herzen verankert hat und ich kann einfach nichts dagegen tun. Ich sehe seine strahlend blauen Augen und seine blonden Locken, von denen ihm immer wieder einzelne Strähnen ins Gesicht fallen, vor mir. Wie gern würde ich ihn berühren und sieihm zärtlich aus dem Gesicht streichen. Ihn küssen. Wie sich sein Kuss wohl anfühlen mag? Ich bin mir sicher, dass er leidenschaftlich gut küsst. Ich weiß nicht, wieso. Samu ist generell ein leidenschaftlicher Mensch. Alles, was er tut, macht er mit vollem Herzen. Keine halben Sachen. Nur dieses eine Mal hat er sich von dieser kleinen braunhaarigen Hexe fremdsteuern lassen und ich frage mich, wie ich ihm helfen kann. Ich setze mich hin, zu sehr wühlen mich meine Gedanken auf und ich weiß, was ich tun muss. Ich werde Mikko anrufen, mit ihm reden, weil ich denke, dass er der einzige ist, der Samu jetzt helfen kann. Ich hoffe nur, dass er nicht gleich wieder auflegt, wenn ich ihm den Grund meines Anrufs nenne. Er war ziemlich sauer, als Samu alles hinschmeißen wollte und uns seine Entscheidung verkündet hat. Ich schaue auf die Uhr. Ich sitze schon 20 Minuten hier drin. Zeit, sich ein wenig abzukühlen. Schnell schlüpfe ich in den Bademantel, ziehe mir die Saunaschlappen an und gehe rüber ins Haus. Erstmal kalt abduschen und dann gemütlich auf dem Sofa sitzen. Als sich mein Kreislauf ein wenig erholt hat, gehe ich in die Küche, hole mir einen Kaffee und mein Handy und suche Mikko's Nummer aus der Kontaktliste raus. Ich atme einmal tief durch. „Also los", sage ich zu mir selbst, um mir ein wenig Mut zu machen und drücke auf den grünen Wählknopf. Nach nur dreimal klingeln knackt es kurz in der Leitung. „Saukkonen", meldet er sich mit wie immer etwas brummeliger Stimme. „Mikko, hier ist Riku." 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt