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Dule:
Ich saß mit meinem Sohn auf dem Boden und half ihm dabei, seine Legoburg zu bauen. Kurz darauf klingelte mein Handy. Niclas! Wieso muss er immer anrufen, wenn ich gerade mit meinem Sohn spiele? Ich wollte die Zeit nutzen, wenn ich sie mal habe. Das Wochenende werde ich wieder mit der Mannschaft verbringen. Morgen haben wir Training und am Samstag fahren wir dann in den Kletterpark. Ich ließ es einfach klingeln. Als er mich dann fünf Minuten später wieder anrief, beschwerte sich mein Sohn, ich soll rangehen. Also hob ich ab. „Ja was gibt es?", fragte ich. „Das nächste Drama im Anmarsch", hörte ich Niclas Stimme am Ende der Leitung. „Was?", stöhnte ich. „Anna ist schwanger von Lukas", rückte Niclas mit der Neuigkeit heraus. „Ach du scheiße", ich war geschockt. „Wie konnte das passieren?", fragte ich nach einer Weile Stille. „Er hat sich nicht geäußert, es muss aber bevor die beiden zusammengekommen sind passiert sein", schätzte er. „Und was machen wir jetzt?", fragte ich. Ich war ratlos. „Deshalb rufe ich ja an. Er kam total verzweifelt zu mir. Ich hab ihn jetzt zu Anna geschickt sie sollten sich mal ausreden, dann müssen wir Disse in Angriff nehmen, die beiden haben sich vor ein paar Stunden wieder versöhnt", fasste Niclas zusammen. „Gut, sie müssen sich erstmal im klaren werden, ob sie es behalten wollen", meinte ich. „Hab ich ihm auch gesagt! Ich hab nur Angst, dass er es wegen Disse abtreiben lassen will und ich weiß, dass Disse mal was gesagt hat, dass er gegen Abtreibung ist", erinnerte sich Nici. „Oh je! Ok, wir reden morgen nach dem Training noch einmal mit Lukas oder vielleicht davor", bot ich an. „Gut ich schreib ihm mal", versprach Niclas. „Schönen Abend", wünschte ich. Fassungslos legte ich auf. Ich muss bleich wie eine Leiche sein. „Papa geht es dir gut?", fragte mein Sohn. Er schaute mich mit besorgten Augen an. „Jaja", sagte ich schnell. Ich setzte mich zu ihm und half ihm weiter mit seiner Burg.

Lukas:
Ich öffnete lautlos die Tür. Aus dem Wohnzimmer hörte ich wieder Annas verzweifelte Stimme. „Er ist einfach gegangen, als würde ich ihm gar nichts bedeuten", hörte ich sie sagen. Hab ich ihr wirklich das Gefühl gegeben, dass ich nichts für sie empfinde. Ich öffnete die Tür. Anna saß mit einer Chipstüte auf dem Sofa und telefonierte. Wahrscheinlich wieder mit Vici. „Lukas?", fragte sie überrascht. Ich setzte mich zu ihr und nahm sie in den Arm. Wir saßen einige Minuten schweigend da. „Es tut mir lief", flüsterte ich. „Nein, mit zu es leid, ich weiß, dass du gerade dabei bist mit Disse eine Beziehung aufzubauen, ich kann verstehen, wenn das dir Sorgen bereitet", begann sie. „Es ist nicht nur die Sache mit Disse, einfach alles. Ich bin fast nie da, ich kann nicht mit Kindern, dass ist mir eindeutig zu viel", stöhnte ich. „Das heißt du willst es nicht?", fragte sie. „Ja nein, ich weiß nicht", stotterte ich. Nein, eigentlich will ich es nicht! Aber ist das richtig? Wir bringen ein Lebewesen um. Ein Teil von uns! Kann ich das verantworten? Was würden meine Eltern sagen? Die wären stinksauer. Die haben immer gesagt, ich soll erst verheiratet sein. Aber sie wären noch sauerer wenn ich es abtreiben würde. Außerdem ich kann nicht einfach nur wegen dem Kind wieder mit Anna zusammen sein. Ich würde mich die ganze Zeit selbst belügen. Ich fühl einfach nicht das was ich fühlen sollte. Es fühlt sich einfach alles falsch an. „Ich würde es schon gerne behalten", sagte sie. „Ich kann das nicht so auf jetzt und nachher entscheiden", sagte ich. Sie nickte verständnisvoll. „Wie soll ich es ihm sagen?", ich war total fertig mit den Nerven. „Ich hab keine Ahnung. Es sind so viele Fragen. Versuchen wir es nochmal mit einer Beziehung? Wenn nicht, wie machen wir das? Deine Eltern?", sie redete auf mich ein. „Ich weiß es nicht", schrie ich verzweifelt. „Gut wir sollten schlafen. Ich geb dir Zeit deine Entscheidung zu fällen. Aber bitte lass die nicht all zu lange Zeit", bat sie. Ich nickte dankbar und verschwand in meinem Zimmer. Ich werde Vater! So oft wiederholte ich diesen Satz. Doch es wollte einfach nicht in meinen Kopf.

Disse:
19.11.2002
Lieber Christian,
jetzt bist du schon elf Jahre alt. Ich kann es kaum glauben, dass die Zeit so schnell vergeht. Ich denke immer noch jeden Tag an dich. Es gibt Tage an denen ich bereue nicht mit zu erleben, wie du aufwächst. Jetzt gehst du schon aufs Gymnasium. Unglaublich! Ich will, dass du weißt, dass ich stolz auf dich bin. Ich habe gehört, dass du sehr ehrgeizig im Handball bist. Bist wohl doch ein Norddeutscher-Junge. Das sportliche hast du von mir. Ich hab früher mal geturnt mit Bällen hatte ich es nie so. Es hat sich einiges getan. Ich weiß nicht, ob du die Briefe gelesen hast, oder ob du überhaupt von mir weist, ich hoffe aber, dass du es irgendwann erfährst. Du fragst dich, warum ich erst jetzt dir zum Geburtstag gratuliere. Du hast eine Schwester bekommen. Sie ist zwar genau genommen nur deine Halbschwester, aber trotzdem irgendwie deine Schwester. Ihr Vater ist Alexander, den ich ja bereits in meinen vorherigen Briefen erwähnt habe. Wir werden auch im Sommer heiraten. Ich wollte dich jetzt schon auf die zukünftigen Änderung hinweisen. Wir werden nach Ystad, Schweden umziehen. Ich heiße ab Sommer mit Nachnamen Nilsson, also wenn du mir antworten willst, wende dich an folgende Adresse:

Spiel um Spiel, Lüge um Lüge und wann sieht er es ein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt