120

217 4 4
                                    

Disse:
Die restlichen Tage in Trainingslager waren noch extrem anstrengend und zogen sich in die Länge. Am Anfang haben sich noch alle abends nach dem Training irgendwo rumgetrieben, mittlerweile wollten alle nach dem Abendessen nur noch eins, ins Bett und schlafen. Nach dem Trainingslager fühlte man sich immer ausgelaugt, als könnte man die Saison erst gar nicht überstehen, doch mit der Zeit wird einem bewusst, wie sehr sich es lohnt im Trainingslager voll durchzuziehen. Wenn man vergleicht wie die ersten Spielzüge mit den neuen Spielern ausgesehen hat und vergleicht wie wir jetzt zusammenspielen, wird einem der Unterschied erst bewusst und man realisiert, für was sich das Trainingslager eigentlich lohnt. Für den letzten Abend haben sich unsere Trainer etwas besonderes einfallen lassen. Auf dem Programm stand ein Ausflug nach Steinberg am See, wo es eine Wasserski Anlage gibt. Einerseits hört sich das ganze nach richtig Spaß an und bei den Temperaturen schadet eine Abkühlung jetzt auch mal nicht. Jedoch hatte ich auch etwas Angst davor. Ich hab sowas noch bei gemacht. Alle schienen sich richtig auf den Ausflug zu freuen. Ganz anders wie wenn es in die Halle zum Training ging, stiegen wir an diesem Nachmittag in den Bus ein, der uns an den gesagten Ort bringen wird. Im Bus ging es dann wieder los, dass sich die Jungs gegenseitig hochschaukelten und Wetten abschlossen, wer am längsten durchhält und so weiter. Ich hielt mich aus solchen Sachen wie immer raus. Ich war nicht der Typ der unbedingt Wetten gerne abschloss. Früher war das bei mir anders gewesen, aber ich merke such wie ich in den letzten Jahren hier in Kiel reifer geworden bin. Auch wenn die ganzen Verletzungen fiel negatives mit sich gebracht hatten, etwas gutes hatten sie dann auch: Das ich erwachsener geworden bin. Sowas könnte Andi auch mal nicht schaden. Nicht das ich will, dass es sich verletzt, sondern, dass er mal erwachsener wird. Es gibt auch andere Varianten wie man erwachsener werden kann. Wenn man den richtigen Partner gefunden hat, wie es zum Beispiel bei Rune der Fall ist. Seit er mit Stine zusammen ist, ist er deutlich erwachsener geworden. Früher hat er immer zu denen gehört die nachts in irgendwelchen Clubs abhängen, mittlerweile bleibt er lieber Zuhause. „Erde an Christian", holte mich Lukas mal wieder aus meiner Gedankenwelt in die Realität zurück. Er nennt mich fast nie Christian. Generell nennen mich Leute nie Christian. Ich wusste noch nie wirklich ob ich diesen Namen mag oder nicht? Es war immer ein Mittelding gewesen. Anfänglich wurde aus Christian dann eben Chris. Irgendwann wurde aus Chris dann Disse, weil es bereits einen anderen Chris gab und letztendlich hat es sich dann auch noch weiter zu Disko entwickelt. Welchen dieser vielen Namen jeder einzelne verwendet hängt ganz von der Situation ab. Ich persönlich habe mich an alle vier Namen gewöhnt. Meine Familie bevorzugt beispielsweisen Christian oder Chris, während meine Freunde und Mannschaftskollegen mich eher unter Disse oder Disko kennen. Das mich Lukas jetzt mal mit meinem richtigen Namen ansprach war irgendwie ungewohnt. Aber ich mag die Art wie er ihn ausspricht mit seinem skandinavischen Akzent. Mein Freund wedelte mittlerweile mit seinen Armen vor meinem Gesicht rum. „Was?", antwortete ich schließlich, woraufhin mich die anderen auslachten. Sie waren es zwar gewöhnt, dass ich öfters etwas zurückgezogen in meiner eigenen Gedankenwelt bin, aber im letzter Zeit war das nicht mehr so häufig der Fall gewesen. Warum ich in mein altes Muster zurückgefallen bin, weiß ich auch nicht. „Sag mal hörst du mir eigentlich zu?", fragte Lukas leicht gereizt und im nächsten Moment fühlte ich mich schuldig. „Lukas daran musst du dich gewöhnen, dass man bei Disse manchmal an eine Wand hin redet, wenn der gedanklich wo anders ist", rief Rune von hinten aus der letzten Reihe. „Ruhe auf den billigen Plätzen", entgegnete ich und warf Rune einen belustigten Blick zu. Dann richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder voll auf Lukas. Ich drehte mich in seine Richtung und legte meine Hand auf seinen Oberschenkel. Während ich langsam Kreise auf seiner nackten Haut zeichnete, entschuldigte ich mich, dass ich gerade nicht zugehört habe. Ich wusste zu gut, dass er es mag, wenn ich ihn über den Oberschenkel streiche und wie schnell er dabei die Kontrolle über sich verlieren kann. Diesmal hatte er sich aber in Griff und legte schnell seine Hand auf meine um mich daran zu hindern weiterzumachen. „Kannst du mir jetzt mal zu hören", verschaffte er sich meine Aufmerksamkeit in einem etwas aufgebrachten Ton. „Ja, was ist?", fragte ich und blickte zu ihm auf. „Ich wollte wissen ob du Wasserski oder Wakeboard fährst", erklärte Lukas und rollte mit den Augen. Ich kannte mich mir den ganzen Begriffen nicht wirklich aus. Das einzige was ich wusste war, dass Wakeboard in etwa wie Snowboard nur auf Wasser war und bei Ski eben dasselbe auf Skiern. Aber wieso ist er so aufgebracht, es ist ja jetzt nicht die wichtigste Frage. Ich zuckte ratlos mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen, ich hab sowas noch nie gemacht und werde es wahrscheinlich auch nicht können", entgegnete ich. Ich mag es nicht, wenn ich von vorne herein weiß, dass ich nicht gut in etwas bin. „Du musst mich deswegen jetzt nicht so anfauchen. Ich hab dich nur was gefragt", kam es genervt von Lukas zurück. Was ist denn jetzt auf einmal mit ihm los. Heute den ganzen Tag über war er schon etwas pampig gewesen, obwohl ich ihn nichts getan hab. Aber sagen was los ist wollte er auch nicht. Man könnte fasst meinen er hätte seine Tage, wenn er ein Mädchen wär. „Jetzt hörst du mir schon wieder nicht zu. Sag doch wenn du lieber in deiner Gedankenwelt bist, anstatt mit mir zu reden", fauchte mich Lukas an. „Oh oh, Ärger im Paradise", musste Andi auch noch seinen dummen Kommentar dazu abgeben. „Was ist heute eigentlich mit dir los, den ganzen Tag zickes du schon rum", konfrontierte ich ihn. „Mich regt es einfach auf, dass du mir nie zu hörst", wich er meiner Frage aus. Wenn er ein Problem hat, dann soll er es gefälligst einfach sagen. „Das stimmt auch nicht, dass weißt du ganz genau", wies ich seinen Vorwurf zurück. „Ja, aber ich hab dir eine Frage gestellt und es braucht zehn Minuten bis du erstmal realisierst, dass man mit dir redet", für Lukas fort. „Wenn es dir nicht passt wie ich nun einmal bin, dann such dir jemand anderen", schnaubte ich. Wie sehr ich Lukas liebe, manchmal hat er seine Tage in dem er einen so auf den Sack gehen kann. „Jetzt fühlst du dich wieder persönlich angegriffen, obwohl ich dich nur drauf hinweisen wollte, dass du mir zuhören sollst, wenn ich mit dir rede", behauptete er. „So wichtig war deinenFrage jetzt auch nicht außerdem hab ich sie jetzt beantwortet, also bitte hör jetzt auf mit dem Kindergarten oder sag mir einfach was wirklich los ist", sagte ich genervt und lasse mich zurück in meinen Sitz fallen. „Es geht mir einfach ums Prinzip", redete Lukas weiter. „Gut ich hab es verstanden", schrie ich zurück. „Jetzt musst du nicht beleidigt sein, nur weil man dein Ego angekratzt hat", schnaubte Lukas. „So mir reicht es jetzt", entschied ich, kletterte über ihn aus unserem Zweier und setzte mich nach hinten zu Rune und Raffi in den Vierer. Soll er da vorne doch alleine rum meckern. Rune wollte schon irgendwas sagen, erkannte dann aber, dass ich einfach meine Ruhe will und ließ mich alleine. Die restliche Busfahrt verbrachte ich in meiner Gedankenwelt, während ich der Landschaft zu schaute, die an uns vorbeizog. Ich versuchte zu überlegen, was Lukas jetzt eigentlich für ein Problem hat. Alles fing bereits heute morgen beim Frühstück an, als er so komisch still gewesen ist. Ich hab ihn nicht weiter drauf angesprochen, weil ich morgens auch schlecht gelaunt bin. Dann im Training hat er wieder kein Wort mit mir geredet und wenn ich ihn drauf angesprochen hab kam einfach nur zurück, dass er einfach etwas schlecht gelaunt ist. Ich hab ihn dann die ganze Mittagspause über alleine gelassen und war mit Rune, Peke, Harry, Magnus und Raffi unterwegs gewesen. Wir müssen ja auch nicht die ganze Zeit wie Kletten aufeinander hängen. Vorhin in der Lobby wo wir uns dann versammelt haben, war er wieder relativ normal und hat mit mir gesprochen, sodass ich gedacht habe alles wäre wieder in Ordnung und jetzt zockt er hier auf einmal an allem rum. Ich beschloss ihm heute einfach voll aus dem Weg zu gehen und hoffen, dass bis morgen wieder alles in Ordnung ist und er wieder normal ist und es einfach nur ein schlechter Tag von ihm gewesen ist.

Der Bus hielt an der Wasserski Anlage an und meine Motivation mich vor allem jetzt noch zum Affen zu machen heilt sich echt in Grenzen. Am liebsten würd ich es erst gar nicht versuchen. Aber ich wollte nicht wie ein Angsthase oder ein Spielverderber rüberkommen, außerdem sollte der Abend Spaß machen. Es ist unser letzter Abend hier und ich hab keinen Bock mir von Lukas den Abend verderben zu lassen. Ich folgte den anderen in die Anlage. Ein Mitarbeiter erklärte uns was jetzt gleich passieren wird und wie alles funktioniert. Dann erkundigte er sich wer das schon mal gemacht hat. Ich war erleichtert, dass ich nicht der einzige bin, der das noch nie gemacht hat. Nur Rune, Niklas, Magnus, Flamme, Lukas und Gisli haben es bereits ausprobiert. Bei denen kann ich mir sogar vorstellen, dass die es so richtig gut drauf haben. Immer wieder schaute ich den anderen Leuten zu die hier waren. Die meisten waren echt gut, Einige führen sogar über die Schanzen. Ich war beeindruckt und hatte echt Angst mich zu blamieren. Dann bekamen wir alle erstmal eine Schwimmweste. Danach ging es zum Start. Die Profis durften nach vorne. Ich stellte mich recht weit nach hinten an. Liv stand neben mir und schaute sehnsüchtig aufs Wasser. „Was war vorhin eigentlich mit euch los?", wollte sie wissen. Ich zuckte mit den Schultern und schaute nach vorne zu Lukas, der sich mit Rune und Flamme unterhielt. „Keine Ahnung, ich weiß, dass irgendwas los ist, aber er will es mir einfach nicht sagen",
seufzte ich. „Mir ist das auch aufgefallen", meinte Liv. "Hast du das schon mal gemacht?", wollte ich wissen. Sie nickte. "Hätte ich mir jetzt nicht dieses scheiß Band gerissen und müsste mit diesem Schuh durch die Gegend laufen, könnte ich jetzt fahren", sagte sie enttäuscht. "Ist das schwer", wollte ich wissen. "Wenn man schon mal Ski oder Snowboard gefahren ist nicht, aber ich find Wakeboard einfacher, weil bei den Wasserski muss man aufpassen, dass man keinen Spagat hinlegt", erklärte Liv. "Das klingt ja überzeugend", seufzte ich. "Du packst das schon. Es ist normal, dass man nicht weit kommt, aber Übung macht den Meister", versuchte sie mich aufzumuntern. Der erste von uns machte sich bereit. Es war Niklas. Er fuhr gleich auf seinem Board davon und die Anfänger schauten ihn beeindruckt hinterher. Kurz darauf starteten auch noch die anderen, die es alle so gut wenn nicht sogar besser konnten. Am besten war Gisli, der gleich über eine Schanze fuhr und danach ins Wasser krachte. Liv war total begeistert. Je weiter ich nach vorne kam, desto nervöser würde ich. Ich will mich jetzt nicht vor allen blamieren. Ich war erleichtert, dass die anderen auch nicht wirklich weit gekommen sind von den Anfänger. Doch ausgerechnet Raffi musste vor mir dran sein, der bekanntlich ein guter Skifahrer ist und schaffte es natürlich auf Anhieb weiter als die anderen. Na toll! Der Mitarbeiter, erklärte mir wie man die komischen Dinger anziehen soll. Man kommt sich wie so eine Ente vor mit diesen Dingern. Er gab mir das Seil in die Hand. Ich kann das nicht. "Bereit?", fragte mich der Betreiber und ich hielt mich verkrampft an dem Seil fest. Eigentlich würde ich gerne nein, sagen aber das würde auch scheiße rüberkommen. Jetzt mach dir nicht in die Hosen und halt dich einfach fest, so viel kann da ja nicht passieren oder. Man fliegt halt ins Wasser. Die Blicke meiner Mitspieler machte die Situation nicht leichter. Mit zitternden Händen, wünschte ich mir einfach, dass er mich endlich los lässt.

Hoffe das Kapitel hat euch gefallen❤️. Was wohl mit Lukas los ist?🤔

Seid ihr schon mal Wasserski gefahren?
Ich noch nicht, ich würde es aber gerne mal ausprobieren, auch wenn ich vorhersehe, dass ich nicht weit kommen werde😂😂😂🙈. Wahrscheinlich würd es mich nach nicht mal zwei Metern ins Wasser klatschen😂😂😂🙈.

Spiel um Spiel, Lüge um Lüge und wann sieht er es ein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt