Teil 17

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Mir fällt im Moment eigentlich nur eins ein. Nämlich, ihn irgendwie von seinem Kummer abzulenken. „Hast du schon was vor heute?", frage ich hoffnungsvoll. Erseufzt. „Nein, nichts, keine Termine oder so, warum fragst du?" „Wir machen uns nen lauen Männertag. Ich muss erst dringend einkaufen, die Vorräte hier sind ziemlich aufgebraucht und ich wollte nen Tannenbaum kaufen, weißt du? Meine Eltern kommen doch am Heiligabend ..naja.." Ich sehe ihn wieder ein bisschen lächeln und es ist, als ob die Sonne aufgehen würde. „Bin dabei", sagt er kurz und knapp. Mein Herz macht einen Satz vor lauter Freude bei dem Gedanken daran,einen ganzen Tag mit Samu zu verbringen. Ich muss mich zusammenreißen, meine Freude nicht zu sehr zu zeigen, sonst schöpft er noch Verdacht. „Na los, dann lass uns mal fahren, ich habe schon alles aufgeschrieben." Ich lege ihm den Einkaufszettel hin und seine Augen werden ganz groß beim Anblick der langen Liste. „So viel?" „Ja, nix mehr da." „Mennäänks...hast du ne Jacke für mich über?" Ach ja stimmt, er ist ja ohne alles hier aufgekreuzt. Aber natürlich besitze ich mehr als eine Winterjacke und Mütze. Wir gehen in den Flur und ziehen uns was Warmes über. Dann verlassen wir das Haus und fahren zuerst zu dem nächsten großen Supermarkt, in dem wir zum Glück recht unbehelligt einkaufen können, weil wir hier zuhause sind. Ich packe Rotwein, Glögi, Sekt und auch noch leckere Knabbereien für Weihnachten und vielleicht auch schon Sylvester inden Einkaufswagen. Mir fällt auf, dass Samu hier mit mir beim Einkaufen total gelöst und entspannt ist. Ich muss lächeln. So gefällt er mir noch besser und fast habe ich das Gefühl, ein Stückchen von dem alten Samu wiederzufinden. „Ist was?", fragt er mich. „Nein, wieso?" Mist, ich fühle mich gerade ziemlich ertappt und merke, wie meine Wangen rot werden. „Du grinst mich so an", bemerkter argwöhnisch. „Naja, du wirkst auf einmal so entspannt, nicht mehr so nervös und unter Strom, weißt du. Hab mich nur drüber gefreut, dass es dir im Augenblick etwas besser geht." Puh, da hab ich mich glaub ich nochmal ganz gut gerettet. „Stimmt", sagt er dann und lächelt jetzt auch. „Ist schön, einfach so entspannt mit dir hier einzukaufen. Nicht über Probleme nachdenken, einfach was alltägliches tun, ohne Stress und Gemecker. Ich fühl mich einfach gerade wohl,Rick", sagt er mit seiner tiefen wohlig klingenden Stimme und mir läuft eine Gänsehaut über den ganzen Körper, so sehr freue ich mich über seine Worte,obwohl ich weiß, dass sie für ihn nicht dieselbe Bedeutung haben wie für mich. „Hyvä",erwidere ich also nur und schiebe weiter in den nächsten Gang mit dem Brot und packe alles Nötige auch hier ein. Als wir fertig sind und die Einkaufsliste abgearbeitet haben, ist der Wagen randvoll und wir schieben zur Kasse. Die Rechnung ist entsprechend hoch, aber das ist egal. Ich freu mich, dass mein Haus so nach und nach wieder zu MEINEM Zuhause wird und gut gefüllte Schränke gehören für mich nun mal einfach dazu. Nachdem wir alles in großen Einkaufstaschen im Kofferraum verstaut haben, schiebe ich noch den Einkaufswagen zurück und Samu nimmt schon mal im Auto Platz. Dann lasse ich mich auch auf den Sitz plumpsen und starte den Motor. „Nyt tarvitsen vielä jouluruusen." „Okei,ajataan." Wir fahren zum Weihnachtsbaumhändler, bei dem ich schon die ganzen letzten Jahre meinen Baum gekauft habe und gehen zwischen den verschiedenen Bäumen hin und her. „Was hälst du von dem hier, Rick?" Samu bleibt vor einem mittelgroßen Baum stehen, der mir auch gut gefällt. Ich gehe einmal rund herum und ich muss sagen, er hat eine gute Wahl getroffen. „Joo, den nehmen wir." Ich hole den Händler und er kommt mit der Axt, denn hier werden die Bäume frisch vom Stamm geschlagen. Er verpackt ihn uns in einem Netz und hilft uns sogar, ihn auf dem Dachträger zu befestigen. Zufrieden fahren wir wieder zurück zu meinem Haus und ich freu mich, dass ich nicht alles allein hineinschleppen muss. „Kiitos avusta",bedanke ich mich deshalb bei meinem besten Freund. Der stellt ein wenig schnaufend die schweren Einkaufstaschen auf der Arbeitsfläche ab. „Das mach ichgern, Riku, ich freu mich so, dass du wieder da bist und ich bin so froh, dass du mir zugehört hast und mich nicht einfach wieder weggeschickt hast." Mitleuchtenden Augen und steht er vor mir und zieht sich die Mütze vom Kopf,sodass ihm seine blonden Locken wieder ins Gesicht fallen. Sch..., er siehteinfach zum anbeißen aus, wie er da so steht. „Das hätte ich nicht übers Herz gebracht, das weißt du." Das hätte ich wohl besser nicht sagen sollen, dennschon hat er die Arme um mich geschlungen und drückt mich fest an sich. Mein Puls steigt ins Unermessliche und ich hoffe, dass er nicht spürt, wie mein Herz von innen gegen meine Brust hämmert. „Es ist so schön, dass du wieder da bist,kaipasin sinua niin paljon", sagt er mit kratziger Stimme und greift mir obendrein auch noch mit der Hand an den Hinterkopf und vergräbt seine Fingerkuppen in meinen Haaren. 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt