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Endlich kommt der Arzt aus der Tür und hinter ihm zwei Schwestern, die ein Bett schieben, an dem ein Tropf hängt. Der Anblick schockiert mich zutiefst und sorgt dafür, dass sich mein Herz schmerzvoll zusammenzieht. „Samu", flüstere ich leise und wieder laufen mir Tränen über das Gesicht. „Was ist mit ihm?" fragt Mikko sofort. Der Arzt schaut skeptisch, weil er uns logischerweise nicht glaubt, dass wir alle seine Brüder sind, also ergreift Eve die Initiative. „Ich bin seine Mutter. Was ist mit meinem Sohn?" „Frau?" „Vaasmaa, Eve Vaasmaa, also?" Ich wusste nicht, dass diese kleine Person so hartnäckig sein kann. Der Arzt wirkt regelrecht eingeschüchtert. „Ihr Sohn hat diverse Prellungen, Blutergüsse und ein Schädel-Hirn-Trauma, da er mehrere Tritte und Schläge am Kopf abbekommen hat. Außerdem hat er eine Platzwunde über dem Auge, die wir mit 5 Stichen genäht haben. Er scheint keine inneren Verletzungen zu haben. Er hat wirklich Glück gehabt. Er muss jetzt ruhig liegen und darf sich nicht aufregen. Wir haben ihm Schmerzmittel gegeben und ihn für heute Nacht erstmal ruhig gestellt. Morgen früh sehen wir weiter. Dann kommen auch die Beamten wieder, die den Krankenwagen herbegleitet haben und werden ihn befragen, sofern er vernehmungsfähig ist. Sie alle sollten jetzt nach Hause fahren und sich ausruhen. Sie können heute nichts mehr für ihn tun." „Das können sie vergessen. Ich werde keinen Millimeter von seiner Seite weichen", herrsche ich den Arzt an. „Das ist nicht erlaubt. Bitte, er braucht Ruhe. Das ist das Beste für ihn." „Komm Riku", sagt Eve zu mir und legt mir die Hände auf die Schultern. „Wir kommen morgen wieder. Samu schläft jetzt." Ich muss mich geschlagen geben. Mit hängendem Kopf gehen wir alle schweigend zusammen den Krankenhausflur entlang zum Parkplatz. „Ich bring dich nach Hause", bietet Osmo mir an. „Danke", sage ich geknickt. Wir verabschieden uns und fahren dann alle wieder nach Hause. Ich weiß jetzt schon, dass ich heute Nacht sowieso kein Auge zukriegen werde, weil ich solche Angst um Samu hab.

Müde und geschafft schließe ich die Haustür auf und finde den Wein auf dem Wohnzimmertisch vor, den ich für Samu und mich hingestellt hatte. Ich wollte einen schönen und romantischen Abend mit ihm verbringen nach der ganzen Arbeit. Mit ihm in die Sauna gehen, ein Glas Wein trinken, reden, naja, vielleicht Liebe machen, was auch immer. Jedenfalls wünsche ich mir im gerade nichts sehnlicher als einfach das. Mit ihm hier sitzen, seine Stimme zu hören und ihn einfach bei mir zu wissen. Der Mensch, dem ich wirklich alles erzählen und dem ich alles anvertrauen kann. Mit ihm ist mir einfach nichts peinlich. Wir verstehen uns blind. Samu ist mir so nah wie noch nie ein Mensch zuvor es gewesen ist. Er hat mich einfach vollkommen für sich eingenommen. Meine Seele, mein Herz und meinen Körper. Ich würde ihm bedingungslos mein Leben anvertrauen. Während ich so über all das nachdenke, laufen mir schon wieder die Tränen herunter. Ich kann es nicht verhindern. Diese Verzweiflung und dieser Schmerz, der in mir wohnt, weil ich solche Angst um ihn habe, kann ich einfach nicht kontrollieren. Ich öffne die Flasche Wein, gieße mir einen Schluck ein und trinke. „Auf dich mein geliebter Schatz", flüstere ich leise vor mich hin. Ich schaue auf die Uhr, inzwischen ist es schon ein Uhr nachts und wenn ich morgen fit sein will, um wieder zu Samu ins Krankenhaus zu fahren, sollte ich jetzt wirklich mal schlafen gehen oder es zumindest versuchen. Ich trinke noch schnell aus, gehe ins Bad und schlüpfe dann doch ziemlich erschöpft unter meine Bettdecke. Mir ist kalt, ich friere, niemand ist hier, an den ich mich ankuscheln kann. Samu ist immer so schön warm. In dem Punkt bin ich eindeutig der weibliche Part in unserer Beziehung. Ich bin die Frostbeule, die sich an ihrem Liebsten die Füße wärmt. Ich ziehe das Kopfkissen von seiner Seite rüber zu mir und vergrabe mein Gesicht darin. Es duftet nach ihm. So schaffe ich es irgendwann schließlich doch in den Schlaf. 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt