Prolog

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Ich sitze hier nun seit einer Stunde auf dem staubigen Dachboden und schlage so ziemlich die Zeit tot. Gerade waren keine Spiele, da Nationalmannschaftspause ist , und da ich ja zurückgetreten bin, hatte ich frei. Ich war eigentlich nach Ludwigshafen gefahren, damit ich mal meine Mutter sehen konnte, doch die hatte auf der Arbeit zu tun und nun sitzt ich wie damals, als ich noch ein Teenager war, auf dem Dachboden und starre Löcher in die Wand. Es war etwas staubiger geworden hier oben, aber eigentlich war alles wie früher. Das kaputte Sofa. Der große Berg an Kisten mit Gegenstände aus der Vergangenheit, die meine Mutter nicht mehr brauchte. Warum bin ich eigentlich wirklich nach Ludwigshafen gefahren? Ich weiß es selbst nicht, es war eine relativ spontane Entscheidung. Ach ja, jetzt kam die Erinnerung wieder:
Wir hatten gerade daheim gegen Gummersbach gewonnen, ich wollte gerade Richtung Kabine gehen dann hab ich ihn gesehen mit ihr! Von wem ich rede? Lukas Nilsson. Er stand da mit seiner „Mitbewohnerin" küssend. So viel dazu, sie sind nur Freunde. Sofort stieg die Eifersucht ins unermessliche. Gefolgt von Wut und Trauer. Ich musste mir die Tränen bis in die Kabine verkneifen. Dort verschwand ich auf der Toilette und sperrte mich ein. Ich musste erst einmal wieder zur Besinnung finden. Bevor ihr fragt, ja, ich hab Gefühle für meinen besten Freund und Mannschaftskollegen. Ich war schon immer nie wirklich angetan von Frauen gewesen. Ich war zwar schon mit ein paar Frauen in einer Beziehung gewesen, aber meistens hielten diese nicht lange und ich habe mir nur vorgespielt diese zu lieben. Wirklich bewusst geworden, dass ich schwul bin ist es mir vor etwa fünf Jahren. Damals hab ich mir geschworen lieber bis zu meinem Karriereende Single zu bleiben, anstatt eine Fake-Beziehung vorzutäuschen und mich sozusagen selbst zu belügen. Doch dann kam ausgerechnet Lukas nach Kiel. Anfangs haben wir uns gar nicht gut verstanden, was wahrscheinlich auch daran lag, dass er relativ wenig gesagt hatte, weil es für ihn ungewohnt war Deutsch zu sprechen. Mit der Zeit sind wir dann zu immer dickeren Kumpels geworden. Doch dann fing alles an. Diese heimlichen Blicke untereinander unbewusste Berührungen bis hin zu mehr. Aber alles war von ihm ausgegangen. Ich war gar nicht wirklich an ihm interessiert, bis damals das in der Nacht nach dem Pokal Gewinn geschehen ist. Ich verdrängte diesen Gedanken sofort wieder. Ich brauche Ablenkung, sonst falle ich sofort wieder und dieses Loch zurück. Ich ging in schaltete den staubigen CD-Player der auf dem Tisch stand an. Doch als Whitney Houston mit ihrer einzigartigen Stimme „I will always Love you", singen will, schalte ich ihn sofort wieder aus. Das Lied war gerade so richtig unpassend. Ich muss mich also anders ablenken. Ich holte mein Handy raus und stecke meine Kopfhörer an und lasse meine Playlist laufen. Schon besser! Was könnte ich machen, damit ich endlich aufhöre Löcher in die Wand zu starren? Mein Blick fiel auf die Kisten. Irgendwie wecke sie das Interesse ein bisschen darin rumzustöbern. Ich setzte mich also in Bewegung und entfernte die Pläne und musste erstmal husten. Auf der Pläne war mehr Staub als ich erwartet habe. Nachdem ich wieder einigermaßen beschwerdefrei atmen konnte machten ich mich daran die Kisten zu erkunden. Ich fand nicht wirklich viel in den ersten beiden Kisten außer irgendwelchen kaputten Spielzeugen aus meiner Kinderheit. Dann fiel mein Blick auf die beiden Kisten ganz in Eck. Auf der einen stand der Name meines Vaters. Erinnerungen kamen hoch. Mittlerweile sind das auch schon fast acht Jahre her. Mein Vater hatten zwar nie wirklich das beste Verhältnis es gab Höhen und Tiefen aber eins hatte er immer an mich geglaubt. Dafür bin ich ihn so unheimlich dankbar. Meine Mutter war immer schon etwas gegen das Handball spielen gewesen, mein Vater hat mich immer unterstützt. Es gab so gut wie kein Spiel das er verpasst hatte. Er war so ziemlich mein größter Fan. Auch wenn er nicht wirklich viel Zeit auf Grund seiner Arbeit für mich hatte, für meine Spiele hatte er sich immer frei genommen. Die ersten Tränen rollten mir über die Wange. Er fehlte mir. Ich öffnete den Karton, ganz oben lag der Wackeldackel, welcher immer auf dem Schreibtisch von meinem Vater gestanden hat. Ich holte ihn raus. Sofort beginnt er zu wackeln. Nur der Schwanz fehlte, der ist abgebrochen bei einem Streit meiner Eltern. Meine Mutter hat den Hund auf den Boden geworfen, da sie ihn eh nie leiden konnte, weil er sie nervös gemacht hat und dann hat sie ihn halt als Objekt für ihre Wut verwendet. Ich kramt weiter drin rum. Ein Stapel Papier mit irgendwelchen Unterlagen. Ich stellte den Stabel neben den Karton auf den Boden. Dann eine Schachtel mit Bildern. Ich beschloss die Bilder in Ruhe anzuschauen. Ich wollte mich aufs Sofa setzen und stand auf und dann passierte es. Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Kopf. Die Decke hier wird auch immer kleiner! Manchmal hasse ich es so groß zu sein. Ich will nicht wissen wie oft ich mir den Schädel schon irgendwo angehauen hab. Ich bin generell sehr tollpatschig. Darüber machen sich auch immer meine Mannschaftskollegen lustig, wenn ich mal wieder gegen irgendwelche Türrahmen laufe. Mit eingezogenem Kopf ging ich rüber und pflanzte mich aufs Sofa. Gefolgt von einer Staubwolke. Es war nicht gerade schlau von mir gewesen hier oben eine schwarze Hose anzuziehen, mittlerweile war sie komplett grau. Ich öffnete vorsichtig die Schachtel. Als erstes lag ein Bild von meiner Mutter und meinem Vater. Irgendwo am Meer. Die meisten Bilder waren irgendwelche von meinen Eltern zusammen an irgendwelchen Urlaubsorten. Gegen Ende kamen dann Bilder auch von mir dazu. An den Urlaub in Kroatien konnte ich mich noch gut erinnern. Ich hatte Angst, dass am Strand Haie sein könnten und hab mich deswegen nicht ins Wasser getraut. Mein Vater hat mich dann einfach reingeworfen. Ich wusste nicht ob ich gerade lache oder heule. Eine Mischung aus beidem. Dann Bilder aus dem Skiurlaub. Ski gefahren bin ich nicht mehr seit dem Tod meines Vaters. Außerdem würde ich das aufgrund meiner Krankenakte nicht gerade für gut befinden. Dann fiel mein Blick auf ein Bild. Mein Papa und ich mit einem Pokal in der Hand. Mein erster Handball-Pokal wir würden Meister mit der D-Jugend. Man wie süß klein war ich da. Aber die Frisur geht mal gar nicht. Es folgten noch weitere Bilder von Handballtunieren. Jetzt heulte ich endgültig. Wäre mein Vater stolz auf mich? Ich wünschte er würde zu einem Spiel nach Kiel kommen können. Er hat immer zum Spaß gesagt, irgendwann spielst du mal in Kiel. Ja, ich spiele mittlerweile in Kiel, meine dritte Saison. Bis 2020 habe ich einen Vertrag. Ich hoffe wir können bis dahin endlich mal die Meisterschaft holen. Einmal mit den ganzen Kielern auf den Rathausplatz feiern. Was ich da für Geschichten schon von Rune und den anderen Spielern gehört habe, die das mal miterleben dürften. Ich freue mich auch darauf, dass Filip Jicha wieder zurückkommt. Ich finde er ist ein großartiger Spieler ich hoffe ich kann noch viel von ihm lernen. Ich packte die Schachtel wieder zurück in den Karton. Das restliche war jetzt nicht gerade interessant. Dann wendete ich mich dem letzten Karton zu. Die Beschriftung war unleserlich. Innendrin fand ich eine weitere Schachtel. Auf der stand Livia.Wer ist bitte Livia? Ich öffnete die Schachtel und tausend Briefe flogen durch die Gegend. Beim Einsammeln bemerkte ich das einige noch geschlossen waren. Wieso bewährte meine Mutter Briefe auf, die noch nicht gelesen wurden. Ich nagte an meinen Fingernägeln. Sollte ich sie lesen? Eigentlich sind sie ja Briefgeheimnis. Ich schaute auf den Absender. Signe und Alexander Nilsson aus Flensburg. Noch nie gehört! Wer ist das? Und wer ist Livia? Was hält meine Mutter hier vor mir verborgen. Ich wollte gerade den ersten anfangen zu lesen, da hörte ich die Tür. Schnell packte ich die Briefe wieder in den Karton und deckte alles ab, als hätte ich hier nicht drin gewütet. „Chris?", kam es von unten. „Ja", antwortete ich. „Wo bist du?", fragte sie. Die Frage hätte sie sich sparen können, denn ich kam gerade vom Dachboden runter. „Wie siehst du denn aus?", wunderte sich. Ich klopfte mir den Staub von der Hose. „Du hast aber nicht in den Kisten gestöbert?", versicherte sie sich. Ja natürlich nicht! Also jetzt kann ich mir sicher sein, dass sie was zu verbergen hat. Doch bevor ich antworteten konnte ging sie an mir vorbei nach oben. Sie wollte sich selbst ein Bild machen. Wieso misstraute sie mir so? Was hatte sie zu verbergen? In meinem Kopf wimmelte es von Fragen. Ich war mit der Gesamtsituation total überfordert. Ich folgte ihr zurück auf den Dachboden. Sie nahm die Kiste mit der Unleserlichen Aufschrift ging an mir vorbei. „Der Boden hier ist ab sofort tabu", befahl sie. Ich war sprachlos. Sie kann mir doch nicht einfach meinen Lieblingsort nehmen. Ich folgte ihr nach unten, wo sie den Schlüssel nahm und die Tür vor meinen Augen absperrte. Ich stand immer noch fassungslos und total durch den Wind da und rührte mich nicht von der Stelle. War meine Mutter nicht die für die ich sie immer gehalten habe? Hat sie ein anderes Ich? Bin ich der für den ich mich gehalten hab? Was verbirgt sich in dieser Kiste? Was steht in diesen Briefen? Eins wusste ich, ich werde es herausfinden müssen. Ich will die Wahrheit wissen zur Not auch zu jedem Preis.
So das war mein erstes Kapitel. Das ist die erste Fanfiction, die ich veröffentliche, obwohl ich es nicht mag wenn Leute meine Texte lesen😂. Ich hoffe es hat euch gefallen! Über hilfreiche Verbesserungsvorschläge und Feedback würde ich mich freuen😊 LG

Spiel um Spiel, Lüge um Lüge und wann sieht er es ein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt