Kapitel 110

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„Wir sind da.“, meinte T und ich öffnete meine Augen. Die Welt um uns herum war etwas farbloser und hier liefen mehr Leute als vorher rum. Wahrscheinlich waren das die Geister, die um die Gräber schlichen... Wir standen auf und ich konnte mir nun meinen Körper von außen ansehen. Da wurde ich neugierig und wollte mir an den Kopf greifen, doch meine Hand glitt einfach durch. „Falls ich sterben sollte, bevor ich zum Dämon werde... Würde ich dann hier oder in der Hölle landen?“ T kicherte. „Du hättest einen Ehrenplatz in der Hölle und müsstest nicht bis in alle Ewigkeit leiden. Aber das wird nicht passieren. Du würdest eher wiederbelebt werden.“ „Gut zu wissen.“ T hatte noch einen Arm um mich gelegt, doch nun zog er mich mit einem Ruck zu sich, wodurch ich gegen seine Brust stolperte. „Was sollte das denn?“, fragte ich leicht genervt, doch T antwortete nicht, sondern sah schräg hinter sich, zu einer wütend aussehenden, älteren Frau. Seine Augen glühten. „Du solltest auf meinen Rücken steigen.“ Langsam zog T seinen linken Arm zurück, legte aber zeitgleich seine rechte Hand an meine rechte Hüfte und drehte sich um, ohne den Körperkontakt zu unterbrechen. Den Geist behielt er auch weiterhin im Blick, ich legte meine Hände auf seine Schultern und sprang schließlich auf seinen Rücken. Meine Beine hielt er fest, bevor ein weiteres Paar Arme aus seinem Hoodie platzten. Und die Hände der beiden neuen Arme waren verwandelt. Der Geist zog sich zurück, als T einen Schritt auf ihn zu ging. „Was ist hier los?“ „Die Seelen wollen deinen Körper übernehmen. Aber wenn du auf meinem Rücken bleibst, kommen sie nicht an dich ran.“ „Ok.“ Ich wollte es mir etwas gemütlich machen, schlimm genug, dass ich überhaupt getragen werden musste, also ließ ich meine Arme über T's Schultern hängen und legte meinen Kopf auf seinen. Seine Haare waren überraschend weich und... Warum roch er denn auf einmal so gut? So roch er vorher aber nicht... Unbewusst atmete ich tiefer ein und merkte nicht mal, dass ich etwas Gänsehaut bekam. Als T dann los lief und seinen Kopf bewegte, hob ich meinen Kopf wieder und schielte kurz zu Mary, die mich belustigt ansah. Kichernd sah sie dann wieder nach vorne, genauso wie ich, und wir liefen zum Eingang vom Friedhof. Erst jetzt bemerkte ich auch, dass sich um uns herum eine etwas dichtere Nebelwand befand, die sich mit uns bewegte. Uns liefen auch wenige Geister hinterher und die Menschen, die vorhin noch am Eingang standen, liefen jetzt in die Richtung unserer Körper. „Ich vermute mal, dass wir unsere Körper dort sitzen lassen können?“ „Ja.“, antwortete T und ich merkte nicht, dass ich meinen Arm teilweise um seinen Hals gelegt hatte, da ich gerade nach hinten sah. „T!“, hörte ich plötzlich jemanden leise rufen, wusste aber nicht, ob ich mir das nur eingebildet hatte. Jedoch blieben T und Mary stehen und sahen in eine Richtung, aus der wenig später ein breit gebauter Mann mit zerrissener Kleidung gerannt kam. Er heulte und fiel vor T auf die Knie. „T... Bitte bring' mich wieder in die Menschenwelt... Ich mach' auch alles, was du willst und töte meine Eltern dieses Mal wirklich.“, schluchzte er und T lachte kurz. „Seh' ich so aus, als juckt mich das?“ „Aber...“ „Ich hab' deinen Körper schon längst gefressen und es hat nicht mal gut geschmeckt. Aber wenn du das nicht mal gemerkt hast, warst du wirklich nicht mehr als Abschaum.“ Der Mann wurde kreidebleich und das Gesicht, das er gerade zog, brachte mich schließlich zum Lachen. „Sag' mir nicht, dass du diesen Lappen zum Dämon machen wolltest.“ „Nein, nur dich. Er war quasi nur mein Spielzeug.“ Ich weinte mittlerweile vor Lachen und wischte meine Tränen die ganze Zeit weg. „Das tut ja schon so weh, dass ich gar kein Mensch mehr sein will.“ T kicherte. „Wusstest du, dass er sich eingepisst hat, bevor er überhaupt versucht hat, seine Eltern zu killen?“ Bisher lachte ich nicht allzu laut, aber jetzt konnte ich nicht mehr. Ich bepisste mich fast vor Lachen, ließ meinen Kopf auf T's rechte Schulter fallen und schlug auf seine Linke. „Wie erbärmlich ist das denn?“ Ich starb fast vor Lachen und irgendwann stimmten sogar T und Mary mit ein. „Also wirklich.“, lachte T und ich wurde durch sein Lachen etwas geschüttelt. Der Mann hingegen weinte stärker, hatte anscheinend auch einen Asthma-Anfall, und gab mittlerweile so lustige Geräusche von sich, dass ich vor Lachen fast kotzen musste. T umarmte ich mittlerweile auch und er ging lachend auf die Knie. „Ich piss' mir gleich ein.“ Jetzt lachte er lauter und es war einfach ansteckend. „Dyzzy, hör' doch auf.“ „Ja wenn ich könnte.“ Er hielt mich nach wie vor auf seinem Rücken, war nun aber auf allen Vieren, bevor er sich schließlich setzte. Meine Beine hielt er weiterhin fest und ich lehnte mich an seinen Rücken, bis wir uns endlich wieder beruhigten. „Wie geil war das denn?“, kicherte ich und musste erstmal durchatmen. „Geht's wieder?“, fragte Mary belustigt und musste sich auch erstmal eine Träne aus dem Auge wischen. Ich nickte und holte einmal tief Luft, bevor ich meine Wangen trocknete. In meinem Leben hatte ich noch nie so sehr gelacht...

Sohn des Teufels Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt