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RIKU

Ich konnte mich im ersten Moment nicht erinnern oder zurechtfinden, wo ich war und warum ich hier war. Das Erste, was ich sah war Samu und das beruhigte mich unheimlich. „Samu", krächzte ich und ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. „Rick, Gott sei Dank, du bist wieder da. Ich hab mir solche Sorgen gemacht." „Was ist passiert?", wollte ich wissen. „Du bist im Studio zusammen gebrochen. Ich hab dich aus Versehen gestoßen und dann hast du auf einmal furchtbar geblutet, Rick. Ich ...hatte solche Angst um dich. Du bist zu Boden gegangen und hast geweint. Dann warst du weg. Der Dok sagt, du musst furchtbare Schmerzen gehabt haben. Warum hast du uns nichts gesagt? Wer war das Rick, wer hat dir das angetan?", fragte Samu besorgt mit großen Augen. „Jetzt mach mal langsam, Samu, überfordere ihn nicht gleich", hörte ich die mir nur allzu bekannte Stimme von Mikko sagen. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf in die andere Richtung, wo er ebenfalls an meinem Bett saß. Ich hatte ihn zunächst gar nicht bemerkt, weil ich so auf Samu fixiert war. „Mikko, du auch", sagte ich leise. „Ja, ich bin auch hier Großer. Was machst du nur für Sachen? Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Der Dok hat dich wieder zusammengeflickt. Aber du hast eine gebrochene Rippe, diverse Prellungen und diese Schnittwunde über dem Beckenknochen. Das wird wohl eine Weile brauchen, bis es wieder geheilt ist. Rick, du musst der Polizei erzählen, wer das war." Ich seufzte. Das war doch alles etwas anstrengend für mich, darum atmete ich ein paarmal tief ein. „Kann ich was zu Trinken haben?" Auf einmal fühlte mein Mund sich so unendlich trocken an. „Natürlich, ich hole was." Samu sprang auf, verschwand kurz im Flur und kam schon ein paar Sekunden später mit einer Flasche Wasser und einem Glas in der Hand wieder zurück. Er schenkte etwas ein und half mir, mich leicht aufzusetzen. Vorsichtig hielt er mir das Glas an die Lippen. Dankbar trank ich 2 große Schlucke. Dann sank ich völlig erschöpft wieder zurück in das Kissen. „Danke", sagte ich mit einem Lächeln. „Nachdem ich an Neujahr von dir weggefahren war, bin ich eine Runde laufen gegangen, um einen klaren Kopf zu bekommen", Samu guckte mich traurig an. Er wusste genau, was ich mit „klar" in diesem Zusammenhang meinte. „Als ich dann bei meiner Haustür war, stand auf einmal so ein bärengroßer Typ vor mir. Ich hatte ihn überhaupt nicht kommen sehen und auch nicht gehört. Er hat mich dann zusammengeschlagen und mir gedroht. Er hat gesagt, wenn ich mich nicht von dir trenne, dann tut er dir, den Jungs oder sogar deiner Familie etwas an." Ichbrauchte eine Pause, weil ich spürte, dass Tränen mir die Wangen herunter liefen. Ich guckte beschämt zu Mikko, damit ich Samu nicht länger in die Augen gucken musste. Es tat mir alles so leid, weil ich ihn so verletzt hatte. Mikko reichte mir ein Taschentuch. Ich putzte mir die Nase und wischte mir die Tränen weg. „Naja, dann war ich am nächsten Tag bei dir", jetzt schaute ich wieder zu Samu, in dessen Gesicht in den seelischen Schmerz lesen konnte bei der Erinnerung an diesen Augenblick. Ich war kaum drin, da stand der Typ wieder vor mir, wollte wissen, ob ich auch gemacht hätte, was er von mir verlangt hätte. Aber diesmal war er nicht allein. Es war noch jemand dabei. Der hatte ein Messer und hat es mir dann einmal quer über den Beckenknochen gezogen. Es tat so weh, Samu." Jetzt musste ich wieder weinen. Ich konnte einfach nicht mehr. Samu stand auf, setzte sich auf meine Bettkante und nahm mich in den Arm. Oh Gott, wie sehr hatte ich ihn vermisst und mich nach seiner Nähe gesehnt. Und er roch so gut, einfach nach Samu, nach meinem Samu. „Wir finden diese Schweine, Rick", sagte Mikko jetzt und der Klang seiner Stimme ließ nichts Gutes erahnen. „Wir kriegen die. Das lassen wir nicht mit einem von uns machen, hörst du?" Ich nickte. Es tat so gut zu wissen, dass sie da waren. „Wenn ich einen von denen in die Finger kriege, ich schwöre dir, ich mach sie kalt", sagte jetzt auch Samu voller Groll. „Das wirst du schön bleiben lassen. Die Typen gehören hinter Gittern und wenn du mich fragst, noch jemand. Wir halten zusammen, alle sechs, so wie's immer war." In diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass alles gut werden würde.  

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt