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SAMU

„Es ist besser, wenn wir uns trennen", sagt er leise. Ich kann die Worte kaum begreifen, die Rick da sagt. Wie durch einen Schleier passiert das alles und doch scheint es wahr zu sein. Die folgenden 2 Minuten laufen wie in Trance ab und schließlich werfe ich ihn aus dem Haus, weil ich seine Nähe nicht mehr ertragen kann. Der Schmerz zerfrisst mich von innen heraus. Als die Tür mit einem lauten Knall hinter ihm zufällt, rutsche ich an der Wand herunter und falle in mich zusammen. Ich versinke in einem Meer aus Tränen und alles, was die letzten Wochen endlich wieder schön war, schwimmt darin fort. „Warum Rick?", schluchze ich vor mich hin. Aber ich weiß, dass ich keine Antwort auf all das, was mir unbegreiflich ist, bekommen werde. Wir hätten doch miteinander reden können. Warum hat Sanna ausgerechnet an diesem Abend mit dem Kinderthema angefangen? Hätte dieses Gespräch zwischen ihr und mir nicht stattgefunden, wäre jetzt alles gut zwischen Riku und mir, oder nicht? Ich weiß nicht, wie lange da hocke, ich habe das Gefühl für Zeit verloren. Irgendwann habe ich keine Tränen mehr, zumindest nicht für diesen Moment und starre auf einen weißen Fleck an der Wand, als ob ich dort die Lösung für alles finden könnte, doch es passiert einfach nichts. So fühlt sich alles an. Wie ein großes, leeres Nichts. Am liebsten möchte ich darin verschwinden, aber ich bin hier und mein Herz liegt in 1.000 Scherben.

Das Vibrieren meines Handys reißt mich aus der Tiefe. Ich schaue auf das Display. Es ist Mikko. „Ja?", melde ich mich mit belegter Stimme. „Samu? Was ist passiert? Du klingst schrecklich." Ich kann ihm nichts vormachen. Mikko kennt mich einfach viel zu gut. Er hört sofort, wenn etwas nicht stimmt. Dafür haben wir einfach schon viel zu viel durchgemacht.„Rick.....", ich kann kaum seinen Namen aussprechen, es tut einfach zu weh. „Was ist mit Riku?", hakt Mikko ungeduldig nach. „Er hat sich von mir getrennt." „Was? Wann? Warum?", typisch Mikko, die Ungeduld in Person. „Ich weiß es nicht, nicht so richtig, ich....ich...", wieder fange ich an zu schluchzen. „Bleib wo du bist Samu, ich bin gleich bei dir." Ich lege auf und weine erneut los. Ich bleibeeinfach an Ort und Stelle sitzen, unfähig, mich zu bewegen oder irgendetwas Sinnvolles zu tun. 10 Minuten später klingelt es an der Haustür, mehrmals, ungeduldig. Das muss Mikko sein. Ich rappele mich hoch und öffne mutlos die Tür. „Samu? Mein Gott, du siehst ja furchtbar aus." „Mikkooo", schluchze ich und schon geht es von vorne los. Er nimmt mich in den Arm und tröstet mich.„Mensch Samu, was ist denn los mit euch beiden? Ihr wart doch so glücklich, gerade frisch zusammen, was ist denn nur passiert?" Er wartet ab, bis ich mich ein bisschen beruhigt hab. Dann gehen wir in die Wohnküche. Ich mache uns erstmal einen Kaffee und Mikko setzt sich an den Tresen. „So, erzähl mal, Großer." Ich setze mich ihm gegenüber und erzähle ihm, was passiert ist und weshalb Riku mich verlassen hat. Er hört aufmerksam zu, zieht aber so nach und nach, während ich rede die Stirn kraus. Als ich fertig bin, trinkt er erstmal einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse. „Merkwürdig, das klingt überhaupt nicht nach Riku. Er gibt doch nicht so schnell auf, nicht, wenn er jemanden so sehr liebt, wie er dich liebt." „Vielleicht hat er mich ja nicht richtig geliebt", seufze ich traurig. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht Samu, du hättest euch beide mal sehen sollen. Nein, das kommt mir alles komisch vor. Irgendwas ist faul an der Sache, ich weiß nur noch nicht was." „Aber was sollen wir denn machen, wenn er nicht mehr will? Ich kann ihn doch nicht zwingen, mit mir zusammen zu sein, oder?" „Und wenn ich mit ihm nochmal rede?", er schaut mich fragend an. Ich überlege. „Wenn du meinst, dass das irgendeinen Sinnmacht, dann tu das. Aber seine Entscheidung klang sehr endgültig", schließe ich traurig. Mikko seufzt. „Ach Mensch Samu, das tut mir ehrlich leid, für euch beide."  

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt