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Gisli:
Das mir die ganze Mannschaft zum Geburtstag gratuliert, damit hab ich nicht gerechnet, ich meine, ich bin erst seit kurzen hier. Ich hab mit allem gerechnet, aber nicht, dass sie meinen Geburtstag kennen. Ich schaute mich suchend im Saal nach Liv um, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Das ganze Essen über tauchte sie nicht auf, sodass ich mir langsam Sorgen machte. „Wisst ihr was mit Liv los ist?", flüsterte ich Disse zu, als er neben mir stand. Er schüttelte ahnungslos den Kopf. „Ich hab sie heute noch nicht gesehen", meinte er. Ich wollte gerade aus dem Saal huschen und nach ihr suchen, da bat uns Alfred um Aufmerksamkeit. „Also wir treffen uns in einer halben Stunde vor dem Hotel zur Abfahrt ins Training", teilte er uns mit. Dann löste sich die Menge auf. Ich war einer der ersten, die den Saal verließen. Ich eilte die Treppen nach oben. Die ganze Zeit machte ich mir Vorwürfe, wegen dem gestrigen Abend. Ich wollte es einfach nicht überstürzen und ich wusste, dass ich wenn ich eine gewisse Grenze überschritten hab, nicht mehr zurückziehen kann, deswegen hab ich lieber schon vorzeitig einen Rückzieher gemacht. Ich steuerte auf ihr Zimmer zu. Ich klopfte vorsichtig an die Tür. Keine Antwort. Nachdem ich das dritte Mal geklopft hatte und keine Antwort kam, drückte ich die Türklinke einfach nach unten. In ihrem Zimmer waren die Vorhänge noch zu gezogen, aber die Sonne erleuchtete den Raum bereits. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Das kann doch nicht bequem sein? Sie lag auf dem Bauch, verkehrt rum im Bett. Ihre Füße lagen auf dem Kopfkissen, während ihr Kopf auf einem Zeichenblock lag. Irgendwo lag da noch ein Handy mit Kopfhörern und lauter Stifte. Ich setzte mich zu ihr aufs Bett und strich ihr vorsichtig über den Rücken. „Liv", flüsterte ich. „Was ja ich bin wach", stotterte sie und schaute erschrocken in mein Gesicht. Sofort deckte sie den Zeichenblock mit ihrem Körper ab. „Was hast du da so geheimes gezeichnet?", wollte ich wissen. „Nichts! Das wirst du schon noch sehen", sagte sie und klappte den Block zu. „Und war es bequem so zu schlafen?", grinste ich amüsiert. „Du bist ja gestern einfach so abgehauen", seufzte sie und stand auf. „Liv", sagte ich und wollte nach ihrer Hand greifen. „Nein, jetzt nicht", fauchte sie und verschwand mit einem Stapel Kleidung im Badezimmer und schloss die Tür ab. Seufzend setzte ich mich aufs Bett. Mein Blick fiel auf den Zeichenblock. Die Neugier weckte mich, was sie da schönes gezeichnet hat. Soll ich ihr Vertrauen aufs Spiel setzen? Einen Blick! Ich schlug den Block auf. Auf der ersten Seite gleich war eine Bleistiftzeichnung. Ich erkannte sofort wer dargestellt war. Das bin ich! Sie hat mich gezeichnet. Ich musste grinsen und griff nach dem Block. Sie hatte mich echt gut getroffen. Ich war echt gerührt. Ich war so abgelenkt, dass ich nicht hörte, dass sie plötzlich vor mir stand. Sie riss mir wütend den Block aus der Hand. „Wieso musst du die ganze Zeit in meinen Privaten Sachen rumstöbern", fauchte sie genervt. „Liv", wollte ich mich entschuldigen, doch sie zeigte knallhart auf die Tür. „Raus", sagte sie wütend. „Liv bitte, ich war einfach nur neugierig", erklärte ich. Sie schaute mich vorwurfsvoll an. „Was ist so schlimm, dass ich dieses Bild gesehen hab?", wollte ich wissen. „Weil es eine Überraschung sein sollte", seufzte sie. „Ich hab nichts gesehen", sagte ich sofort und hielt mir die Hände vors Gesicht. „Spinner!", lachte sie. Sie wollte gerade an mir vorbei aus dem Zimmer gehen, da versperrte ich ihr den Durchgang. „Ich leide gerade wirklich an einer sehr gefährlich Krankheit, die sich Hunger nennt, also wenn du mich jetzt nicht durchlässt kann ich nicht versprechen, dass du deinen neunzehnten Geburtstag überlebst", erklärt sie. „Weiß du unter welchen Krankheit ich leide", grinste ich frech. „Nein und das ist mir gerade egal", sagte sie bissig, sodass ich schmunzeln musste. „Hunger nach deinen Lippen", antwortete ich mit einem breiten Grinsen. Sie verdrehte genervt die Augen. „Ein Kuss, dann lass ich dich gehen", forderte ich. Sie seufzte und streckte sich mir entgegen. Ich zog sie sofort an mich und legte genüsslich meine Lippen auf ihre. „So jetzt reicht es", grinste sie, nachdem sie sich gelöst hatte und befreite sich und rannte runter in den Speisesaal. Ich leckte mir triumphierend über die Lippen. Sie macht mich echt verrückt.

Spiel um Spiel, Lüge um Lüge und wann sieht er es ein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt