Kapitel 167 ♥

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Die Polizei war hier. Warum auch immer, aber das bedeutete meine Rettung. Liam hatte die Arme rechts und links von meinem Körper abgestützt, sodass mir die Flucht nur mit erneuter Brutalität in die Weichteile gelungen wäre. Aber das war nicht nötig, jetzt würden sie mich hören. Der Gedanke, dass ich bald frei war und gerettet werden würde, gab mir noch einmal extra Kraft. „HILFE ICH BIN HIER DRIN! HILFE!", schrie ich so laut ich konnte. Liam vor mir zuckte zusammen. „Bist du geisteskrank??? Halt dein Maul!", zischte er. Doch dazu sah ich keinen Grund. „HIER! ICH WERDE FESTGEHALTEN!" Als mir dann auffiel, dass wir uns ja gerade in Amerika befanden, wollte ich das ganze nochmal auf englisch durchziehen, aber da hämmerte es schon gegen die Tür. „Hallo? Ist hier jemand drinnen?" Ich sah noch Liams warnenden und Daniels hilfesuchenden Blick, doch das war mir egal. „Ja! Ja ich werde hier festgehalten!", rief ich erneut in Richtung Tür. „Fuck", fluchte Daniel verzweifelt und kickte gegen den Stuhl. Liam ließ endlich von mir ab und geisterte wie ein gestochenes Huhn durch den Raum. Sofort stürmte ich zur Tür und klopfte dagegen. „Helfen Sie mir raus! Bitte!" Verzweifelt drückte ich die Klinke nach unten, doch selbstverständlich rührte sie sich nicht, Liam hatte ja zugesperrt und wo er den Schlüssel hin hatte, hatte ich vor lauter Panik vorhin nicht mitbekommen. „Alles klar, gehen Sie zur Seite. Wir werden die Tür jetzt eintreten!", befahl mir der Polizist und ich ging sofort einen großen Schritt zur Seite. Die beiden Jungs auf der anderen Seite waren kreidebleich im Gesicht. Ich hörte den Polizisten von drei runterzählen, dann machte es einen Ruck und die Tür brach ins Rauminnere. Eine große Welle der Erleichterung überhäufte meinen Körper und Geist. „Ey das ist Sachbeschädigung!", hörte ich Zack in seinem Vollrausch rufen und ich musste in mich rein lachen. 3 Polizisten betraten den Raum, ihre Waffen waren gezückt, sodass ich geschockt den Atem anhielt. Wenn man bedenkt, wie schnell die in Amerika sind mit der Benutzung ihrer Waffen... Instinktiv hoben wir alle drei die Arme nach oben, dabei fielen die Blicke der Beamten auf meinen Oberkörper. Fuck! Ich hatte ganz vergessen, dass ich nur noch einen BH trug. Aber so klang meine Ausrede später vor Gericht vielleicht etwas glaubhafter. „Hände oben behalten und an die Wand stellen", sagte der eine Polizist mit schroffem Ton, sodass ich zusammenzuckte. „Ich auch?", fragte ich. Ich meine, ICH bin doch hier das Opfer. ICH wurde hier gerade von zwei Irren gefangen gehalten und fast vergewaltigt worden. „Jeder.", sagte der Beamte ernst. „Das ist doch ein Witz", flüsterte ich. Daraufhin richteten alle drei ihre Pistolen auf mich. „Sehen wir so aus, als würden wir Scherze machen?" Ich schluckte schwer, war zu keiner anderen Reaktion mehr im Stande. Ich glaube, so viel Angst wie heute, hatte ich noch nie in meinem ganzen Leben. Zügig drehte ich mich an die Wand, die ich meines Geschmacks heute etwas zu oft an meinem Körper gespürt hatte, und legte die Hände rechts uns links neben meinem eiskalten, zitternden Körper an die Wand. Es dauerte nur wenige Sekunden, da hörte ich zwei mal klack und ich befand mich in Handschellen. Im Flur wurde noch irgendeine Jacke vom Haken gerissen und mir übergehängt. Draußen vor dem Haus standen drei Einsatzautos mit eingeschaltetem Blaulicht. Ich kam mir vor wie in einem Film, einem Krimi, der sich leider verdammt echt anfühlte. Mein Leben war ein reiner Krimi geworden. Der Polizist führte mich zu einem der Wägen, öffnete die Tür und brachte mich zum Einsteigen. Auf der Rückbank saß bereits Lynn. Wir beide sahen uns einfach nur an. Jede von uns hatte Fragen, unheimlich viele Fragen, aber wir hielten beide den Mund. Das einzige was sie flüsterte war: „Es tut mir leid" Als sich der Wagen in Bewegung setzte, lehnte ich meinen Kopf an die kalte Fensterscheibe. Es war inzwischen bestimmt schon 3 oder 4 Uhr Nachts, doch auf den Straßen in LA war immer was los. Ich war müde und ausgelaugt und wollte nur noch nach Hause. ZuHause. Ein paar Tränen flossen still über mein Gesicht. Wenn meine Eltern nur wüssten... wenn Mario wüsste... Innerhalb von 24 Stunden hatte sich mein Leben komplett gedreht. Ich war zuvor noch nie in Kontakt mit schwerwiegenden Drogen gekommen, hatte noch nie Kontakt mit der Polizei. Und jetzt saß ich noch leicht bekifft und angetrunken, nach einer versuchten Vergewaltigung neben einem im Prinzip wildfremden Mädchen im Polizeiauto in LA auf dem Weg ins Revier. Wow Emi, das hast du ja toll hinbekommen. Die ganze Fahrt dachte ich über Lynns Worte von gerade nach. Es tat ihr Leid. Aber was? Was tat ihr Leid? Ich grübelte und grübelte, aber ich konnte meine wirren Gedanken einfach nicht ordnen.

Inzwischen saß ich bereits 1 Stunde auf der Polizeiwache und wartete, bis ich wohin auch immer und zu was auch immer aufgerufen wurde. Eine erste kurze Aussage wurde von jedem schon genommen, ich hatte den Polizisten versucht beizubringen, dass ich eingeschlossen und beinahe vergewaltigt worden war, aber das interessierte die Beamten irgendwie eher weniger. Wir hatten irgendetwas schwerwiegend illegales getan, das konnte ich herausfiltern, aber den wahren Grund, warum sie das Haus gestürmt hatten, erfuhr ich (noch) nicht.

Meine Hände waren immer noch in Handschellen, obenrum trug ich bis auf die fremde Jacke um meinen Schultern immer noch nur meinen BH. Mir war kalt und ich war müde, doch egal wie oft ich versuchte die Augen zuschließen, sofort schossen mir Bilder in den Kopf. Bilder wie Liam sich an mir gerieben hatte, mich geküsst und begrabscht hatte. Ich fühlte mich unheimlich schmutzig und gebraucht. Ich spürte das Blut durch meine Lippen pochen, ich sah bestimmt aus wie frisch aufgespritzt. Ich legte meinen Kopf auf Lynns Schulter und dann hatte die Müdigkeit mich endgültig übermannt und ich fand in einen sehr unruhigen, unbequemen und kalten Schlaf.

Ich spürte, wie an meiner Schulter geruckelt wurde und wie mein Name fiel. Ich schaffte es nur meine Augen für eine Minisekunde zu öffnen, da durchfuhr mich so ein krasser Schmerz im Kopf, dass ich sie sofort wieder schloss. „Um Gottes Willen seht sie euch an!" War das die Stimme meiner Mutter? Ich war noch zu schwach um meine Augen vollständig zu öffnen. „Geht es dir gut Süße?" Das war eindeutig mein Vater! Und die Hand auf meinem Oberschenkel war defintiv seine. „Das ist alles meine Schuld", hörte ich dann plötzlich eine weitere Stimme sagen. Eine Stimme, die mir nur allzu bekannt vor kam, eine Stimme die sofort das Blut in meinen Adern gefrieren ließ. Eine Stimme, die mir nicht nur einmal die Wörter "Ich liebe dich" gesagt hatte. Von keiner Stimme hatte ich das jemals lieber gehört. Nein, das kann nicht sein, das muss ein Traum sein...


Wie versprochen, habe ich das Kapitel so schnell wie möglich weitergeschrieben um es direkt für euch hochzuladen und ich habe es extra etwas länger gemacht, da das letzte ja kürzer ausgefallen ist :)

Mario Götze - Meine große LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt