Kapitel 1 ▬ "Die spinnen doch!"

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Da der Prolog ja ziemlich kurz war, kommt hier direkt das erste Kapitel ;)

Kapitel 1:

Wie immer hatte ich mich natürlich nicht durchsetzen können. Ich hatte mich lange gewehrt, diskutiert und überlegt, einfach abzuhauen. Aber trotz einiger Studentenjobs hatte ich nicht genug angespart, um mir ein halbes Jahr „Ausreißen" leisten zu können

Also hatte ich notgedrungen meinen Koffer gepackt - zum Glück war ich geübt darin, für lange Auslandsaufenthalte zu packen - und stand eine Woche später am Frankfurter Flughafen. Ich hatte mir einen Kaffee und einen Donut geholt und hockte wenig begeistert an meinem Gate. Das einzig Positive? Mein „neuer" Patenonkel hatte es sich nicht nehmen lassen, mir einen Platz in der ersten Klasse zu reservieren.

So betrat ich als eine der Ersten das Flugzeug und ließ mich auf einen der breiten Sitze fallen. Die mitreisenden Geschäftsleute beäugten mich kritisch, allerdings konnten sie die Nummer auf meinem Flugticket nicht ändern, also kam ich auf dem kurzen Flug nach London in den Genuss, von regulärem Geschirr ein halbwegs schmackhaftes Essen zu mir zu nehmen.

Trotzdem war meine Laune alles andere als überirdisch, als ich am späten Vormittag meinen Koffer vom Band hievte und durch den grünen Ausgang den Passagierbereich verließ. Ich hatte in den letzten Tagen mit Preston über WhatsApp Kontakt aufgenommen und dieser hatte mir versichert, dass er mich abholen würde. Aber wie sollte ich einen wildfremden Mann finden, den ich nur von einem einzigen Foto kannte? Meine Sorgen erübrigten sich, als ich einen schwarz gekleideten, großen Typen erspähte, der grinsend ein großes Schild mit meinem Namen in die Höhe hielt. „Preston?", fragte ich trotzdem, als ich mich meinem Patenonkel genähert hatte. „Richtig. Und du bist dann wohl Valerie?" „Val", korrigierte ich ihn sofort. „Dann komm mal mit, Val." Ich nickte stumm und überließ ihm meinen Koffer, den er bereitwillig hinter sich her zog. Natürlich spürte ich, dass Preston sich eine herzlichere Begrüßung gewünscht hatte, aber immerhin hatte dieser Mann mein ganzes Leben „keine Zeit" für mich gehabt. Und da würde ich es ihm sicherlich nicht so leicht machen und nett zu ihm sein!

„Wo fahren wir hin?", unterbrach ich unser Schweigen dann doch, als wir bereits in einem schwarzen Wagen saßen. „Ins Hotel. Dort werden heute Abend noch die Busse beladen und morgen geht es dann los." „Ah. Und wohin?" „Du bekommst nachher noch einen Plan. Mit den Tourdaten, Interviewterminen, Photoshoot-Terminen und generell alles, was du beachten musst." „Ah." „Paul ist wirklich froh, endlich mehr Unterstützung zu haben." „Wofür bist du denn dann da?" Okay, das klang wirklich unfreundlich, aber immerhin fand ich die Frage berechtigt. Und ich hatte leider die Angewohnheit sehr schnell sehr zickig zu klingen, wenn ich eigentlich nur nachdenklich war. „Ich bin Bodyguard." „Ah. Aber dann achtest du doch auch auf Termine?" „Das schon. Aber ich kümmere mich schwerpunktmäßig um Louis." „Einen der Sänger?" „Genau", grinste er. „Aber dann muss ich mich um den ja schon mal nicht kümmern." „Na ja. Ich bin ja nicht sein Terminkalender." „Aber ich?" „Du bist quasi der stellvertretende Terminkalender von allen Vier." „Ich habe aber von sowas keine Ahnung!" „Na ja. Eigentlich brauchen wir nur Jemanden, der die Jungs ein wenig unter Kontrolle behält." „Und da haltet ihr es für eine gute Idee, eine gleichaltrige weibliche Person zu euch zu holen?" „Lou - also die Stylisten der Jungs - kann sie super zurechtstutzen. Manchmal wirkt das Wunder und sie benehmen sich bei ihr auch besser. Deswegen dachten wir uns: Wieso nicht? Und ich habe deine Eltern gefragt und sie meinten, du seist kein Fangirl, also ist das schon mal kein Problem."

„Mhm. Also mit meinen Eltern hast du telefoniert? Toll." „Val, ich..." Er brach ab, als er eine Karte vor ein Lesegerät halten musste und wir daraufhin in eine Tiefgarage abtauchten. „Vergiss es einfach", grummelte ich angefressen. Er hatte eben keinen Bock auf mich gehabt. Konnte ich nicht ändern. Wahrscheinlich war er genauso begeistert wie ich, mich jetzt ein halbes Jahr an der Backe zu haben. „Wie sieht es eigentlich mit Urlaub aus? Sechs Monate durcharbeiten ist doch sicher gegen jedes Gesetz, oder nicht?" Preston hob einen Koffer ohne jegliche Mühe aus dem Kofferraum und grinste schief. „Jetzt schon genug von der Arbeit?" „Ich frag nur", erwiderte ich zickig. Wieso hatte mein Patenonkel auch so gute Laune?! Ich hasste es, wenn Jemand gut gelaunt war, wenn ich lieber angefressen sein wollte!

„Wir haben ab und zu ein paar Tage ohne Termine. Aber da reise ich meistens mit Louis mit. Und du dann auch. Dann können wir uns abwechseln und haben ab und zu frei." Ich starrte ihn für einen Moment an, bevor ich loslachen musste. „Du bist sein Bodyguard, mit was willst du dich da bitte mit mir abwechseln?! Ich kann keiner Fliege was antun!" Okay, das war gelogen. Und Prestons Grinsen nach wusste er es. „Ach? Hast du etwa nicht seitdem du vier warst Karate gemacht?" „Das war doch nur ein Hobby." „Da sprechen die Pokale eine andere Sprache." „Woher weißt du das?!", zischte ich, während er auf die höchste Nummer des Aufzuges drückte und die Türen sich schlossen. „Ich habe meine Quellen. Auf jeden Fall weiß ich, dass du super auf dich aufpassen kannst. Was nicht heißt, dass die Jungs und ich nicht auch ein Auge auf dich haben werden, aber ich weiß wenigstes, dass du dich zur Not wehren kannst." Wehren war noch untertrieben. Ich hatte mal einer alten Dame, die dabei war ausgeraubt zu werden, geholfen und den Täter bei dem Überwurf aus Versehen verletzt. Zwar nur ein gebrochener Arm, aber meine Eltern waren alles andere als begeistert gewesen. Die Klage gegen mich wurde aber zum Glück zurückgezogen.

„Außerdem trainieren wir gleich noch ein bisschen, damit ich sicher sein kann, dass du fit bist." „Hä?", machte ich intelligent. „Ich bin seit drei auf den Beinen, ich will erst mal was Essen und dann schlafen!" „Das... wird wohl nichts", erwiderte Preston schmunzelnd und schob mich aus dem Aufzug. „Die eine Nacht musst du übrigens bei mir pennen, aber ich nehm die Couch. Und nein: Ich schnarche nicht. In den anderen Hotels bekommst du dann immer dein eigenes Zimmer." „Ah", brummte ich lediglich, sprang aber im selben Moment nach hinten, als ein Fußball an uns vorbei flog. „Der ganze Flur ist übrigens nur für uns gebucht", informierte mich Preston, der nicht einmal zusammengezuckt war.

„Spielen die hier Fußball?!" Ich sah nach links, wo eine zertrümmerte Vase des Hotels meine Frage leidend beantwortete. „Sie haben viel Energie", antwortete Preston mir und zog mich an der Schulter nach hinten, als vier Halbstarke johlend an uns vorbei rannten, wobei ein Blonder dabei von einem Typen mit langen Haaren von den Füßen gerissen wurde. „Die spinnen doch", stellte ich kopfschüttelnd fest. Das zog die Aufmerksamkeit des Blonden - soweit ich mich richtig erinnerte, war das der Junge aus Irland - auf mich. „Ohh, ist das deine Nichte?!" „Mein Patenkind, Niall. Aber ja." Ich beäugte den Jungen kritisch, der sich das aufgeschürfte Knie notdürftig abklopfte, bevor er aufstand und mir grinsend die Hand entgegen streckte. „Ich bin Niall. Und du musst Valerie sein?" „Val", verbesserte ich auch ihn sofort, schüttelte dann aber doch die Hand des Iren.

„Na dann. Ich muss mal weiter, Louis ist immer beleidigt, wenn wir verlieren", verabschiedete Niall sich und hetzte den Gang entlang. Preston hatte in der Zwischenzeit eine Tür geöffnet und winkte mich zu sich. „Auspacken musst du ja nicht groß, morgen früh um sechs geht es los. Wir fahren aber nur bis Manchester, dort geht die Tour los." „Okay", murmelte ich und sah mich um. Immerhin war das Zimmer sehr groß. „Zieh dir am besten gleich die Sportklamotten an." „Kann ich nicht zuerst mal was essen?" „Wir können vorher einen kurzen Stopp einlegen, da kannst du was essen." Seufzend öffnete ich meinen Koffer und wühlte kurz darin herum. Ich hatte ja nicht gedacht, dass ich gleich meine Sportsachen brauchte! „Ich bin im Bad", informierte ich meinen Patenonkel, der ebenfalls dabei war, Sportsachen aus seiner Reisetasche zu zerren.


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Ich muss im Moment leider quasi 24/7 für mein Examen lernen, aber als Ablenkung tippe ich v.a. Nachts gerne ein wenig weiter. Ein paar Kapitel habe ich als Polster, aber ich werde keinen festen Upload-Tag festlegen, da ich den dann sowieso nicht einhalten werde... Wenn mein Polster groß genug ist, gibt es häufiger was, ansonsten seltener :D

Nanny On Tour? │ One Direction Fanfiction │ OC x ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt