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SAMU

Seit ein paar Tagen warte ich jetzt schon auf den Anruf von Universal und ich frage mich allen ernstes, was so lang dauert, um eine einfache Frage zu beantworten. Ich sehne mich nach Riku, doch ich weiß auch, dass es keinen Sinn hat, ohne irgendein Ergebnis zu ihm zu fahren. Endlich klingelt mein Handy. „Haber", melde ich mich. „Moi Samu, hier ist Tom von Universal. Es tut mir so leid, dass es so so lang gedauert hat, aber ich konnte dein Anliegen vorher leider nicht klären. Also pass auf. Wie ich dir ja auch schon gesagt habe, ist es für mich kein Problem, wenn sich 2 Männer oder 2 Frauen lieben, mir ist das herzlich egal. Wir sind uns auch darüber einig, dass wir den Deal für euren Neustart auf keinen Fall platzen lassen möchten. Alles bleibt, wie es ist, unter einer Bedingung. Vorerst macht du und Riku eure Beziehung nicht öffentlich. Wenn die Fans euch wieder aufgenommen haben, nach den ersten Konzerten möchten wir, dass wenn ihr es publik machen wollt, ihr den Zeitpunkt und die Art und Weise zusammen mit Mikko und uns abstimmt, damit wir das Ganze einfach professionell angehen können. Kannst du mit diesen Bedingungen leben, Samu?" Ich ziehe die Augenbraue hoch, was Tom natürlich nicht sieht. Jetzt sind wir schon beim DU, letztes Mal hat er mich noch gesiezt, aber mir soll das nur Recht sein. Ich atme erleichtert auf und Freude macht sich in mir breit. „Ja, damit kann ich sehr gut leben, ich bin völlig einverstanden, danke für deine Unterstützung Tom", sage ich. Was er kann, kann ich auch und scheint nicht zu protestieren, dass ich ihn auch duze.

Als ich endlich auflege, atme ich erleichtert durch und nach ein paar Sekunden kann ich mich auch wieder auf das fokussieren, warum ich diese ganze Aktion überhaupt gemacht habe. Schnell schnappe ich mir Schlüssel, Portemonnaie und Jacke und sitze schneller als ich „Bemu" sagen kann hinterm Steuer und fahre nah an der Grenze zum Strafzettel zu Riku's Haus.

Da seine Garage zu ist, kann ich nicht sehen, ob er zu Hause ist und obwohl ich wirklich nicht gläubig bin, schicke ich ein Stoßgebet zum Himmel, damit Gott oder wer auch immer da oben alles lenken mag, mir einmal gnädig und auf meiner Seite sein möge. Hektisch atmend, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir, stehe ich vor Riku's Tür und drücke auf den Klingelknopf, doch er macht einfach nicht auf. Ich warte einen kurzen Moment und drücke nochmal. Aber wieder nichts. Mein Mut und meine Hoffnung sinken von Sekunde zu Sekunde. Ich krame den Schlüsselbund aus meiner Tasche. Soll ich wirklich? Nachdenklich drehe ich den kleinen Schlüssel in meiner Hand hin und her und beschließe dann, dass dies hier eine Ausnahmesituation ist. Mit schlechtem Gewissen stecke ich den Schlüssel ins Schloß und drehe ihn um. Die Tür klackt und ich trete ein. Absolute Stille ist das Einzige, was mich in diesem Augenblick willkommen heißt. Ich gehe langsam ein Stück weiter. „Rick?",wage ich einen ersten Versuch, ihn zu rufen, aber ich bekomme keine Antwort. Ich fahre mir verzweifelt durch meine Haare und gehe dann zu der Zwischentür, die mich von innen her in die Garage führt. Sie ist verschlossen, aber ich weiß, wo Riku den Schlüssel immer versteckt. Ich hole ihn mir und öffne sie. Als ich dann mit einem Blick in die leere Garage die Bestätigung bekommen habe für das, was ich befürchtet hatte, zieht sich mein Herz zusammen, wenn jetzt auch noch seine Reisetasche und seine Lieblingsgitarre nicht an ihrem Platz sind, dann hat er mich wirklich für immer verlassen. 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt