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Ich stelle mein Glas ab und pieke dann mit der Gabel in die dampfenden Nudeln. Es riecht auf jeden Fall total lecker und nach dem ersten Bissen stelle ich fest, dass es auch köstlich schmeckt. „Es schmeckt superlecker, danke", sage ich ehrlich und blicke in zwei glückliche und auch etwas erleichterte Augen. „Das freut mich, ehrlich", antwortet er und eine Weile essen wir schweigend. Aber es ist kein unangenehmes Schweigen. Schon immer haben wir uns auch in stillen Momenten miteinander sehr wohl gefühlt. Das hat sich nicht geändert und darüber bin ich froh. Das beruhigt mein aufgewühltes Herz etwas, trotzdem bleibt ein Funken Unsicherheit, wie das Ganze hier jetzt nun weitergeht und ob das weitergeht. Als ich fertig bin lehne ich mich zurück und schaue ihn an. Ich bin so froh, dass es ihm besser geht und dass er wieder lächeln kann. „Rick?" Er trinkt einen Schluck und guckt mich dann erwartungsvoll an. „Hm?", fragt er. „Warum bin ich hier?"

Riku steht auf und nimmt kurz meine Hand. „Wartest du bitte kurz hier?", fragt er mich. Ich nicke, bin aber total perplex, was nun kommt. Er werkelt irgendwas im Wohnzimmer herum, das kann ich hören. Dann kommt er zurück und hält mir seine Hand hin. Ich greife danach und stehe auf. Wir gucken uns tief in die Augen und mein Herz schlägt bis zum Hals. „Augen zu, bitte, vertrau mir", sagt er sanft. Ich schließe die Augen. Rick zieht mich sanft hinter sich her. „Jetzt kannst du sie wieder aufmachen", sagt er und ich stehe in seinem Wohnzimmer. Der Kamin ist an und der Tisch ist voller Kerzen, die den ganzen Raum in ein weiches Licht tauchen. „Setz dich", bittet er mich und ich nehme ihm gegenüber auf dem Sofa Platz. Dann nimmt er seine Gitarre und fängt an zu spielen. Schon bei den ersten Tönen erkenne ich den Song.

Don't turn away
There's still time
A tiny moment
Don't let go today
We can still shine
We are not broken
Scares to see that we are
A step a way
The one to take us
one way wrong way

...

(lyrics by Samu Haber)

Er singt und spielt und ich kann nicht verhindern, dass mir die eine oder andere Träne über meine Wange kullert, weil er mich mitten ins Herz trifft. Er schlägt mich in diesem Moment mit meinen eigenen Worten und sie sind so passend. Als er fertig ist, legt er die Gitarre beiseite und nimmt meine Hände in seine. „Samu", sagt er sanft. „Es tut mir so leid, dass ich dich verletzt habe und dass alles so weit gekommen ist. Ich habe es zugelassen, dass sich jemand zwischen uns stellt und das hätte nicht passieren dürfen. Es stimmt, ich habe dein Gespräch mit Sanna an Sylvester mit angehört und ich hatte Angst, dass du eines Tages etwas willst, was ich dir nicht geben kann, aber ich hätte mit dir darüber reden sollen. Sie haben damit gedroht, dir, den Jungs oder sogar deiner Familie etwas anzutun." Jetzt laufen auch bei Rick die Tränen. „Das hätte ich nicht ertragen, wenn dir meinetwegen etwas passiert wäre, Samu." Ich wische ihm die Tränen zärtlich mit dem Daumen von den Wangen. „Es ist vorbei Rick, du musst keine Angst mehr haben. Wir sind für dich da und wir werden diese Kerle finden. Lupaan sen (ich verspreche es)." „Tiedän (ich weiß)", sagt er leise und hebt seinen Kopf. „Ich liebe dich Samu, bitte komm zu mir zurück, wenn du mir verzeihen kannst." „Rick", schluchze ich und ziehe ihn in meine Arme. „ich habe dir doch schon längst verziehen. Rakastan sinua niin paljon, sä oot elämäni (ich liebe dich so sehr, du bist mein Leben)." 

Do we love it enough to come back home?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt