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Etwas atemlos lösen wir uns nach einer Weile voneinander. „Ich glaube, ich sollte mal duschen“, stelle ich fest, denn ich bin ziemlich verschwitzt und auch die Bettlaken hat es wieder erwischt. Samu brummelt vor sich hin. „Bin gleich wieder da, ok?“, tröste ich ihn und widerwillig entlässt er mich aus seiner Umarmung. Ich verschwinde ins Bad mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ich bin so unsagbar glücklich, dass wir uns endlich gefunden haben und dass er bei mir ist. Den Rest bekommen wir auch noch hin, da bin ich mir sicher. Ich weiß, dass es nicht einfach werden wird und vor allen Dingen morgen wird nochmal richtig schwer werden, aber ich habe ihm versprochen, zu ihm zu halten und das werde ich auch. Als ich mit einem Handtuch um die Hüfte ins Schlafzimmer zurückkomme, hat Samu schon das Bett abgezogen und das Fenster aufgemacht. Splitterfasernackt steht er da im Zimmer und sieht einfach zu anbeißen aus mit seiner verstrubbelten Haarmähne und dem fertigen Blick. Sofort kommt er zu mir und nimmt mich in den Arm. Haut an Haut, so möchte ich ihn am liebsten immer spüren, es ist das Schönste auf der Welt. „Ich geh auch erstmal duschen und dann machen wir uns was zu essen, ok?“, bittet er mich. Ich nicke und entlasse ihn mit einem liebevollen Klaps auf den Po unter die Dusche.

Den Rest des Abends verbringen wir kuschelnder Weise auf dem Sofa und gucken Netflix, aber ich kann nicht verhindern, dass Samu immer wieder mit seinen Gedanken abschweift. Ich merke ihm an, wie nervös er wegen morgen ist und dass er Angst vor der Reaktion der Jungs hat. Er liegt in meinem Arm zwischen meinen Beinen und ich versenke immer wieder meine Nase in seine noch halbnassen duftenden Locken und streichele ihm dabei die ganze Zeit liebevoll über den Kopf. „Hey Babe, du machst das schon. Erzähl einfach die ganze Wahrheit, wie bei mir, bei deiner Mum und bei Mikko. Das ist das Beste.“ Samu seufzt und holt tief Luft. „Es ist so ermüdend, immer und immer wieder die ganze Geschichte von vorn zu erzählen, wenn man selbst am liebsten sofort damit abschließen möchte.“ Ich schiebe ihn vor, rutsche hinter ihm weg und setze mich ihm gegenüber, damit ich ihm in die Augen sehen kann. „Ich weiß das, aber es ist wichtig, ich bin bei dir und gebe dir Rückhalt. Ich lasse dich nicht allein. Hörst du?“ Scheinbar muss er es immer wieder hören, damit er mir glaubt und die nötige Vergewisserung und den Halt hat, das alles durchzustehen. Er legt eine Hand an meine Wange und sein Blick ist voller Liebe und auch Dankbarkeit. „Du bist mein Schutzengel“, flüstert er und eine Träne kullert über sein Gesicht. „Und du meiner“, erwidere ich und nehme ihn ganz fest in den Arm.
Der nächste Morgen ist etwas hektisch, denn wir haben ein bisschen verschlafen und nun, da wir wach sind ist Samu umso nervöser und auch unkoordinierter. Er hat sogar zuerst seinen Pullover auf links angezogen und hätte es nicht mal gemerkt, wenn ich ihn nicht drauf hingewiesen hätte. Er tut mir furchtbar leid. So verpeilt wie heute Morgen habe ich ihn selten gesehen. Zum Glück sitzen wir dann aber rechtzeitig im Auto auf dem Weg ins Studio und zum Treffen mit Mikko und den Jungs. Er sitzt auf dem Beifahrersitz und spielt nervös mit seinen Fingern herum. Immer wieder fährt er sich durch die Haare und weiß gar nicht, wie das auf mich wirkt. Aber für sowas ist jetzt nicht der passende Zeitpunkt. Wir müssen uns konzentrieren auf das Gespräch mit Mikko, Osmo, Sami und Raul. Außerdem hoffe ich so sehr, dass Mikko gute Neuigkeiten für uns hat und jemanden gefunden hat, einen guten Anwalt, der uns bei der Scheidungssache mit Etel helfen kann. Nach ungefähr einer  halben Stunde kommen wir an und auch mich hat jetzt ein bisschen die Nervosität gepackt. Was werden die anderen sagen, wenn Samu ihnen beichtet, weshalb er damals vor 2 Jahren die Band aufgeben und damit den Traum für uns alle irgendwie mittendrin beenden wollte?! 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt