Kapitel 150 ♥

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Seufzend legte ich den Pinsel zurück und wischte meine Hände grob an meiner Hose ab, die ich immer zum Streichen anhatte und die daher unbesorgt dreckig werden durfte. „Ich sehe doch, dass du dich wegen irgendwas nicht wohl fühlst", meinte Astrid mitfühlend und legte ebenfalls ihren Pinsel zur Seite um ihre volle Aufmerksamkeit mir zu widmen. Unwillkürlich kamen mir die Tränen und ich konnte oder ich wollte sie nicht mehr zurück halten. Astrid kam sofort auf mich zu und nahm mich in den Arm. Sanft streichelte sie meinen Rücken bis ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte. „Was bedrückt dich?", fragte sie, ohne ihre Hand von meiner Schulter zu nehmen. „Ich weiß nicht... Es ist das Haus. Auf der einen Seite liebe ich es, auf der anderen Seite hasse ich es. Es bringt einfach so viele schlechte Erinnerungen in mir hoch, zudem ist es nicht mal unser eigenes Baby verstehst du? Wir haben nicht gemeinsam darauf gespart, es dann zusammen gebaut auf einem leeren Grundstück und es dann gemeinsam eingeweiht. Nein, in diesem Haus hat bereits eine Familie gewohnt, wovon man auch noch einiges sieht" Mein Blick schweifte aus der Terrassentür auf die alten Schaukel. „...Dann dieser Streit mit dem Mann, der dieses Haus angeblich vor uns gekauft hat, ich weiß doch auch nicht ob ich wirklich zu sehr an dem Image des ‚perfekten Lebens' hänge oder ob ich mir das alles einbilde und übertreibe" Meine zukünftige Schwiegermutter nickte verständnisvoll. „Außerdem hab ich so einen Druck weil wir in 2 Wochen aus der Wohnung raus sein müssen und hier ist einfach noch kein Möbelstück vorhanden. Zudem sollte ich mich wirklich auf die Uni konzentrieren, aber das ist einfach UNMÖGLICH und dann die Sache mit Mario... Bleibt er bei Bayern? Wenn nein, wohin wechselt er? Ziehen wir nach England? Italien? Spanien? Bleiben wir in Deutschland? Dann die Hochzeit die irgendwann stattfinden soll, wann soll ich mich noch darum kümmern? Zur Zeit ist einfach alles zu viel." „Hast du darüber mit Mario gesprochen?", wollte sie wissen. Ich nickte und wischte grob meine Tränen weg. „Ja...Ja hab ich, aber er nimmt das alles auf die leichte Schulter hab ich das Gefühl" Astrid machte ein Gesicht als wüsste sie haargenau was ich meine. „Ja, so ist er. Aber glaub mir, er macht sich innerlich sehr viele Gedanken und ihm macht das genauso zu Schaffen wie dir, er trägt das nur nicht so nach außen" „Ja ich weiß. Mario versteckt seine Emotionen gerne, aber ich wünschte mir dann doch vielleicht ein wenig mehr Unterstützung" Wir wurden unterbrochen, als Mario die Treppen nach unten gestolpert kam. „Papa und ich haben Hunger, wie sieht es bei euch aus?" Eigentlich hatte ich gar keinen Hunger, aber ich nickte schnell. Ich wollte nicht, dass er sieht, dass ich geheult habe. Zum Glück deutete Astrid meine schnelle Reaktion richtig und schob ihren Sohn aus dem Zimmer. Ich hörte wie sie ihm Geld zusteckte und sagte, er solle was vom Imbiss holen. Ohne Widerworte tat Mario das dann auch. Dann kam Astrid wieder zu mir und streichelte meinen Arm. „Jürgen und ich unterstützen euch so gut es geht, aber ihr wohnt halt doch eine Stunde Autofahrt von uns entfernt und wir können nicht einfach so jeden Tag vorbei kommen, so gerne ich das auch tun würde" Ich nickte. „Ja ich weiß, danke Astrid" Ich nahm sie in den Arm und dann machten wir uns wieder ans Streichen, auch wenn es mir immer noch nicht sonderlich viel Spaß machte.

Es war inzwischen dunkel außen und Mario, seine Eltern und ich waren immer noch im Haus beschäftigt. Immerhin waren jetzt alle Wände gestrichen und alle Böden verlegt. Am nächsten Tag würden die Elektriker sich um die Lampen kümmern und in den Folgetagen würden die Möbel geliefert werden. Wenigstens etwas Positives. Wir bedankten uns herzlichst bei Astrid und Jürgen bevor die beiden wieder zurück und Mario und ich wieder in unsere leere Wohnung fuhren. Ich war so fertig, ich wollte einfach nur noch duschen und dann schlafen. Immerhin hatte ich am nächsten Tag Uni. Bis 17:00 Uhr. Hört ihr mich Weinen? Nachdem auch Mario duschen war krabbelte er zu mir ins Bett und weckte mich damit auf, da ich schon halb am Schlafen war. „Mariooo", stöhnte ich genervt und zog mir die Decke bis über die Ohren. „Wollen wir nicht da weiter machen wo wir heute Morgen aufgehört haben?", hauchte er und ich konnte seine Lust schon deutlich spüren. „Mario ich bin genervt und müde, ich will wirklich einfach nur Schlafen", erwiderte ich ohne die Augen zu öffnen. Ich hatte Angst, dass wenn ich sie einmal geöffnet hatte, ich sie wieder die ganze Nacht nicht zubekomme. Mario versuchte es noch ein paar Mal, gab dann aber auf, machte das Licht aus und legte sich beleidigt neben mich. Erst war ich froh, doch das änderte sich ziemlich schnell als ich nicht wieder einschlafen konnte. Vollkommen entnervt schlug ich die Bettdecke zurück und ging in die Küche um mir einen Tee zu machen, früher hat mir das manchmal geholfen. Diesmal nicht. Ich hatte viel zu viele Gedanken im Kopf und da ich nun mal ein absoluter Kopfmensch bin, lassen sich diese auch nicht so einfach ausschalten. Gegen 4:45 Uhr schlief ich dann vor dem laufenden Fernseher ein.

Ich wurde wach als Mario sich fürs Training fertig machte. Noch im Halbschlaf hatte ich folgende Gedanken: Ich höre Mario – Was macht er schon so früh? – Ach stimmt, er hat Training. – Warte – Moment! – Wenn er sich fürs Training fertig macht.... Dann ist es schon 10 Uhr vorbei! – Schlagartig war ich hellwach und saß aufrecht auf der Couch. Ich rieb mir fünfmal die Augen um die Uhr entziffern zu können. Tatsache!!! 10:02 Uhr! „Fuck fuck fuck", fluchte ich und stürmte ins Schlafzimmer, wo Mario sich gerade umzog. „Wieso weckst du mich nicht??? Ich hätte vor über 2 Stunden in der Uni sein müssen!", schimpfte ich und zog frische Unterwäsche aus dem Schrank. „1. Wusste ich nicht, dass du heute Uni hast und 2. Hättest du dir doch einen Wecker stellen können" Ok, anscheinend war er immer noch angepisst wegen gestern. Soll er doch! Ich habe jetzt andere Sorgen. In Windeseile zog ich mir irgendwelche Klamotten über, putzte die Zähne und stopfte alles Mögliche in meine Tasche. Während der Autofahrt versuchte ich dann noch irgendwie meine Haare einigermaßen ordentlich hinzubekommen. Natürlich vergebens, da ich am Abend zuvor Duschen war und sie ohne Föhnen und Glätten in alle Richtungen abstanden. Was für ein toller Start in den Tag. Typischer Montag.

Wow wir haben die 150 Kapitel erreicht!! Danke an euch :)

Mario Götze - Meine große LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt