Teil 9

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„Warum hast du dich nie gemeldet, Rick? Ich hätte dich gebraucht, so sehr, aber du warst einfach nicht da." Mir jagt eine Gänsehaut über den ganzen Körper bei seinen Worten. „Ich weiß, Samu, aber es hat einfach alles so weh getan, weißt du? Diese ganze Sache mit Sunrise Avenue, das war, neben meinen kleinen vielen Arrangements, einfach was ganz Großes, das Beste, was mir je passiert ist. Ich konnte nicht hierbleiben, alles hier hat mich immer wieder an unsere gemeinsame Zeit mit den Jungs erinnert. (..und an DICH, denke ich für mich, spreche es aber natürlich nicht laut aus.) Ich musste einfach weg von alldem. Ich weiß, ich habe gesagt, ich stehe hinter dir und deiner Entscheidung, und das habe ich auch, aber ich hatte Angst, dass ich dir das immer wieder vorhalte und dir Vorwürfe mache. Das wollte ich nicht. Ich wollte unsere Freundschaft nicht kaputt machen. Dafür bist du mir zu wichtig", bei den letzten Worten spüre ich, wie mir die Röte erneut ins Gesicht schießt und ich hoffe, dass Samu es nicht bemerkt. „Vielleicht hätte ich mich melden sollen, ich weiß es nicht, Samu. Außerdem dachte ich, du wärst glücklich und würdest all das sowieso nicht vermissen, im Gegenteil. Deshalb habe ich geschwiegen." Er schaut mich die ganze Zeit intensiv an und durchbohrt mich fast mit seinen blauen Augen. Kann er nicht mal damit aufhören? Oh man. Aber er lässt es einfach nicht. Nervös rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her, bis ich es schließlich nicht mehr aushalte und aufstehe. „Noch Kaffee?", frage ich ihn und er nickt. Kaffee ist immer eine gute Ausrede. Ich greife nach seinem Becher, um ihn zu nehmen, doch im selben Augenblick legt er seine Hand darüber und hält mich fest. „Du hast mir wirklich gefehlt Rick, du bist der Mensch, der mich am besten kennt und alles über mich weiß. Du glaubst nicht, wie erleichtert ich mich fühle, dass du zurückgekommen bist." Oh fuck, ein Strudel aus Gefühlen droht mich in die Tiefe zu reißen bei seinen Worten. Meine Hände werden feucht vor lauter Nervosität, die ich versuche, gelassen zu überspielen. Ich ziehe meine Hand mit der Tasse darin unter seiner schnell weg und drehe ich mich um zur Kaffeemaschine. „Wir päppeln dich schon wieder auf, ystäväni", verspreche ich mit zitternder Stimme und räuspere mich einmal.

„Was ist mir dir, Rick?", fragt er plötzlich, „gibt es bei dir jemanden, der dir besonders wichtig ist? Hast du jemanden kennengelernt in den letzten 2 Jahren?" Zum Glück stehe ich mit dem Rücken zu ihm und warte darauf, dass der Kaffee in die Tassen läuft, dann sieht er nicht, dass ich weinen muss, weil seine Frage sich in mein Herz bohrt, wie eine giftige Pfeilspitze. Ich krame schnell ein Taschentuch hervor und schnäuze mich.Verstohlen wische ich mir die Tränen weg und atme tief durch. „Nein, Samu, es gibt niemanden in meinem Leben, der mir besonders wichtig ist, den ich liebe",behaupte ich mit Inbrunst. Dabei werde ich schon wieder knallrot und hoffe, ersieht es nicht, weil es eine eiskalte Lüge ist. 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt