Kapitel 182 ♥

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Später am Tag gingen wir vier auf eine Art Messe, auf der sich neue Unternehmen vorstellten, neue Produkte präsentiert wurden und viele Essensbuden den Leuten ihr Geld aus der Tasche zogen. Der Hauptgrund weshalb wir dort hingingen war allerdings eine Youngstar-Fußballshow, bei der Marios jüngerer Bruder Felix mitspielte. Bis zum Anpfiff waren es noch ca. 2 Stunden und wir schlenderten mehr oder weniger ohne Plan durch die große Messe. Blieben hier und dort mal stehen, um eine neue Erfindung zu begutachten oder weil Marco sich wieder etwas zu Essen kaufen musste. Oder wir wurden zum Stehenbleiben gezwungen, weil Fans Mario und Marco erkannten und sie für Bilder und Autogramme nötigten.

"Wieso haben wir eigentlich keine Bodyguards dabei?", fragte mich Scarlett als wir eine Gruppe gestandener Jungs dabei beobachteten, wie sie sich vor unseren Männern in richtige Groupies verwandelten. Ich malte mir im Kopf gerade aus, wie es wohl wäre in Zukunft mit Bodyguards vor und hinter uns durch die Gegend zu laufen, als es plötzlich Scarlett und ich waren, die angesprochen wurden. Ich beäugte die Person, die mich aus meinem Tagträumen gerissen hat und mir stachen sofort die vielen Tätowierungen ins Auge, die sich auf der Haut eines Typens abzeichneten, der ungefähr in unserem Alter war.

"Hey ihr zwei, was steht ihr hier so rum wie bestellt und nicht abgeholt? Ihr seht aus als wärt ihr auf der Suche nach einer Beschäftigung" Vor meinem inneren Auge blitzten sofort Bilder auf, wie seine Beschäftigung für uns wohl aussähe und ich wollte schon Mario und Marco rufen, doch da lachte der tätowierte Fremde plötzlich und ich fragte mich ob ich in meinem ganzen Leben schon einmal so weiße Zähne gesehen habe.

Ich war so vertieft in der Frage, welche Zahnpasta er wohl benutzt und ob sein Lippenbandpiercing wohl weh getan hat, dass ich seine folgenden Worte fast gar nicht mitbekam. "Ihr müsstet eure Gesichter sehen! Entspannt euch, ich will euch gar nichts Böses. Ihr standet nur gerade so gelangweilt hier rum und wir veranstalten dort drüben gleich eine Art Malwettbewerb, also wenn ihr Bock hättet..." In dem Moment bemerkten auch Mario und Marco endlich, dass ihre Ladys gerade angesprochen wurden und gesellten sich deswegen zu uns, provozierten ihren vermeintlichen Feind indem sie ihre Hände an unsere Taille legten.

"Was geht hier?", wollte Mario wissen und ich fragte mich, wie er wohl mit seiner Eifersucht klar kommen würde, wenn ich die bekannte Person von uns wäre und ständig erkannt und angesprochen werden würde. "Der nette Herr hat uns gerade zu einem Malwettbewerb eingeladen", klärte Scarlett die beiden auf, woraufhin diese sich offensichtlich das Lachen verkneifen mussten. "Hey das ist kein Kinderkram oder so!", rechtfertigte sich Mr. Tattoo. "Natürlich nicht", entgegnete Mario ironisch, doch der Typ ließ sich nicht das weiße Lächeln aus dem Gesicht reden. "Also hättet ihr Bock? Das macht Spaß und dauert auch nicht lang, versprochen! Und es gibt auch was zu gewinnen!" Den Kerl konnte man echt nicht aus der Ruhe bringen. "Also ich bin so kreativ wie eine Zwiebel und im Malen und Zeichnen ungefähr so begabt wie im Fußballspielen, nämlich null. Aber du kannst gerne mitmachen, dein Lieblingsfach war doch immer Kunst", meinte Scarlett dann an mich gewendet. "Ja Emi mach mit, es gibt auch was zu gewinnen!", zitierte Marco den Fremden und es war klar, auf was er anspielte, weswegen er von meinem Verlobten einen tödlichen Blick bekam. Nun hatte ich alle 8 Augen auf mich gerichtet und gefühlt noch die Aufmerksamkeit von jedem anderen Messebesucher. „Warum nicht?", meinte ich dann schulterzuckend und während sich der Typ breit grinsend freute, war Mario gar nicht begeistert. Aber das war mir egal, was sprach denn auch dagegen? Bestimmt werde ich gleich zwischen einem Haufen Kinder sitzen und mit irgendwelchen Mandalas oder Malen nach Zahlen Bilder beschäftigt sein.

Doch ich sollte noch vom Gegenteil überzeugt werden. Dieser "Malwettbewerb" stellte sich nämlich als eine Aktion eines Tattoostudios heraus, das neu aufgemacht hat und so für sich werben wollte.

"Dann verrate mir mal deinen Namen", meinte dann der Fremde und starrte mich abwartend an. "Wieso habt ihr keine Namensschilder?", fragte ich stattdessen und seine weißen Zähne strahlten mich erneut an. Kurzerhand kritzelte er etwas auf den Aufkleber, der eigentlich für mich gedacht war, dann klebte er ihn sich auf die Brust. Chris. Aha, jetzt hatte ich wenigstens mal einen Namen zu seinem Gesicht. Nachdem ich ihm dann also endlich meinen Namen verraten und ebenso einen Aufkleber auf meine Brust bekommen habe, durfte ich mich an einen Tisch setzen, der rechts und links Sichtschutz hatte. "Ich fühle mich wie bei meiner Abschlussprüfung", murmelte ich und ließ meinen Blick über das reinweiße Papier und die riesige Auswahl an verschiedenen Stiften schweifen. Dann entdeckte ich Mario, Marco und Scarlett etwas abseits stehen, die mich alle nur amüsiert beobachteten.

Insgesamt waren wir dann 7 Teilnehmer und ich wusste immer noch nicht was das hier werden sollte. Schließlich klärte Chris uns auf: "Erstmal hi, es freut mich, dass ihr eure wertvolle Zeit opfert um hier für mich und mein Team ein Bildchen zu malen" Ich sah wie Mario sich die Hand vor den Mund hielt um nicht laut aufzulachen. "Ich bin Chris, wie man hier auf meiner Brust erkennen kann", setzte er fort und zwinkerte mir zu. Eine Barbie, die sich neben mich gesetzt hatte, lachte laut künstlich auf und ich war plötzlich sehr dankbar für die Abtrennung zwischen uns. "Das hier sind Mo, Tobi und Lars und wir sind vom Tattoostudio Chris Ape hier in Dortmund. Ich könnte jetzt noch sämtliche Dinge erzählen darüber, dass es mein erstes eigenes Studio ist, was ich gelernt habe und so weiter aber das würde euch eh nicht jucken" Wieder ein grässliches Lachen der Barbie. Auch Chris schaute sie schon schief an, was sie aber wohl falsch interpretierte, da ich ihren lächerlichen Augenaufschlag bis zu mir rüber spüren konnte.

"Ich komm jetzt auch direkt zur Sache: Ihr bekommt gleich von uns ein Motto, dazu malt oder zeichnet ihr uns einfach das auf, was euch ohne Überlegen sofort in den Sinn kommt. Einfach darauf los, wir wollen eure Ideen sehen. Die kreativste und am besten umgesetzte Idee gewinnt. Zeit: 15 Minuten."

"Ein Quicki also", hörte ich da die Wasserstoffblondine von nebenan. "Wenn selbst ein Quicki bei dir 15 Minuten dauert, läuft irgendetwas falsch", antwortete Chris mit einem Schmunzeln in ihre Richtung und heimste sich Gelächter der anderen Teilnehmer ein. Auch ich musste Lachen. Erst recht als die aufgebrachte Tussi empört aufschnaufte und die Arme vor der Brust verschränkte.

Dann hatte auch endlich einer der anderen Jungs was zu sagen. "Also dann wollen wir jetzt gar nicht mehr lange drum rum reden, das Motto lautet: Digitale Gefangenschaft. Auf die Stifte fertig los!" Während alle anderen, sogar die Barbie, zu ihren Stiften griffen und die ersten Linien auf ihre Blätter malten, saß ich reglos da und wäre am liebsten wieder aufgestanden und gegangen. Automatisch fiel mein Blick auf Mario, der gerade wieder über irgendeine Dummheit von Marco lachte und während ich die beiden so beobachtete, hatte ich plötzlich eine Idee und ich griff, ca. 5 Minuten nach allen anderen, auch zum Stift.


Mario Götze - Meine große LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt