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RIKU

Wir feiern, singen, trinken und haben einfach alle Spaß zusammen. Sanna und die Kids hängen an Samu wie kleine Kletten, aber das ist ja auch kein Wunder nach all der Zeit, die sie sich nicht gesehen haben. Es macht mich glücklich, Samu so gelöst zu sehen, so glücklich und entspannt mit all seinen Liebsten. Ich lasse ihn ein bisschen in Ruhe, schließlich haben wir noch so viel Zeit zusammen, um zusammen zu sein, uns zu lieben und noch viel mehr. Ich lege mit Eve sogar ein Tänzchen aufs Parkett und quatsche viel mit den Jungs und ihren Frauen, was sie so die letzten Jahre alles erlebt haben. Musik hat dabei natürlich immer die größte Rolle gespielt. Osmo war ja auch während unserer Zeit mit der Band schon immer sehr aktiv, ist in Fernsehshows aufgetreten oder auch wir beide sind früher ab und zu in kleinen Clubs aufgetreten. Das war immer eine schöne Abwechslung, mal in so intimer Atmosphäre ganz nah bei den Fans zu spielen, anstatt auf so einer großen Bühne, hinter den Sicherheitsabsperrungen in ausverkauften Arenen. Ich liebte es, wenn die Fans hinterher zu mir kamen, sie ein Foto und Autogramme wollten, wir uns unterhalten haben und ich sie einfach kennen gelernt habe. Während ich so quatsche und nachdenke, ist Samu plötzlich verschwunden, Sanna kann ich auch nirgendwo mehr entdecken. Ein wenig misstrauisch stehe ich auf und suche ihn. Unten kann ich ihn nirgendwo entdecken. Mein Weg führt mich nach oben, wo ich die beiden dann hinter einer halb verschlossenen Tür reden hören kann. Sie sprechen zwar leise, aber ich verstehe trotzdem jedes Wort.

„...Samu, bitte versteh mich nicht falsch. Ich freue mich so für Riku und dich und ich will, dass du glücklich bist, aber du wolltest immer Kinder, eine Familie. Mit Riku...das wird schwierig."

„Ich weiß Sanna, ich wollte immer Kinder, will ich immernoch, aber ich muss mich nunmal entscheiden. Ich liebe Riku und ich werde ihn nicht verlassen. Er ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Wir sind glücklich. Ich weiß nicht, ob wir eines Tages Kinder adoptieren wollen oder so. Aber im Moment zählen nur wir beide."

„Ich weiß Samu, aber glaub mir, ein Kind zu adoptieren ist nicht dasselbe, wie ein eigenes zu haben."

Ich höre Sanna sprechen und in mir bricht gerade eine kleine Welt zusammen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich über diesen Punkt unserer Beziehung noch überhaupt nicht nachgedacht. Samu liebt seine beiden Nichten und er hat mir ja auch erzählt, dass er versucht hat, mit Etel Kinder zu bekommen. Leise Zweifel keimen in mir auf, ob unsere Beziehung an diesem Punkt eines Tages zerbrechen könnte. Ich meine, ich weiß, dass er mich liebt, das hat er gerade eben auch zu Sanna gesagt, aber jetzt sind wir frisch zusammen, alles ist schön, neu und aufregend. Aber was ist, wenn der Alltag einkehrt und allesgewöhnlich wird. Wird er dann etwas vermissen? Wird er mir vorwerfen, dass ich er meinetwegen auf eine Familie verzichten musste. Mein Herz zieht sich schmerzvoll zusammen bei diesem Gedanken und ich spüre, dass mir eine Träne über die Wange kullert. Schnell wische ich sie weg und gehe wieder runter. Erstmal ins Bad, damit mich niemand sieht. Ich will jetzt nicht reden und nicht diskutieren. Ich will Samu nicht seine Sylvesterparty versauen. Das hier ist definitiv der falsche Ort und die falsche Zeit, über solche Sachen zu sprechen. Traurig bin ich dennoch. Ich sitze auf dem Badewannenrand und lasse meinen Gefühlen freien Lauf, als es laut an die Tür klopft. „Rick, bist du dadrinnen?" Scheiße, es ist Samu. „Tulen pian", versuche ich so fröhlich und normal wie möglich zu klingen. „Komm raus, es ist gleich 0:00 Uhr." Oh man, schon so spät. „Bin gleich da", vertröste ich ihn. Ich höre, wie sich seine Schritte von der Tür wieder entfernen. Schnell schwappe ich mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht und atme ein paarmal tief durch. Wird schon gehen. Ichschließe die Tür auf und geselle mich mit einem aufgesetzten Lächeln wieder zu den anderen. 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt