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Ein paar Tage später:

RIKU

Nervös tippele ich vor dem Hintereingang der Location,in die etwa 5000 Leute passen, auf und ab und werfe einen Blick auf die Uhr. Zum gefühlt 100sten Mal in den letzten 2 Minuten. Wann macht Mikko endlich diese verdammte Tür auf? Ich krame mein Handy aus der Hosentasche, um nochmal zu prüfen, ob Ort und Zeit auch stimmen, die er mir geschrieben hat. Aber es ist alles richtig. Endlich öffnet sie sich und heraus kommt ein volltätowierter, dunkelhaariger Finne, der versucht, mich böse anzugucken, mich dann aber ebenso schnell in seine Arme zieht und mir auf die Schultern klopft. „Endlich bist du da Mann. Das geht gar nicht mehr mit dem Blonden. Man Riksa, was mach ich nur mit euch beiden." „Ich hab solche Angst, Mikko." Ich legt mir eine Hand auf meine Schulter und guckt mich an. „Er wird überglücklich sein, dass du wieder da bist. Los komm, aber leise." Er packt meine Hand und zieht mich ins Innere des Gebäudes. Vorbei an dem Bereich, wo ein kleines Sofa steht, von dem mir jetzt Samu's Stimme entgegenschallt. Eine Gänsehaut am ganzen Körper ist die Folge und ich werde noch nervöser, als ich ohnehin schon bin. Aber zum Glück können wir ungesehen und unbemerkt vorbeischleichen. Mikko zieht mich weiter in einen einen der Räume. „Warte hier, die Jungs gehen in 15 Minuten auf die Bühne. Wenn Osmo sein Solo spielt kommt Jukka und gibt dir Bescheid, ok? Danach geht es dann mit „Beautiful" weiter. Da steigst du ein. Die Stagehands sind eingeweiht und geben dir dann die Gibson, ok?" Ich atme tief ein. Wie immer hat Mikko hat alles genau durchdacht und geplant. „Glaubst du, du packst es auch ohne die Proben?" Ich seufze und fahre mir durch die Haare. „Ich pack das Boss." Endlich lächelt unser Manageri auch mal. „Ok, bis später." Jetzt heißt es warten, warten, warten. Mikko hat mir die Setlist hier gelassen und ich werde von Minute zu Minute nervöser. Nach ungefähr der Hälfte des Konzerts bin ich endlich dran. Ich höre ein geschäftiges Rumoren vor der Tür. „Let's go", höre ich Samu sagen und sehe genau vor mir, wie sie jetzt alle im Kreis stehen und unser Bandritual durchführen, was wir immer vor jeder Show gemacht haben, um uns Mut zu machen. Danach höre ich ein atemberaubendes Tosen des Publikums. Die Menschen rasten förmlich aus. Schade, dass ich das nicht sehen kann, aber ich muss hier ausharren, sonst ist die ganze Überraschung dahin. Mein Herz macht einen kleinen Freudensprung. Offensichtlich sind unsere Fans uns nicht mehr böse über das plötzliche Ende und freuen sich darüber, dass wir wieder da sind. Ich lausche genau auf die Gitarrensolos. Jukka macht seine Sache wirklich gut,  das muss ich neidlos anerkennen und ich freue mich auch, dass er scheinbar wieder einen Platz in der Band gefunden hat. Wer weiß, vielleicht können wir ja künftig ab und zu sogar mal mit 3 Gitarren auf der Bühne stehen. Das gäbe bestimmt einen sehr fetten Sound. Nach ungefähr 45 Minuten, die sich gezogen haben wie Kaugummi höre ich Osmo's Keyboard Solo. Es klingt genauso wunderschön wie früher. Die Tür geht auf und ein verschwitzter und blonder, aber glücklicher Finne steht vor mir. „Rick. Wie geil das du da bist." „Jukka, danke man, ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dir bin." „Hab ich gern gemacht. Aber rechts von Samu auf der Bühne ist dein Platz. Los, schnapp ihn dir und hol ihn dir zurück. Die warten auf dich." Wir klatschen ab mit High Five und ich gehe nervös den engen Gang in Richtung Bühne, wo Mikko auf mich wartet. Ein Stagehand kommt mit der Gibson auf mich zu und verkabelt mich schnell. Sogar an meine In Ears hat Mikko gedacht und reicht sie mir jetzt. Endlich sitzt alles da, wo es sitzen soll. „Warte, bis Samu wieder vorn am Mikro steht, sonst sieht er dich noch vorher." Osmo lässt die letzten Töne erklingen und fast nahtlos fängt Sami an, die Sticks aneinanderzuschlagen und anzuzählen. Noch im Gang fange ich an, das Intro von Beautiful zu spielen und gehe dabei langsam auf die Bühne, wo mein Herz fast stehen bleibt, als ich Samu von hinten am Mikro stehen sehe. Noch hat er mich nicht bemerkt, aber es ist nur eine Frage von Sekunden, denn die Menge tobt, als sie mich sieht und macht wild gestikulierende Bewegungen, um Samu zu signalisieren, was hinter ihm los ist. 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt