Kapitel 151 ♥

1.7K 68 3
                                    


Zwar war die Klausur erst am Dienstag, dennoch hatte ich eine wichtige Vorlesung verpasst. „Frau Reck, ich sehe Sie zur Zeit sehr selten hier", meinte eine meiner Professorinnen nach der Vorlesung. „Ich weiß...und das macht mir selbst auch zu Schaffen aber ich habe im Moment einfach so viel..." „Ihre privaten Angelegenheiten interessieren mich nicht", antwortete sie spitz. Nett. Ich kniff die Augen zusammen und musste mich beherrschen ihr nicht irgendeinen dummen Satz an den Kopf zu werfen. Mir musste heute nur noch einer dumm kommen und die Bombe explodiert. Und dieser eine kam, bzw. diese eine. Um 18:00 Uhr verließ ich völlig entnervt die Uni, wollte einfach nur eine Kleinigkeit essen, duschen, mir meine Unterlagen noch einmal anschauen und dann ins Bett fallen um für die Klausur am nächsten Tag fit zu sein, aber das konnte ich mir wohl abschminken. „Gott sei Dank Emi!" Fast hätte ich Jacky gar nicht erkannt. Ihre langen blonden Haare waren jetzt kurz und dunkelbraun, sie war bis auf ein wenig Mascara komplett ungeschminkt und trug einen seriösen Hosenanzug. Ein kompletter Lookwandel also! Aber klar, ich habe sie auch seit 3 Monaten nicht mehr gesehen. Umso überraschter und verwunderter war ich deshalb auch über ihre Anwesenheit. „Was willst du denn hier?", fragte ich sie. „Ich weiß, du bist nach der ganzen Sache nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen, aber es ist wirklich wichtig!" Ich schloss meinen Wagen auf und schmiss meine Tasche und Ordner auf den Beifahrersitz. „Jetzt sag was es gibt sonst fahr ich nämlich nach Hause, ich hatte einen echt anstrengenden Tag" Falls sie denken sollte, ich würde mit ihr jetzt Small-Talk machen, hat sie sich gewaltig geschnitten. Zur kleinen Auffrischung: Vor wenigen Monaten hat ihr Langzeitfreund Ben sie betrogen (ausgerechnet mit meiner besten Freundin Leni, die davon jetzt zu allem Übel auch noch schwanger ist) und daraufhin verlassen, selbstverständlich habe ich daraufhin meine Ex Bewohnerin bei mir aufgenommen, versucht abzulenken usw. Doch ihre Absichten sahen komplett anders aus: Sie schmiss sich dermaßen an Mario ran um uns auseinander zu bringen und hat dies sogar geschafft. Zum Glück hat Mario dann aber noch rechtzeitig gemerkt, was sie für eine falsche Schlange ist, kam zu mir und Marco auf die Karibik und machte mir dort diesen unvergesslichen Heiratsantrag. Seit dem hatte ich nichts mehr von Jacky gehört und jetzt stand sie vor mir: Vollkommen verändert und wollte dringend mit mir reden. „Ich mache zur Zeit ein Praktikum bei der Zeitung und ich habe heute einen Kollegen zum öffentlichen Bayerntraining begleitet um mit Mario ein Interview zu machen, es war nicht vereinbart, also Mario wusste nichts davon." „Und weiter...?", forderte ich, weil sie eine Redepause einlegte. Sie kaute unsicher auf ihrer Unterlippe, bevor sie endlich fortsetzte: „Das Interview fand ohne Kameras oder Tonaufzeichnungen statt, sondern ich musste alles mitschreiben was mein Kollege ihn gefragt und was Mario geantwortet hat. Auf einmal störte das Interview ein Mann, ich schätze ihn auf Ende 40 und völlig aus dem nichts, schlug er Mario mit der Faust ins Gesicht" Ihre Worte hallten in meinen Ohren und ich hatte das Gefühl, als würde es eine Ewigkeit dauern bis die Informationen in meinem Hirn ankamen und ich endlich antworten konnte. „Wie??? Wo ist Mario jetzt? Wie geht's ihm?" „Er wurde zur Sicherheit ins Krankenhaus gebracht, er war aufjedenfall noch bei Bewusstsein, mehr kann ich auch nicht sagen. Ich zittere immer noch so! Die Polizei hat meine Aussage auch schon aufgenommen." In diesem Moment spürte ich, dass alles meinem Körper zu viel wurde. Meine Hände wurden taub, meine Fingerspitzen kribbelten und es fühlte sich an als würden meine Zähne vibrieren, dann wurde mir auch schon kurz schwarz vor Augen und ich sackte auf den Parkplatz zusammen. Jacky reagierte schnell und fischte aus meiner Tasche meine Flasche und gab sie mir. Dankend nahm ich sie an und mir ging es auch schon direkt besser. Das war nur ein kleiner Kreislaufdown. „Ich kann dafür sorgen, dass von der ganzen Geschichte nichts an die Öffentlichkeit kommt, wenn euch das Recht ist.", meinte Jacky und half mir wieder auf die Beine. „Das musst du mit Mario klären, am besten kommst du mit ins Krankenhaus" Ich konnte selbst nicht glauben, dass diese Worte aus MEINEM Mund zu JACKY kamen, aber vielleicht hatte sie sich ja wirklich geändert. Vom Aussehen hatte sie das ja schon mal und ich meine, sie macht ein Praktikum bei der Zeitung. „Wenn das ok für dich ist", meinte sie dann. Ich nickte und wir stiegen in mein Auto. 15 Minuten später waren wir an der Klinik angekommen. Allerdings bat ich Jacky vor dem Zimmer zu warten. Ich wollte jetzt erstmal alleine mit Mario sprechen. Der kleine Streit von heute Morgen war komplett vergessen. Er saß auf dem Stuhl am Fenster und las sich irgendwelche Formulare durch, an seiner Schläfe klebte ein großes Pflaster, ansonsten sah er aus wie immer. Er stand sofort auf als er mich sah. „Was machst du nur für Sachen?", fragte ich ihn und strich vorsichtig über seine Wange, an der bei genauerer Betrachtung einige Kratzer zu sehen waren. „So ein Wixxer hat einfach auf mich geschlagen!" „Hab schon gehört", murmelte ich. Mario setzte sich wieder auf den Stuhl und ich zog einen weiteren dazu. „Wie geht's dir jetzt?", fragte ich in Anbetracht seiner Verletzung. „Mein Schädel brummt wie Sau und mir wird ständig schwindelig, ist eine Platzwunde und musste genäht werden, wahrscheinlich ist es auch eine leichte Gehirnerschütterung" „So ein Wixxer" Es platzte einfach aus mir raus, die Emotionen gingen mit mir durch. Sowas hat Mario nicht verdient, er will immer für jeden nur das Beste. „Weiß man schon ob die Polizei ihn hat und was er für ein Motiv hatte?", fragte ich. „Nee, er ist ja direkt abgehauen. Jacky hat dann zwar die Polizei sofort verständigt, aber bis die da waren, war er mit Sicherheit schon über alle Berge. Das gute ist, dass wir ihn noch genau beschreiben konnten" „Musstest du auch schon eine Aussage machen?" „Ja, ich wurde kurz befragt, zur genaueren Aussage muss ich dann ins Revier kommen. Man das pisst mich so an! Das ist das Letzte was ich jetzt im Moment gebrauchen kann" Er war wütend und verzweifelt, vollkommen zu Recht wie ich fand. „Jacky meinte, sie könne dafür sorgen, dass das Thema nie an die Öffentlichkeit kommt. Ich weiß deine Meinung dazu nicht, aber ich würde schon sagen, dass es das Beste wäre wenn so wenig wie möglich davon wissen, du stehst doch aktuell sowieso im absoluten Mittelpunkt für die Presse, wer weiß wie die die Geschichte hindrehen würden, damit du schlecht dastehst" Mario nickte abwesend und ich bat daraufhin Jacky herein, die sich dann mit Mario unterhielt während ich uns Kaffee holte.

Mario Götze - Meine große LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt