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Disse:
Den ganzen Abend über war Lukas recht leise gewesen. Meine Mutter war früh schlafen gegangen, weil sie ja morgen arbeiten muss. Ich war auch in Gedanken. Wir haben einen Film auf Netflix angeschaut, aber ich hab nicht wirklich viel mitbekommen. Ich war die ganze Zeit in Gedanken bei dem Termin morgen, dann die Sache mit der Mannschaft beunruhigte mich extrem und dann diese Mappe. Was will meine Mutter mit einer Adoptionsmappe. „Seh ich meinen Eltern ähnlich?", fragte ich. Lukas schaute mich total verwirrt an. „Du weißt schon, dass man auch seinen Eltern gar nicht ähnlich sehen kann", erinnerte er mich. „Ja, aber was wenn sie nicht meine Eltern sind", warf ich ein. „Was ändert es das. Ich doch egal ob sie deine leiblichen Eltern sind oder nicht. Hauptsache sie lieben dich", antwortete Lukas. „Ja aber", begann ich. „Wenn du es wissen willst, schau nach", schlug er vor. Ich zögerte keinen Moment stand auf und lief zum Arbeitszimmer. Ich öffnete die Tür und lief auf den Schreibtisch zu. Lukas folgte mir und machte das Licht an. Ich stand mit feuchten Händen vor der Mappe. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich glaub ich war noch nie in meinem Leben so aufgeregt gewesen wie gerade eben. Was wenn sich mein Verdacht bestätigt? Wer bin ich wirklich? Ich hatte Angst. Wo bin ich dann Zuhause? „Du kannst auch noch ewig draufstarren und warten bis sich die Mappe von alleine öffnet", schlug Lukas vor. Ich war mir nicht sicher ob das Richtige ist. Ich hasste es Leuten hinterher zu spionieren. „Soll ich?", fragte Lukas. Ich nickte. Er fasste das Deckblatt an und öffnete die Mappe. Ich traute mich nicht hinzuschauen. Dann öffnete ich doch die Augen. Es verschlug mir die Sprache.
Adoptionspapiere von Christian Hagen geboren am 15.11.1991. Dann schaltete jemand das Licht im Flur an und eilte ins Arbeitszimmer. „Sofort raus hier", sagte meine Mutter streng. Ich fühlte mich schlecht, trotzdem war ich froh, dass ich jetzt die Wahrheit kannte. Lukas folgte ihrer Anweisung und ging an mir vorbei Richtung Tür. Erst jetzt sah meine Mutter die offene Mappe. „Stimmt das", schluchzte ich. Sie nickte und ihr liefen auch Tränen übers Gesicht. „Wieso hast du nie was gesagt?", warf ich ihr vor. „Ich hatte Angst dich zu verlieren. Du musst mir glauben, dass du das wertvollste für mich und deinen Vater bist", schluchzte sie. „Du bist nicht meine Mutter", schrie ich. Lukas kam her und nahm mich in den Arm, dann gaben meine Beine nach.
Lukas:
Ich saß neben Disse auf dem Bett und strich ihn durch die Haare. Seine Mutter stand besorgt am Türrahmen seines Zimmers. Ich war froh, dass er sich einigermaßen beruhigt hat. Er war mittlerweile eingeschlafen. Irgendwie immer wenn er total am Boden zerstört ist, fällt er in einen Tiefschlaf. „Ich wollte das alles nicht", sagte seine Mutter auf einmal. Ich könnte beide verstehen. Ich wüsste auch nicht wie ich reagieren würde, wenn ich erfahren würde, dass ich adoptiert wurde. Wenn ich Vater wäre und ein Kind adoptiert hätte wüsste ich auch nicht, ob ich es ihm sagen würde. Was wenn es mich dann hassen würde? „Ich hab mir immer ein Kind gewünscht. Als ich achtzehn war, hat man festgestellt, dass ich keine Kinder bekommen kann", erzählte sie. Mir war es etwas unangenehm, dass sie mir das jetzt alles anvertraut. Aber ich glaub, sie brauch einfach jemand der ihr zuhört. „Es spricht nichts dagegen, Kinder zu adoptieren", sage ich. „Wir hätten es ihn einfach viel früher sagen müssen", machte sie sich Vorwürfe. „Sie haben schon ihre Gründe gehabt es nicht zu tun", versicherte ich ihr. Sie lächelte. „Sie mögen ihn sehr, oder?", fragte sie auf einmal. Ich nickte und musste dabei lächeln. „Ich hab mir zwar immer gewünscht, dass er eine Freundin findet. Das er das alles machen kann, was ich nicht konnte. Eine Familie gründen", sagte sie. Verständlich! „Aber anscheinend ist das nicht das was er will und was ihn glücklich macht. Wenn es ihn glücklich macht, dann ist es mir egal ob er mit er einer Frau oder einem Mann zusammen ist. Hauptsache er ist glücklich", sagte sie. „Ich wünschte meine Eltern wären da so tolerant", seufzte ich. „Ich hatte damals und er Schule einen guten Freund der auch schwul war, deswegen hatte ich noch nie was gegen Homosexuelle", erzählte sie. „Mein Papa sieht das anders", seufzte ich, „er wäre enttäuscht, wenn er wüsste, dass ich was mit einem Mann und dann auch noch mit einem Mannschaftskollegen hatte." Sie lächelte. „Kannst du mir eins versprechen?", fragte sie. Ich schaute fragend auf. „Bitte verletzt ihn nicht und pass auf ihn auf", sagte sie liebevoll. Sie liebte ihn als wäre es ihr eigener Sohn. Wahrscheinlich sogar mehr als eine leibliche Mutter ihren Sohn. „Versprochen". sagte ich. Sie lächelte und formte ein Danke, bevor sie dann das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloß. Dann waren wir beide allein. Ich legte mich neben ihn und betrachtete ihn eine Weile. Gerade sah er so friedlich aus. Allein wenn er nur still neben mir liegt, spielen meine Hormone verrückt. Wieso ist mir das eigentlich nicht früher ausfallen. Er ist so hübsch, wenn ich allein seine hellblauen Augen, die einfach einzigartig sind und je nachdem wie erlaubt er ist einen bisschen anderen Farbton haben. Wie sich mich immer so verliebt anschauen. Ich weiß noch bei unser aller ersten Begegnung, wie mir seine Augen sofort aufgefallen sind.

Spiel um Spiel, Lüge um Lüge und wann sieht er es ein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt