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Gisli:
Als ich am nächsten Morgen wach wurde, war Jorid bereits aufgestanden, zumindest war die andere Betthälfte bereits leer. Durch das Fenster schien bereits die Sonne ins Zimmer und erhellte den Raum. Ich griff erstmal nach meinem Handy, das immer noch am Ladekabel hing, um zu schauen wie viel Uhr es ist. Das erste was mir jedoch auffielen waren die zahlreichen Nachrichten von Liv, Sofort fühlte ich mich schlecht. Sie hatte mich dreimal angerufen. Was wenn sie wieder eine Panikattacke hatte? Ich öffnete schnell unseren Chat. Während ich die Nachrichten durchlas fühlte ich mich noch mieser als zuvor. Ich begann eine Entschuldigungsnachricht zu verfassen. „Es tut mit leid Liv, dass ich mich gestern nicht mehr gemeldet habe, aber bei mir in der Wohnung war die Hölle los. Meine Familie ist gerade zu Besuch. Außerdem war ich gestern so verdammt müde, du glaubst es gar nicht😂😬. Es tut mir so leid, dass ich dich vergessen hab❤️. Ich hoffe du konntest irgendwie schlafen❤️. Ich weiß leider nicht, ob wir uns heute sehen können, weil wie gesagt ich hab Familienbesuch und wir wollen meinen Geburtstag nachfeiern. Aber wenn du Lust hast kannst du mitkommen, wenn wir nachher essen gehen😊, dann lernst du meine Familie auch mal kennen😉❤️. I love you so much ❤️." Ich überflog die Nachricht nochmal schnell, bevor ich auf senden drückte. In dem Moment kam gerade Jorid ins Zimmer. „Auch mal wach du Schlafmütze", begrüßte sie mich. Ich schaute von meinem Handy auf und nickte. „Deine Freundin hat dich übrigens gestern mit Nachrichten bombardiert", erzählte sie mir. „Des hab ich gerade auch schon bemerkt", seufzte ich. „Apropos Nachrichten, wir gehen nachher essen, soll ich dir von Papa ausrichten", fuhr sie fort. "Um wie viel Uhr?", erkundigte ich mich. "Halb eins", nuschelte Jorid, die sich gerade ein Stück Keks in den Mund steckte. Ich warf nochmal einen Blick auf meine Handyuhr. Halb zwölf. Scheiße das ist schon in einer Stunde! Blitzschnell sprang ich aus dem Bett. „Kannst deine Freundin ja mitnehmen", schlug Jorid vor. „Wie stellst du dir das vor? In einer Stunde treffen wir uns ja schon", sagte ich eilig und stürmte ins Bad und sprang blitzschnell unter die Dusche. Ich putzte gerade mit noch nassen Haaren nur in Boxershorts Zähne, da kam Jorid ins Badezimmer. Das Wort Privatsphäre hatte sie noch nie verstanden. „Deine Liv hat geantwortet", teilte die mit uns wedelt mit meinem Handy. Blitzschnell riss ich es ihr aus der Hand. „Schon gut 😂🙈, hab mir sowas ähnliches schon gedacht. In Disses Anwesenheit hab ich es dann irgendwann auch geschafft einzuschlafen😂🙈🙈. Wann geht ihr den Essen?", lautete die Nachricht. Seufzend tippte ich ihr einen Antwort: Kommt jetzt etwas plötzlich I know: 12:30😬. „Du bist lustig😂🙈. Wo? Ich muss halt schauen ob mich einer von den Beiden fahren kann, ich sag dir Bescheid. „Jorid wo gehen wir essen?", rief ich ihr hinterher. „Keine Ahnung", kam als Antwort. Super da hilft mir jetzt echt weiter. „Könntest du schnell Papa anrufen", bettelte ich. „Sag ihr doch wir holen sie ab", schlug Jorid vor. „Wie denn, hat Paps hier überhaupt einen Wagen?", erkundigte ich sie. „Ja, sie ein Mietwagen", meinte Jorid. „Aber das niemals sieben Sitze", warf ich ein. Jorid zuckte mit den Schultern. „Wir regeln das schon irgendwie", meinte sie. Also tippte ich: Wir holen dich ab. „Ok danke, dann mach ich mich fertig, ich bin Punkt 12:30 draußen😘😉." Lachend schüttelte ich den Kopf und putzte meine Zähne zu Ende. Dann ging ich ins Schlafzimmer. Mein Blick fiel auf den Koffer den ich unbedingt noch auspacken wollte. Der muss wohl warten. Ich schob  ihn beiseite um an den Schrank zu kommen. Ich überlegte was ich anziehe sollte. „Wie warm ist es denn heute?", erkundigte ich mich bei meiner Schwester, die auf meinem Bett saß und weiter Kekse aß. Wir sind in einer halben Stunde zum Essen verabredet. "Woher soll ich das wissen?", nuschelte sie mit vollem Mund. Ihre Manieren sind manchmal echt katastrophal. Ich schaute an ihr hinunter. Sie trug eine Hotpants und ein T-shirt. Also entscheid ich mich auch für kurze Hose. Dann zog ich mir ein weißes hautenges T-shirt über. "Kann ich so gehen?", fragte ich meine Schwester, sie weiterhin auf meinem Bett Kekskrümmel verteilte. "Kommt drauf an wie wichtig deiner Liv, Aussehen ist", meinte Jorid. Kopfschüttelnd verließ ich das Schlafzimmer Richtung Bad. Ich musste meine Haare noch richten. Nachdem ich sie zurecht gekämmt hatte und sie an der richtigen Stelle saßen, nahm ich noch mein Deo. Ohne Deo geht nichts. Prüfend betrachtete ich mich im Spiegel. Wird schon passen. In dem Moment klingelte es bereits an der Tür. "Ich mach auf", rief Jorid und war bereits im Treppenhaus verschwunden. Wenn die nicht noch die Treppe runterfliegt. Stundenlang hörte man von unten nichts. Also entschied ich mich auch nach unten zu gehen. Ich schnappte meine Handy, Geldbeutel und Schlüssel, weil ich schon vermutete, dass es mein Vater war. Ich schloss die Wohnungstür hinter mir und lief die Treppe nach unten. "Jorid wer ist es denn?", rief ich nach unten. "Papa", antwortete sie. "Ok, ich komme schon", erklärte ich und war bereits auf den letzten Treppenstufen. Ich lief aus dem Haus und staunte nicht schlecht. Vor der Tür stand ein Seat Leon, in weiß. Mein Papa grinste breit. "Ist das meiner?", staunte ich nicht schlecht. Mein Vater grinste und warf mir die Schlüssel zu. „Los steig ein", grinste er. Zufrieden das seine Überraschung geglückt war. „Liv kommt mit", teilte ich ihn mit, während ich mich auf den Fahrersitz von meinem neuen Auto setzte. „Hat Jorid bereits erzählt", meinte mein Vater. Wo ist die eigentlich schon wieder? Ich grinste breit und betrachtete mein neues Auto. „Ich hab die Adresse bereits ins Navi eingespeichert. Wir fahren vor, du holst deine Freundin ab und dann treffen wir uns dort", meinte mein Vater. „Danke Paps", bedankte ich mich und umarmte ihn. „Schon gut mein Großer, du hast es dir verdient", meinte er. „Und ich komm mit", grinste Jorid frech und setzte sich auf den Beifahrersitz. Wenn man vom Teufel spricht. „Von mir aus", seufzte ich. „Dann fahr mal los", meinte Gunnar, „eine Frau sollte man nicht warten lassen." Ich schloss die Tür. Schnallte mich an und startete den Motor. Ich war ewig nicht mehr Auto gefahren und würgte erstmal das Auto ab. Fängt ja super an! Jorid klammerte sich ängstlich am Sitz fest. Ich startete den Wagen erneut und diesmal schaffte ich es aus der Parklücke auszuparken und fuhr los Richtung Russee. Den Weg kannte ich mittlerweile. Jorid neben mir saß immer noch verkrampft da. „Entspann dich mal", lachte ich und boxte sie in die Seite. „Schau bitte nach vorne", schrie sie panisch. Kopfschüttelnd konzentrierte ich mich wieder auf den Straßenverkehr. Nicht das ich noch falsch abbiege. Da vorne war bereits die Abzweigung. Ich setzte den Blinker und ordnete mich ein. Ich überprüfte ob die Straße frei war und bog dann ab. „Wo wohnt die denn?", hörte ich den Kommentar von Jorid. Ich setzte den Blinker ab und antwortete darauf mal nichts. Ich konnte sie bereits von weitem sehen. Sie saß auf dem Absatz vor Disses Wohnung und tippte auf ihrem Handy. „Ist das Liv?", fragte Jorid. Ich nickte. „Ok, ich hab sie mir anders vorgestellt", meinte Jorid enttäuscht. „Wie denn?", wollte ich wissen. „Älter", antwortete Jorid, „wie viele Jahre ist sie den jünger?", erkundigte sie sich. „Drei Jahre und drei Monate", antwortete ich. „Das heißt sie ist sechszehn", rechnete Jorid. „Fünfzehn, bald sechszehn", verbesserte ich sie und bog in die Einfahrt von Marko Vujin ab. Sie hatte mich noch nicht bemerkt. Schaute nur verwirrt in unsere Richtung. „Sei bitte nett zu ihr und setzt dich nach hinten", verlangte ich von Jorid. „Ich bin immer nett", protestierte sie und klettert murrend auf die Rückbank. Kopfschüttelnd stieg ich aus.

Spiel um Spiel, Lüge um Lüge und wann sieht er es ein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt