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SAMU

Nach ein paar Mal klingeln nahm er auch schon ab. „Moi Samu, du schon wieder. Was ist los?" „Ich muss mit dir sprechen Mikko." „Du klingst so ernst, was ist passiert?" Also fing ich an zu reden und erklärte ihm, möglichst schonend und mit Bedacht gewählten Worten, wo ich war und wie das Gespräch dort verlaufen ist. Als ich fertig war, herrschte für einen kleinen Moment lang Stille am anderen Ende der Leitung. Ich hörte, wie Mikko ziemlich laut atmete und sich richtig beherrschen musste, um nicht die Fassung zu verlieren. Ich hatte förmlich das Bild vor Augen, wie er rot anlief, seine Halsschlagader anfing zu pochen und er jeden Moment wie ein Vulkan ausbrechen würde. „Saaaamuuu", fing er jetzt an und dass er die Vokale in meinem Namen solang zog, machte mir echt Angst. „Was hast du dir dabei gedacht, OHNE MICH, dorthin zu fahren und mit denen zu sprechen. Bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen?" fragte er mich, zwar ohne loszubrüllen, aber dann doch in einem ziemlich eisigen Ton. Er war also sauer. „Mikko, bitte versteh mich doch. Ich habe wegen einer Lüge unsere Bandgeschichte beendet und wollte sie jetzt nicht mit einer Lüge wieder beginnen. Ich will Riku, das ist für mich die einzige Möglichkeit, ihm zu zeigen, wie ernst es mir ist und wie sehr ich ihn liebe." „Das hab ich auch verstanden, Samu, aber wie willst du den anderen Jungs erklären, dass alles, worauf sie sich gefreut haben und wofür sie gearbeitet haben, wieder vor die Wand fährt wegen deiner persönlichen Angelegenheiten? Hast du auch nur eine Sekunde darüber mal nachgedacht?" „Ich bin mir sicher, sie werden mich verstehen", sagte ich nur und das stimmte. Mikko schnaufte im Hintergrund. „Ich hoffe wirklich für dich, Samu Aleksi Haber, dass diese Geschichte hier für uns alle gut ausgeht und Universal dem ganzen positiv gegenübersteht, sonst weiß ich echt nicht, was ich mit dir mache." Er klang fast schon ein bisschen verzweifelt und ich konnte ihn auch gut verstehen, immerhin hat er mir immer geholfen, mich aus dem Mist, in dem ich mich immer reinmanövrierte wieder herausgeholt und hatte alles für mich riskiert. Und wie dankte ich es ihm? Indem ich den nächsten Blödsinn machte. „Es wird alles gut gehen Mikko, das hab ich im Gefühl, vertrau mir." „Ich hoffe echt, dass dich dein Gefühl nicht täuscht, Samu. Hast du eigentlich schon versucht, Riku zu erreichen und es ihm zu erzählen?" Ich seufzte und fuhr mir verzweifelt durch die Haare. Sobald sein Name fiel, bekam ich gleich einen Kloß im Hals. „Er ignoriert mich, ich krieg ihn einfach nicht zu fassen. Ich werde jetzt erstmal abwarten, wie Universal sich entscheidet und dann werde ich mit ihm reden." „Das tut mir wirklich leid zu hören, Samu. Ich hätte euch beiden wirklich gewünscht, dass ihr glücklich zusammen seid." „Danke, ich weiß das zu schätzen." „Ok, hoffen wir das Beste. Wenn Universal sich bei mir meldet, gebe ich dir Bescheid und umgekehrt auch, ok?" „Ok, Moikka Mikko." „Moikka Samu." Ziemlich erschöpft legte ich auf. Das Gespräch war ja besser gelaufen, als ich erwartet hatte und mein Kopf war auch noch dran. Ich trank einen großen Schluck aus dem Glas Wein und schnappte mir meine Gitarre. Das Wetter war heute einigermaßen mild, sodass ich mit beidem raus auf die Terrasse ging, von wo ich einen ziemlich schönen Ausblick in die Natur hatte und setzte mich hin. Auch wenn es mir schwerfiel und ich innerlich brodelte, musste ich mich jetzt in Geduld üben und einfach nicht die Hoffnung verlieren, dass alles zu einem guten Ende kommen würde. 

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