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Gisli:
Ich spürte, wie Livs zärtlichen Lippen meine streiften. Trotz ihre Vorsicht löste es in mir das komplette Gefühlschaos aus. Ich erwiderte etwas zurückhaltender, als ich sonst normalerweise küsse einfach um ihr das Gefühl zu geben, dass ich sie zu nichts drängen will. Meine Hände vergruben sich allmählich in ihren lockigen Haaren, während ihre Hand wie automatisch in meinem Nacken auf und ab strich. Vorsichtig löste ich meine Lippen von ihren und drückte meine Stirn gegen ihre. Langsam beruhigte sich das Chaos in meinem Bauch. „Und?", fragte ich sie. Sie grinste. „Ich glaub das war ein sehr guter erster Kuss", lachte sie. Ich strich ihr über die Wange. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie wirklich heir gerade vor mir sitzt. Das muss ein Traum sein. „Kneif mich", verlangte ich. Sie schaute mich mit einem fragenden Blick an kniff mich aber. „Aua", beschwerte ich mich. „Du hast sagt ich soll dich kneifen", protestierte sie. „Ich wollte nur sicher gehen, dass das hier gerade wirklich passiert ist", seufzte ich. „Wir können es ja gerne wiederholen", zwinkerte sie. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und drückte meine Lippen diesmal etwas gieriger gegen ihre. Diesmal war ich derjenige, der das Kommando hatte. Ich merkte wie sie sich mir immer mehr hingab. Langsam beendete ich den Kuss, auch wenn es mir schwer fällt, aber ich wollte nicht riskieren, dass wir uns in unsere Beziehung förmlich stürzen. Normalerweise bin ich nicht der Typ der lange zögert. Aber mit Liv war das anders. Ich nahm Rücksicht und will nichts überstürzen. Ich will sie einfach nicht verlieren. Ich glaub ich hab mich noch nie so wohl mit einem Mädchen gefühlt wie mit Liv. Sie ließ sich gegen die Sofalehne zurückfallen und atmete einmal tief durch. Sie sah fix und fertig aus. Es amüsierte mich, wie ich sie total durcheinanderbringe. „Was ist?", wollte ich wissen und griff nach ihrer Hand. Ich kann es einfach nicht abstellen, dass ich sie die ganze Zeit irgendwie berühren muss. Sie lächelte. „Ich bin gerade einfach nur der glücklichste Mensch auf Erden", strahlte sie und lehnte sich gegen mich. Ich legte meine Arme um sie. „Wenn meine Freundin uns jetzt sehen würde, würde sie einen Besen fressen", meinte Liv. Wer isst bitte freiwillig einen Besen. „Ist das ein Wetteinsatz?", wollte ich wissen. „Nein des sagt man so, wenn etwas sehr unrealistisch ist und meine Freundin haben gesagt, dass ich nie einen Typen bekomme", erklärte sie. Ich nickte. „Dann haben sie nicht mit mir gerechnet",'zwinkerte ich. Ich machte es mir bequem. „Lass uns noch was anschauen", schlug Liv vor und zeigte auf meine DVD Sammlung. Wir machten einen Film an. Nach wenigen Minuten war sie auf mir eingeschlafen.

Disse:
Ich lehnte wie beim letzten Mal gegen den Baum und musste meine Gedanken sammeln. Es fühlte sich wieder so scheiße an. Immer in Anwesenheit von Lukas Vater fühl ich mich als wäre ich an allem Schuld. Ich hörte Schritte hinter mir und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, er soll nicht merken, dass ich wieder geweint habe. Ich drehte mich um und vor mir stand Lukas der seine Hand vorsichtig auf meine Schulter legte. Ich schaute ihn in die Augen. Er zog mich wortlos in eine Umarmung. Wieso fühlte es sich so richtig an, obwohl es so falsch ist? "Ich hab eine Idee", erzählte er. Ich schaute ihn erwartungsvoll an. Er kann doch nicht eine Lösung für ein unlösbares Problem gefunden haben? „Also ich hab überlegt, die Wohnung oberhalb von dir gehört doch nicht vermietet , dann könnte Anna anziehen, dann muss ich nicht immer hin und her fahren und es ist jemand da, wenn sie unsere Hilfe braucht", erklärte Lukas. Die Idee klang vernünftig. "Ich kann ja mal bei meinem Vermieter anfragen", schlug ich vor. Lukas strahlte und küsste mich dankbar. „Oder wir müssen uns eben eine Wohnung suchen die für uns vier und später für die Kleine groß genug ist", überlegte ich. "Und was machen wir dann aus unseren Wohnungen?", fragte Lukas. "Verkaufen", antwortete ich. "Ok, dann lass uns den Vorschlag mal den anderen machen", meinte er und griff nach meiner Hand und zog mich mit sich mit. Wir setzten uns wieder an den Tisch. Das Essen war zwar mittlerweile kalt, aber wir aßen es trotzdem noch. "Also Disse hat angeboten bei seinem Vermieter mal anzufragen", übernahm Lukas das Wort. Lukas Vater nickte. "Und wenn es nicht funktioniert müssen wir uns eben nach einer gemeinsamen Wohnung umschauen", mischte ich mich ein. Anna wirkte zufrieden. "Solange ich meine Privatsphäre hab", meinte sie. "Ich find das ist eine großartige Lösung", seine Mutter war richtig Feuer und Flamme. "Dann ist Liv auch nicht ganz so alleine, wenn wir auf Auswärtsfahrten sind", warf Lukas ein. Ich war glücklich über unseren Kompromiss. Am liebsten würd ich ihn jetzt küssen, aber ich hab bemerkt, wie die Mädchen am Nachbartisch die ganze Zeit in unsere Richtung schauten und sich dann tuschelnd unterhielten. Anscheinend haben sie uns erkannt. "Wollt ihr es dann öffentlich machen?", fragte sein Vater. "Ich denke das hat noch Zeit. Außerdem müssten wir das erstmal mit Alfred besprechen, aber ich denke irgendwann wird es soweit kommen", antwortete ich und drückte währenddessen Lukas Hand. "Wir fangen jetzt nochmal von vorne mit unserer Beziehung an und haben nicht vor gleich zu heiraten", wand Lukas ein. "Das wäre auch etwas voreilig", warf Anna ein. Wir bezahlten, nachdem wir fertig gegessen hatten und liefen gut gelaunt aus dem Restaurant. Ich hätte nicht erwartet, dass der Abend so gut enden würde. "Machen Sie es gut und passen sie auf ihn auf", meinte seine Mutter und umarmte mich zum Abschied. "Ich werd mein bestes geben", versprach ich, "und danke für die Einladung." Dann übergab ich sie an Lukas. Sein Vater kam auf mich zu und reichte mir zum Abschied die Hand. "Ich schätze ich sollte mich bei ihnen entschuldigen für mein Verhalten. Mir ist klar geworden, dass sie ihn glücklich machen und was will ein Vater mehr und ich bin zufrieden mit unserer Vereinbarung", entschuldigte er sich. "Nennen sie mich Christian", brach ich das Eis zwischen uns. Er klopft emir auf die Schulter. Dann ging ich zu Anna und ich konnte nicht anders als sie zu umarmen. "Wofür ist das jetzt?", wollte sie wissen. "Für alles was du für uns beide getan hast", erklärte ich. Ich war froh, dass sie es so akzeptiert. „Du machst ihn glücklich und wir würden nie glücklich werden. Wir sind und bleiben eher etwas wie Geschwister", meinte sie und lächelte. „Wir werden dich unterstützen mit den kleinem Hosenscheißern da drin", versprach ich. „Ich hab keine Moment dran gezweifelt", sagte sie. „Ich sprech gleich morgen mit dem Vermieter", schlug ich vor. „Das wäre nett", meinte sie. Dann umarmte ich sie nochmal. „Wir sehen uns ja", meinte ich dann und sie nickte. Dann stieg sie zu Lukas Eltern ins Auto und sie fuhren vom Hof. Lukas ging auf mich zu und ließ sich gegen mich fallen. Ich legte meine Arme von hinten um ihn. „Und was machen wir zwei Hübschen jetzt noch?", hauchte er verführerisch. „Wir sollten nach Hause zu Liv", sagte ich. Lukas wirkte zwar etwas enttäuscht während wir zu meinem Wagen gingen. Als wir Zuhause ankamen, war das Haus ganz dunkel, obwohl es erst halb elf war. Sie wird doch nicht um diese Uhrzeit bereits schlafen gegangen sein. Lukas wirkte auch skeptisch. Ich öffnete die Wohnungstür und rief nach Liv. Keine Antwort. Lukas ging an mir vorbei und öffnete ihre Zimmertür. Das Zimmer war leer. Auch in der ganzen Wohnung war keine Spur von Liv. Ich schaute ob irgendwo ein Zettel war wie beim letzten Mal. Sie hat uns nicht mal eine Nachricht hinterlassen. „Ich hätte sie nicht alleine hier lassen sollen", schob Lukas sich die Schuld in die Schuhe. Ich umarmte ihn. „Du bist nicht Schuld", stellte ich klar. „Doch", schluchzte er, „ich hatte schon so ein Gefühl, dass sie sich komisch verhalten hat." „Du bist nicht Schuld", wiederholte ich nochmal und holte mein Handy raus um sie anzurufen. „Und das beweist was für ein scheiß Vater ich sein werd", widersprach Lukas. „Liv ist kein Kleinkind mehr, die hat ihren eigenen Kopf", versuchte ich, dass er sich endlich beruhigte, während ich dem Piepen in der Leitung zu hörte. „Der gewünschte Teilnehmer antwortet nicht, bitte hinterlassen sie eine Nachricht nach dem Piepton", ertönte die allbekannte Stimme, die niemand leiden kann. „Liv, wenn du das hörst, dass melde dich, wir machen uns Sorgen", sprach ich auf das Band. Währenddessen saß Lukas wie ein Haufen Elend auf der Coach und machte sich Vorwürfe, was er anders machen hätte können. „Du hast verdammt nochmal nichts falsch gemacht", entgegen ich, „ich hätte genau so gehandelt", versicherte ich ihm und setzte mich neben ihm aufs Sofa. "Doch", schluchzte Lukas. Ich zog in in eine Umarmung. Wo könnte sie nur stecken? Gisli? Nein, nachdem was Lukas vorhin erzählt hat. Oder vielleicht doch? Sollte ich versuchen ihn zu erreichen? Ich zögerte nicht lange und rief in schließlich an. Auch bei ihm ging niemand ran? Ist das vielleicht ein Zeichen? Ich schrieb ihm, dass er sich bitte melden soll. Dann legte ich mein Handy auf den Wohnzimmertisch. "Wir sollten vielleicht versuchen zu schlafen?", schlug ich vor. "Ich schlaf nicht solange Liv nicht da ist", protestierte er. "Wir müssen morgen um sechs raus", erinnerte ich ihn. "Du kannst ja schlafen gehen", entgegnete er trotzig wie so ein kleines Kind. Auf einmal vibrierte mein Handy. Gisli ruft an. Ich hob ab. "Es geht um Liv oder?", fragte er sofort. Ich bejahte. "Die ist bei mir und ist auf der Coach eingeschlafen", berichtete er. "Ok, dann lass sie schlafen und bring sie dann morgen zur Halle mit", antwortete ich. "Ok bis morgen", verabschiedete er sich. "Joa gute Nacht", wünschte ich. Lukas schaute mich erwartungsvoll an. "Sie ist bei Gisli alles in Ordnung", teilte ich ihm mit. Er atmete erleichtert auf. Wir machten uns bettfertig. Ich wollte eigentlich nur in Ruhe schlafen, doch Lukas sah das ganz anders und begann meinen Hals mit Küssen zu verzieren. "Lukas", stöhnte ich genervt. "Was?", fragte er und schaute mich an. "Wir müssen morgen früh raus", erwähnte ich erneut. "Aber wir haben sturmfrei", zwinkerte er und machte weiter. "Ich bin müde", wand ich ein. "Danach nicht mehr", zwinkerte er. "Wir müssen morgen spielen", versuchte ich es erneut. "Denk nach wann werden wir noch so ungestört sein wie jetzt?", fragte er. Da musste ich ihn recht geben. Zukünftig müssen wir auf unsere Zweisamkeit etwas verzichten. Um so mehr Lukas Lippen an meiner Halshaut nagten umso schwerer fiel es mir mich mich zu kontrollieren. "Ok, aber danach ist Ruhe", forderte ich. Er grinste verführerisch.
Hoffe das Kapitel hat euch gefallen❤️.

Spiel um Spiel, Lüge um Lüge und wann sieht er es ein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt