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Gisli:
Patrick war wieder so nett und nahm mich wieder mit nach Hause. Ich bedankte mich, dass er mich gefahren hat. Mein Auto bekomm ich erst zu meinem 19 Geburtstag. In Island konnte ich immer das Auto von meinem Vater nehmen. "Kein Problem, viel Spaß euch nachher", wünschte Patrick, als ich aus seinen Wagen ausstieg. Ich holte noch meine Tasche aus dem Kofferraum. Dann drehte ich mich nochmal um und winkte. Ich kramte meinen Wohnungsschlüssel hervor und schloss die Eingangstür auf und lief die drei Stockwerke nach oben zu meiner Wohnung. Ich öffnete die Tür zu meiner ersten eigenen Wohnung. Ich hatte mich bereits eingelebt. Die ersten Tage waren noch ein paar Freunde von mir da gewesen, die mir beim Umzug geholfen hatten, aber seit gestern war ich vollständig auf mich alleine gestellt. Da ich Angst hatte die Küche bei meinem ersten Kochversuch in die Luft zu jagen hab ich gestern mir Pizza bestellt. Der Pizzakarton lag noch immer auf dem Esstisch, weil ich zu faul gewesen war ihn nach unten zum Mülleimer zu tragen. Fängt schon gut an. Die erste Regel wie führe ich eine eigene Wohnung von der Liste meiner Mutter lautete. Ordnung ist das A und O. Ich beschloss den Karton nachher mit nach unten zu nehmen und warf ihn deswegen vor die Haustür. Ich blickte auf die Uhr. Es war bereits kurz vor zwei. Ich sollte vielleicht irgendwas Essen. Der Kühlschrank war immer noch leer, ich hatte noch nicht die Zeit gefunden einzukaufen, was auch schwer ist, wenn man kein Auto hat. Ich wusste nicht mal wo hie eder nächste Einkaufsladen ist. Vielleicht könnte ich Disse nachher fragen, ob er mich an Supermarkt raussetzen kann. Aber ist das nicht zu viel verlangt, wenn er mich eh schon mitfahren lässt? Ich hatte keine Ahnung was Disse für ein Typ ist. Auf mich hat er bis jetzt einen seltsamen Eindruck gemacht. Er hat enorme Stimmungsschwankungen. Außerdem hat mich die Sache mit ihm und Lukas etwas verwirrr. Sind die beiden schwul oder ist das ihre Art von Freundschaft? Nicht, dass ich irgendwas dagegen hätte. Ich war nur extrem verwundert. Ich beschloss zum Bäcker um die Ecke zu gehen und mir ein belegtes Brötchen zu kaufen. Ich ging erneut die drei Stockwerke nach unten. Wieso hab ich mir eine Wohnung im 3.Stock gekauft, wenn es nicht einmal ein Aufzug gibt? Ich lief die Straße entlang. Ich muss doch links lang. Patrick hat mir netter Weise den Weg gezeigt. Ich erinnerte mich aber nur flüchtig daran. Nachdem ich etwas durch die Gegend geirrt bin, erreichte ich schließlich den Bäcker. Ich hasste es in einem fremden Land einkaufen zu gehen. Ich kann zwar Deutsch, weil ich während der Schulzeit einen Deutschsprachkurs besucht habe, ich hatte aber immer Angst, dass es für die Einheimischen lustig klingt. "Was hätten sie denn gerne?", fragte mich die Verkäuferin. Ich hatte mich nicht mal geschaut, was es hier alles so gibt. Ich tippte einfach auf eins der belegten Brötchen ohne zu wissen, was da drauf war. Sie nannte mir den Preis und ich bezahlte. "Schönen Tag", wünschte sie mir. Ich lächelte und wünschte ihr dasselbe auch. Dann nahm ich meine Brötchentüte und verließ den Laden. Hilfe suchend sah ich mich um. Aus welcher Richtung bin ich gekommen? Wofür gibt es Google Maps. Ich wollte gerade nach meinem Handy greifen, da fiel mir ein, dass es immer noch in meiner Trainingstasche lag. Super Gisli! Du bist auch wieder unfähig für alles. Ich bin gespannt wie lange ich das mit der eignen Wohnung durchhalte. Hätte ich vielleicht doch lieber in eine WG ziehen sollen? Also entscheid ich mich für die Straße die mir am bekanntesten vorkam. Mein Orientierungssinn war jetzt nicht gerade der beste. Glücklicherweise hatte ich die richtige Straße gewählt und kurz darauf war der Straßenname auf einen der Schilder angeschrieben. Ich bog in die angezeigte Richtung ab und konnte mein Haus bereits von weitem erkennen. Ich hatte mich nicht verirrt. Ich hab es geschafft ohne Handy und ohne jemanden nach dem Weg zu fragen, zum Bäcker und wieder zurück zu laufen. Ich war stolz auf mich. Zufrieden schloss ich die Haustür auf und stürmte die Treppen nach oben. Ich aß mein Brot und spielte währenddessen auf meinem Handy. Das Brötchen schmeckte echt gut, obwohl ich immer noch keine Ahnung hatte was auf diesem drauf war. Mein Handy blinkte. Neue Nachricht von Christian Dissinger: "Bin in 10 Minuten bei dir." Shit ich hab die Zeit vergessen. Panisch rannte ich durch die Wohnung. In welchem Karton hab ich jetzt meine Schwimmsachen. Ich hatte meine Klamotten noch nicht alle einsortiert. Der Schrank steht ja auch erst seit gestern. Ich wühlte einen Karton nach dem anderen durch und konnte verdammt nochmal nicht meine dunkelblaue Badehose finden. Es klingelte. Gehetzt stürmte ich die Treppe nach unten. Mit offenen Mund starrte ich die Person an die vor meiner Haustür stand. Sie war vielleicht gerade mal 16 Jahre alt, aber irgendwas fand ich sofort aufregend an ihr. "Ich soll dich abholen", sagte sie und zeigte nach hinten auf das Auto indem Disse saß und mit irgendjemand redete. Wahrscheinlich telefoniert er, weil niemand anderes mehr im Auto saß.. "Ja ich bin noch nicht ready", gestand ich. "Soll ich dir helfen?", bot sie an. "Das ist nett", antwortete ich. Ich führte sie die Treppen nach oben zu meiner Wohnung. "Lässt du deine Tür immer offen stehen?", fragte sie amüsiert. Sie hat einen skandinavischen Akzent, welches Land es genau war konnte ich nicht heraushören. "Nein ich war wie sagt man im Stress?", fragte ich unsicher. Sie nickte. Also ging ich davon aus, dass ich nichts falsches gesagt habe. Zum Glück! "Was suchst du genau?", fragte sie, als sie die Unordnung in meinem Schlafzimmer betrachtete. "Meine dunkelblaue Badehose", antwortete ich. Sie lief zielstrebig ins Zimmer bückte sich und hob meine Badehose hoch. Wie peinlich ist das denn? Ich spürte wie ich leicht rot wurde. "Suchst du die", grinste sie. "Ja thanks", antwortete ich in einem Englisch/Deutschgemisch. Ich hatte vergessen wie man sich auf Deutsch bedankt. Ich nahm die Hose entgegen und verschwand im Bad. "Was denkst sie jetzt von mir? Ich glaub ich mach mir viel zu viele Gedanken. Es ist doch egal was sie von dir hält. Sie ist eindeutig zu jung für dich", ermahnte ich mich selbst. Ich schlüpfte in meine Badehose. Ich schnappte mir ein Handtuch und die Sonnencreme. Das kann ich auch noch am Strand machen. Das Mädchen dessen Name ich noch nicht einmal kannte, lehnte gelassen am Türrahmen, als ich aus dem Bad kam. "Willst du keine Tasche nehmen?", fragte sie. "Ach stimmt", antwortete ich total verwirrt. Ich leerte einfach den Inhalt meiner Sporttasche aus, die noch im Flur stand und packte da mein Zeug hinein. Sie betrachtet mich in einer Mischung aus amüsiert und skeptisch. Ich mag es wenn sie so schaut. "Gisli", ermahnte ich mich selbst. "So wir können", sagte ich zufrieden. Sie ging voraus. Zu allem Überfluss stolperte ich noch über den leeren Pizzakarton. Ich erwischte sie dabei wie sie mich auslachte. Ihr Lachen war einzigartig. Gisli, du kennst sie noch nicht mal ein paar Minuten und bist schon hin und weg von ihr, dass kann nicht gut gehen. "Den hab ich total forgotten", überspielte ich die Situation und hob ihn auf. Bevor ich mir noch das Bein breche, kommt er eben entgültig weg. Im Erdgeschoss schmiss ich in einfach in die Tonne. "Du darfst vorne sitzen", bot Liv an und dann setzte sich auf die Rückbank. Ich war total überrascht und stieg einfach ein ohne etwas zu sagen. "Na endlich", stöhnte Disse. "Sorry, bei mir ist noch nicht ordentlich", entschuldigte ich mich. "Ja das kann ich bezeugen", kam es von hinten. Ich schaute in den Rückspiegel sie grinste. "Ich dachte schon ihr treibt da oben nicht jugendfreie Dinge", prustete Disse und bekam daraufhin von dem Mädchen Schläge. Ich vermutete er hat nichts nettes gesagt. Dann startete Disse den Motor und fuhr los. Da ich nicht wusste was ich sagen sollte lehnte ich mich zurück und lauschte der Musik die aus dem Radio kam.

Disse:
Dieser neue gefällt mir immer mehr. Die Unpünktlichkeit gefällt mir. Er war zwar nicht gerade gesprächig, aber das machte mir wenn ich ehrlich bin gar nichts aus. Da ich gerade keine Lust auf jemanden hätte, der mit das Ohr weg labert, so wie Andi. Ich muss schon zu geben, Liv hatte Recht. Er sieht echt gut aus. Sie hat einen guten Männergeschmack, dass muss man ihr lassen. Den Gedanken eine Auszeit zu nehmen, hab ich mittlerweile verdrängt. Ich sollte mich einfach zusammenreißen und Alfred beweisen, dass er mich nicht umsonst nach Kiel geholt hat. Er war vorhin sichtlich verletzt gewesen, als ich ihm mitgeteilt habe, dass ich darüber nachdenke eine Auszeit zu nehmen. "Seit wann bist du hier?", brach mein bis jetzt stummer Beifahrersitz die Stille. "Seit Sommer 2015", antwortete ich. "Wieso bist du gekommen?", fragte er. "Weil ich ein Angebot bekommen hab und ich glaub jeder träumt mal beim THW spielen zu dürfen und man bekommt diese Chance nur einmal", zwinkerte ich, "wieso bist du hier her gekommen. Ich mein der Rekordmeister ist schon eine große Aufgabe für einen 18 jährigen." "Mein Vater hat mir empfohlen, außerdem ich finde Kiel ähnlich wie meine Geburtsstadt", antwortete er. Sein Deutsch war echt süß und dazu noch sein isländischer Akzent. So stellen ich mir Alfred als 19 Jähriger vor. Ich parkte das Auto an einem freien Platz in der Nähe der Strandpromenade in Laboe. Mein Handy klingelte. Andi! "Ja", meldete ich mich. "Wo seit ihr?", wollte er wissen. "Am Parkplatz wieso?", fragte ich. "Ok, ihr werdet uns dann schon finden", meinte Andy und legte auf. Verwirrt schaute ich auf mein Handy. Seltsames Telefonat. Ich steckte mein Handy ein und ging voraus. Die beiden folgten mir. Das Wetter hier oben war mittlerweile schon fast unerträglich. Seit Wochen herrschte hier oben eine Hitze. Die einzige Möglichkeit es hier auszuhalten war der Strand und ein abkühlendes Bad in der Ostsee. Wie bereits erwartet war der Strand überfüllt. Suchend sah ich mich um, ob ich einen der anderen erkannte. "Da drüben ist Lukas", stellte Liv fest. Bei seinen Namen zuckte ich zusammen. Ich hatte vergessen, dass er auch kommen wollte. "Du hast nicht erwähnt, dass er auch kommt", sagte Liv. Sie klang vorwurfsvoll. "Ich wusste nichts davon", log ich. "Egal ich lass mir von ihm nicht den Tag vermiesen", sagte Liv und lief zielstrebig auf ihn zu. Dann erkannte ich auch den Rest. Man konnte erkennen wer was bevorzugt. Lukas und Magnus lagen im Schatten, Niko hatte die Mitte gewählt und Andi lag in der prallen Sonne. "Da seit ihr ja endlich", begrüßte uns Niko. "Disse ist nie pünktlich", kam es von Lukas. Ich nahm es einfach so hin. Ich wollte nicht schon wieder Streit mit ihm anfangen. Liv breitete ihr Handtuch neben Andi aus. Gisli folgte ihr. Mir war nicht entgangen, dass er nicht gerade uninteressiert an ihr zu sein scheint. Ich hatte jetzt die Qual der Wahl. Ich könnte mich in die Sonne neben Gisli legen oder ich muss mein Handtuch neben Lukas ausbreiten. Ich atmete tief durch und breitete mein Handtuch neben ihm aus. Ich gehe nicht in die Sonne nur weil er im Schatten lag. Ich zog mein T-shirt aus, denn selbst im Schatten war es angenehm . Dann setzte ich meine Sonnenbrille auf und schloss die Augen. Schwimmen kann ich auch noch später gehen. Lukas versuchte ich so gut es geht auszublenden.

Hoffe das Kapitel hat euch gefallen❤️. Mein erstes Mal aus der Sicht von Gisli. Ich hoffe ihr seit zufrieden mit meiner Interpretation von ihm😂😂😂🙈🙈.

Spiel um Spiel, Lüge um Lüge und wann sieht er es ein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt