Kapitel 67 ♥

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Mit dem Taxi muss ich einfach zur nächsten Bushaltestelle neben dem Campo Bahia fahren, denn kein Taxifahrer würde mich zum Spielerhotel direkt bringen. Von dort aus sind es 10 Minuten zu Fuß und wenn ich dort bin gebe ich mich als Notäztin aus. Natürlich habe ich für die perfekte Ausrüstung schon gesorgt, denn vorhin schlich ich mich unbemerkt in den Sanitätsraum und ließ dort einfach den Notfallkasten und einen Kittel mitgehen. Es war irgendwie ein ziemlich bescheuerter Plan, aber was macht man nicht alles für die Liebe? In meinen Rucksack packte ich alles was ich brauchte und verließ dann leise das Hotelzimmer. Mit etwas schlechtem Gewissen schlich ich an Marcos Zimmer vorbei. Zum Glück traf ich im ganzen Hotel aber auf niemanden mehr, es war aber auch schon kurz vor Mitternacht. Vor dem Gebäude hielt gerade das Taxi, welches ich gerufen hatte. Die Fahrt verging relativ schnell. Mit klopfendem Herzen bezahlte ich und stieg dann aus dem Wagen. Jetzt stand ich ganz alleine, ganz im Dunkeln irgendwo in Brasilien an einer menschenleeren Bushaltestelle. Ich holte meine Taschenlampe und mein Handy aus dem Rucksack und machte mich mit Hilfe meiner Navigations app auf dem Weg zum Campo Bahia. Statt den geplanten 10 Minuten war ich allerdings ganze 25 unterwegs und kam völlig aus der Puste endlich am Hotelgelände an. Jetzt kam der wohl schwierigste Teil. Vor einem Busch packte ich meinen Arztkittel und meinen Notfallkasten aus dem Rucksack, den ich mir dann wieder auf den Rücken schnürrte. Ich band meine Haare noch zu einem strengen Zopf nach hinten und zog meine Lesebrille auf die ich sonst nie trug. Außerdem war ich bis auf ein wenig Puder komplett ungeschminkt. Das alles diente natürlich zur reinen Tarnung. Mit der Innenkamera meines Handys und dem Licht der Taschenlampe überprüfte ich mein Aussehen nocheinmal. Ich sah total anders aus, war mir aber trotzdem sehr unsicher. Während ich mit schnellen Schritten auf den Hoteleingang zu lief dachte ich mir immer wieder was ich hier eigentlich tue. Doch um mir das ganze nocheinmal anders zu überlegen, war jetzt keine Zeit mehr. Ein paar Meter vor dem Eingang legte ich noch einen Zahn zu. Die Securitys beäugten mich kritisch. „Notärztin Frau Doktor...ähm“, begann ich und dann fiel mir auf, dass ich gar nicht auf das Namenschild geschaut habe. „Peter Kolsowski...“, vollendete der eine Security meine Rede und ich wollte im Erdboden versinken. Jetzt musste ich mir schleunigst eine Ausrede einfallen lassen. „Petra! Das ist ein Druckfehler..“ Die beiden dachten sich auch nur ihren Teil. „Könnte ich jetzt bitte vorbei das ist ein Notfall!!“, rief ich also und anscheinend zahlten sich meine Theaterkünste aus der 3. Klasse aus, oder vielleicht war ihr deutsch auch einfach nur so schlecht, dass sie mich falsch verstanden, aufjedenfall ließen die beiden mich nach einem kleinen Augenkontakt tatsächlich rein. „Vollpfosten“, flüsterte ich als ich endlich innen war und ich war selbst überrascht wie einfach das ging. Ebenfalls einfach ging es am Empfang vorbei, der Mann dahinter, war diesmal nicht so ein Schnösel wie beim letzten mal. Er wollte sich gerade beschweren, da sah er meine tolle Ausrüstung. „Where you want?“, fragte er. „Mario Götze! It's an emergency! He has a problem with his breathe! He gets no air, I urgently have to go to him!!“ Dabei klang ich so seriös wie nur möglich, dennoch in einer gewissen Eile, schließlich wollte ich dem feinen Herr gerade vermitteln, dass Mario keine Luft mehr bekommt und ich dringend zu ihm musste. Er schien es zu schlucken. „Should I get help?“, fragte er ganz aufgebracht und ich ritt mich in die nächste Lüge. „No I'm his privat doctor, I can handle it on myself!“, sagte ich noch schnell und nahm dann statt dem Aufzug die Treppen. In größter Eile rannte ich sie hinauf bis ich endlich im dritten Stock war. Ich glaubte meine Ausrede schon selbst, denn ich fühlte mich schon wie als wäre ich gerade echt Marios private Ärztin und müsste jetzt so schnell wie möglich zu ihm um ihm zu helfen. Verschwitzt, außer Atem und plötzlich ziemlich unsicher stand ich dann erneut vor Zimmer 99.

Mario Götze - Meine große LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt