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SAMU

„Kleiner wilder Tiger?" Ich ziehe die Augenbrauen hoch und muss grinsen. Hat er das gerade wirklich gesagt? Ich lege meine Hand an sein Gesicht und ziehe ihn zu mir, um ihm einen liebevollen Kuss zu geben. Dann ziehe ich mich vorsichtig aus ihm zurück. Rick zuckt kurz zusammen. „Alles ok?", erkundige ich mich etwas erschrocken. „Ja, alles gut, mach dir keine Sorgen, Babe", erwidert er und ich sehe in seinen Augen, dass er die Wahrheit sagt. „Wollen wir erstmal duschen gehen?" schlägt Rick vor und deutet dabei auf seinen Bauch, auf dem immer noch das Ergebnis unseres Liebesaktes verteilt ist. Ich nicke und verschwinde schonmal in Richtung Bad. Es dauert nicht lange und Riku steigt zu mir unter die warme Regendusche und umschlingt mich von hinten mit den Armen. Ich greife seine Hände und halte sie fest über meinem Herzen. Meinen Kopf lege ich dabei auf seiner Schulter ab, während weiter das warme Wasser über unsere Körper läuft. „Fühl mal", flüstere ich. Einen Moment lang halten wir beide ganz still und sagen nichts. Nur das Plätschern des Wassers ist das einzige Geräusch. „Ich fühle deinen Herzschlag", raunt Rick mir ins Ohr. Ich drehe mich zu ihm um und lege meine Stirn an seine, während ich meine Hände in seinen Haaren am Hinterkopf vergrabe. „Es schlägt nur für dich, Rick. Ich hätte dich fast verloren. Ich weiß nicht, was ich dann gemacht hätte." Ich löse mich von ihm und betrachte die immer noch leicht sichtbaren Blessuren auf seinem Körper und spüre, dass sich Tränen in meinen Augen sammeln, wenn ich daran denke, wie ihm diese beiden Typen wehgetan haben. „Ich werde nicht zulassen, dass dir je wieder jemand etwas antut. Ich passe auf dich auf, hörst du Rick, ich...", weiter komme ich nicht, denn Rick verschließt meine Lippen mit seinen warmen weichen Lippen zu einem liebevollen Kuss.

Nach dem Duschen kuscheln wir uns wieder ins Bett, denn es ist schon spät und wir sind müde. Da ich keine Sachen hier habe, bekomme ich ein T-Shirt und eine Boxershorts von Riku. Als wir es und gerade gemütlich gemacht haben, klingelt es bei Riku an der Tür. Wir schauen uns beide leicht verwirrt an. „Erwartest du noch jemanden?" frage ich Riku. Der schüttelt mit dem Kopf, schält sich aber etwas genervt wieder aus dem Bett und geht runter zu Tür. Stimmen dringen zu mir herauf und weil mir das alles komisch vorkommt, gehe ich ebenfalls nach unten. Dort sehe ich 2 Polizeibeamte in der Tür stehen. „Guten Abend", sage ich freundlich. „Und sie sind?", erkundigt sich der eine Polizist. „Samu Haber, der Lebensgefährte von Herrn Rajamaa", erkläre ich mich. Die beiden Polizisten gucken kurz etwas verwirrt. „Also Herr Rajamaa. Wir haben die beiden Täter anhand ihrer Beschreibungen leider noch nicht ermitteln können, sind aber weiterhin fieberhaft auf der Suche. Scheinbar sind sie bisher polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Wir werden daher ständig eine Streife vor ihrem Haus postieren, die sie bewacht. Bitte wundern sie sich daher nicht. Wir gehen davon aus, dass die beiden in den nächsten Tagen wieder versuchen werden, sie zu kontaktieren und dann schlagen wir zu." Ich kann kaum glauben, was ich da höre. „Moment mal, soll das etwa heißen, sie wollen Riku als Köder benutzen, um die beiden zu kriegen?" Ein Nicken ist die Antwort auf meine Frage. „Auf keinen Fall, das lasse ich nicht zu. Das ist viel zu gefährlich. Wissen sie etwa nicht, was die beiden ihm angetan haben?" Ich rege mich so auf, dass meine Stimme ziemlich laut wird. Ich kann es überhaupt nicht kontrollieren. „Jetzt beruhigen sie sich bitte. Soweit wird es nicht kommen. Sobald die beiden auch nur in die Nähe von Herrn Rajamaa kommen, greifen wir sofort ein." Ich will etwas sagen, aber Riku greift meine Hand. „Es ist ok Samu, hab ein bisschen Vertrauen, wenn das der einzige Weg ist, um sie zuschnappen." Ich verstehe nicht, wie er so ruhig dabei bleiben kann. Ich möchte schreien, reiße mich aber in Gegenwart der Beamten zusammen. „Ok, dann weiß ich Bescheid, danke", sagt Riku ganz cool, aber ich spüre am Zittern seiner Hand, die in meiner liegt, dass er auch Angst hat. „Einen schönen Abend dann noch. Bis bald", verabschieden sich die beiden und verschwinden wieder in der Kälte. Als Riku die Haustür schließt, kann ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. „Ich habe solche Angst um dich Babe", nuschele ich unter Tränen. Er nimmt mich in die Arme und wir halten uns ganz fest. „Ich auch, aber wir müssen einfach fest daran glauben, dass sie wissen, was sie tun und dass alles gut geht", flüstert er und ich fühle, dass auch er weint. 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt