Teil 27

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Ich rüttele an seiner Schulter. „Samu? Hey Großer...", doch er zeigt zunächst keine Reaktion. Ich schüttele ihn etwas doller. Er ist eisekalt. „Samu..hey....aufwachen. Verdammt, bitte." Ich spüre, wie die Angst immer größer wird und sich meine Augen mit Tränen füllen. „Hey...bitte bitte...werde wach. SAMU", sage ich laut und endlich zeigt er eine kleine Reaktion auf mich. „Rick", murmelt er mit erstickter Stimme und fängt jetzt an am ganzen Körper zu zittern. „Verdammt, wie lange hockst du hier schon?" will ich wissen. „Ne ganze Weile schätze ich." Ich schließe hektisch die Haustür auf und helfe ihm aufzustehen. Auf mich gestützt verfrachte ich ihn erstmal ins Wohnzimmer, wo er fast wie ein Eisblock auf das Sofa plumpst. Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht und was ich zuerst machen soll. Ich beschließe, erstmal den Kamin anzumachen, dann flitze ich in die Küche und werfe das Teewasser an. Anschließend gehe ich nach oben und hole kuschelig warme Sachen von mir. Er muss aus seinen kalten feuchten Klamotten unbedingt raus. Und zwar so schnell wie möglich. Mit dem Tee und den warmen Sachen eile ich zu ihm ins Wohnzimmer zurück und legte erstmal alles auf dem Sofa ab. Den Tee stellte ich vor ihm auf den Tisch und er sah mich aus rot verquollenen Augen noch immer zitternd an. „Rick, ich..", doch ich schüttelte den Kopf. „Nicht sprechen, wir kümmern uns jetzt erstmal drum, dass du wieder warm wirst. Sonst bekommst du noch eine Lungenentzündung oder so." Ich helfe ihm, die Schuhe auszuziehen, seine Jacke, ich beiße mir auf die Unterlippe. Allein ausziehen schafft er nicht, er ist wie eingefroren. Ich nehme seine Hände in meine, reibe sie leicht zwischen meinen und hauche meinen warmen Atem darauf. Er lässt alles mit sich machen wie ein kleines hilfloses Kind. „Samu, du musst schon ein bisschen mitmachen", versuche ich ihn zu motivieren. Seine Augen starren mich förmlich an und langsam scheint er zu begreifen, was ich von ihm will. Er versucht umständlich, sich sein Hemd auszuziehen, aber so ganz gelingt es ihm nicht, also helfe ich ihm. Ich ziehe ihm dann auch noch sein T-Shirt über den Kopf und spüre, dass bei seinem Anblick mein Mund ganz trocken wird. Reiß dich zusammen Rick, ermahne ich mich mal wieder selbst. Ich halte ihm meine Hand hin und ziehe ihn vom Sofa hoch. „Hose schaffst du allein, oder?" frage ich ihn fast schon flehend. Er nickt leicht und nestelt an seinem Hosenbund rum, aber mit den kalten Fingern bekommt er den Zipper vom Reißverschluss irgendwie nicht zu fassen. Hilflos sieht er mich an. „Kannst du, ...mir helfen?", stammelt er unsicher. Ich seufze und schiebe meine Hand in seinen Hosenbund, um ihm den Knopf zu öffnen und den Reißverschluss aufzumachen. Eine Zerreißprobe für meine Gefühle. Mir läuft es heiß und kalt den Rücken runter. Wie gern würde ich ihn in meine Arme ziehen, ihn küssen, ihm über die Brust streicheln und meine Hand über seine Männlichkeit gleiten lassen. Als die Hose endlich offen ist, bin ich bereits einmal durch mit den Nerven. „Tschuldige mich kurz", murmele ich und stürme ins Bad. Ich schlage die Tür zu und rutsche an der Innenseite daran hinunter. Herrgott nochmal. So geht es doch nicht weiter. Ich muss mich dringend unter Kontrolle kriegen. Was will er überhaupt hier? Bisher hatte er noch keinen Ton herausgebracht, weil er so durchgefroren ist. Ich atme ein paarmal tief durch und versuche, mein pochendes Herz unter Kontrolle zu bekommen. Dann öffne ich die Tür und gehe zurück zu Samu, der jetzt zum Glück vollständig angezogen in meinen Sachen auf dem Sofa sitzt und seine Finger um die warme Teetasse klammert. „Danke Rick", sagt er und schaut mich dabei durchdringend mit seinen ozeanblauen Augen an. Ich setze mich daneben und fahre mir mit der Hand durch die Haare. „Magst du mir jetzt erzählen, was eigentlich passiert ist?", will ich von ihm wissen.

Samu nimmt einen großen Schluck aus der Tasse Tee und stellt sie dann auf dem Tisch ab. Er dreht sich in meine Richtung und wir sitzen uns jetzt gegenüber auf dem Sofa. „Es hat gekracht beim Essen, aber so richtig. Zwischen Etel und mir. Ich konnte einfach nicht mehr, es ist so aus mir herausgebrochen, Riku. Sie hat dich beleidigt, so böse Dinge über dich gesagt. Da sind mir die Sicherungen durchgebrannt und ich hab Schluss gemacht.Ich konnte einfach nicht mehr Rick. Sie hat die Grenze schon lange überschritten, aber in diesem Moment war es einfach zu viel."

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt