Teil 19

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SAMU

Schnell schlage ich mir die Gedanken aus dem Kopf. „Wir können essen", sage ich deshalb trocken und kümmere mich darum, die heißen Nudeln auf den Tisch zu bringen. Riku deckt derweil den Tisch mit Tellern und Besteck. Das Essen ist wirklich lecker. „Hast die Lachs-Curry-Soße wirklich super hinbekommen", lobe ich meinen ehemaligen Gitarristen und der freut sich über mein Kompliment. „Danke. Ist ja schließlich dein Rezept." Wir essen genüsslich und in aller Ruhe und trinken dabei noch ein oder zwei Glas Wein, ich habe ganz vergessen, dass ich mit dem Auto da bin und eigentlich gar nicht weiß, wie ich noch nach Hause kommen soll. Riku kann auch nicht mehr fahren. „Kann ich hier pennen?", frage ich ihn deshalb. Er grinst. „Klar, hab mich schon gewundert, so kannst du jedenfalls nicht mehr fahren", murmelt er mit vollem Mund. „Was hältst du davon, wenn wir noch ne Runde durch die Sauna drehen und deinen Weihnachtsbaum zusammen schmücken?", biete ich ihm an. Riku verschluckt sich fast an seinem Wein und ich klopfe ihm herzhaft zwischen die Schulterblätter. „Hey Großer, alles ok?" Riku nickt und holt ein paar Mal tief Luft, damit er wieder sprechen kann. „Können wir so machen, ich geh dann schon mal die Sauna anstellen." Er verschwindet aus der Küche und geht nach draußen in den Garten, wo sein schönes Saunahäuschen steht. Ich fange an, den Tisch abzuräumen und fühle irgendeine innere Unruhe und Nervosität in mir bei dem Gedanken daran, gleich mit Riku in der Sauna zu sitzen, kann es mir aber nicht weiter erklären. Schnell verdränge ich die ungewohnten Gedanken und nehme unsere Gläser mit ins Wohnzimmer. Riku hat bereits den Weihnachtsschmuck aus dem Schrank gekramt und die Sachen auf dem Wohnzimmertisch verteilt. Ich muss grinsen. Ziemlich viel Glitzerzeug und Kram für einen Mann. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er ist vom anderen Ufer, aber ich weiß, dass das natürlich Quatsch ist. Riku hatte immer Freundinnen und einmal mehr kommt in die Frage hoch, ob er auf seinen Reisen jemanden kennen gelernt hat und warum er nicht darüber reden will.

Diese Frage beschäftigt mich brennend, aber er hat mir ja schon klar gemacht, dass ich keine Chance habe, irgendwelche Infos aus ihm heraus zu bekommen und ich möchte mich nicht schon wieder mit ihm streiten. Ich bin in einer denkbar schlechten Lage, irgendwelche Forderungen an ihn zustellen, wo er schon wieder so für mich da ist und sich um mich kümmert, kaum dass er wieder daheim angekommen ist. Riku reicht mir mein Glas und wir stoßen nochmal an. „Kippis, Samu." „Kippis Riku", erwidere ich und stelle mein Glas ab. „Also, wo fangen wir an?", will ich von ihm wissen, denn ich stehe etwas ratlos vor dem ganzen Zeug, was noch an den Baum ran soll. „Zuerst mal die Lichterkette", bestimmt Riku und nimmt das grüne Kabelsalatzeug mit den kleinen kerzenförmigen Glühlampen dran vom Tisch. Probehalber steckt er erstmal den Stecker in die Steckdose, aber alle Birnchen leuchten hell auf. „Dann wollen wir das ganze mal entwirren." Er fängt an, Stück für Stück die kleinen Knoten aus den Kabeln zu lösen. Ich will ihm helfen und gemeinsam versuchen wir, die Kabel zu entfummeln. Dabei stoßen zeitweise und Finger immer wieder aneinander und kleine Stromstöße ziehen durch meine Hände bei den zufälligen Berührungen.Herrgott nochmal, was ist denn das auf einmal? Ich weiß überhaupt nicht, was mit mir los ist, finde keine Erklärung dafür. Ich schiebe es auf den zu viel getrunkenen Rotwein und nach einer guten Viertelstunde haben wir die Kette endlich soweit entwirrt, dass wir sie an den Baum bringen können. Zufrieden steht Riku davor, als der Baum hell erstrahlt. „Das hätten wir schon mal",stellt er zufrieden fest. „Jetzt kommt der Rest." Nach und nach bringen wir schweigend einträchtig nebeneinander her arbeitend den Schmuck an den Baum.Kugeln, kleine Engel und vereinzelte Sterne. Zum Schluss steckt Riku den Stecker der Lichterkette wieder in die Steckdose und der Baum strahlt förmlich.„Wow", entfährt es mir. Riku lächelt zufrieden und wieder stelle ich fest, wie gut aussehend ich ihn finde, wenn er so glücklich ist. „Das haben wir wirklich gut hinbekommen, Hapa", stellt er fest und wir klatschen mit High Five ab. Riku's Augen funkeln förmlich und wieder versinke ich fast darin.

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt