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Lukas Mutter:
Allein das Liv sich so lange Zeit gelassen hat, obwohl sie sonst immer sehr zügig ist, hat bei mir einen Verdacht geweckt, dass sie irgendwas im Schilde führt. Auf dem Weg zum vereinbarten Treffpunkt, nachdem sie endlich von der Toilette gekommen ist, obwohl sie locker erst später hätte gehen können, weil ihr Flug erst in zwei Stunden geht, sprach ich nochmal das wichtigste an, was sie beachten soll. Wir liefen den Gang entlang. Ich erkannte Lukas schon von weiten aufgrund seiner Größe. Doch was ich nun sah ließ mir förmlich die Sprache verschlagen. Ich hätte alles mögliche erwartet, jedoch nicht ausgerechnet das. Spinn ich oder küsst mein Sohn jetzt ernsthaft in aller Öffentlichkeit einen Mann, der zudem noch sein Mannschaftskollege und über Ecken mit ihm verwandt ist? Ich blinzelte ein paar Mal, doch das Bild blieb gleich. Ein entsetztes "Lukas", kam es aus meiner Kehle. Die beiden führen erschrocken auseinander. Ich weiß nicht was gerade am meisten weh tut , die Überraschung oder die Tatsache, das mein Sohn schwul ist. Da ich total mit der Situation überfordert war und selbst nicht wusste, was ich davon halten soll, machte ich ruckartig Kehrt und lief den Gang zurück Richtung Ausgang. Meine Füße trugen mich ganz von alleine. Ich hörte Lukas flehende und verzweifelte Stimme, die bat, dass ich dich stehen bleiben soll. Ich war jedoch so enttäuscht von ihm, dass ich eh nicht in der Lage bin mit ihn zu sprechen. Ich hab nichts gegen Homosexualität im Gegensatz zu meinem Mann, aber so ganz toll finde ich es jetzt auch wiederum nicht. Ich hatte immer gehofft, dass mein Sohn nicht irgendwann einer von ihnen wird. Dieser Christian ist an allem Schuld. Ich hatte schon beim ersten Treffen das Gefühl, als wäre irgendetwas nicht ganz ok bei ihm. Als er beim Essen einfach abgehauen ist, hatte ich einen Gedanken, dass er vielleicht auf Lukas steht, ich hätte jedoch die Hoffnung, dass sich Lukas auf sein Spiel nicht einlässt. Ich seufzte. Mittlerweile hab ich den Flughafen durch die große Eingangstür verlassen. Ich steuerte den Parkplatz an.  Überall liefen Leute, die mich immer wieder dazu brachten, dass ich mein Tempo verlangsamen musste um ihnen auszuweichen oder sie zu überholen. Es waren nur noch wenige Meter bis zum Auto, dann packte mich ein vertrauter Arm. Lukas! Ich atmete tief durch. "Mama es tut mir leid", begann Lukas. Doch ich sah ihn nur fassungslos an und brachte kein einziges Wort über die Lippen. Meine Kehle war wie zu geschnürt. Ich sah meinen eigenen Sohn an und sah nicht mehr den, den Jungen den ich großgezogen hab. Das war nicht der Lukas, den wir erzogen haben. "Mama rede mit mir", flehte er. "Lukas so haben wir dich nicht erzogen", schrie ich in einer Mischung aus Abscheu, Fassungslosigkeit und Enttäuschung an. "Wie denn? Das ich so werde wie ihr", konterte er sofort. Unerhört! Jetzt wird er auch noch frech. Hat er nicht einmal Respekt vor seiner eigenen Mutter? Wütend riss ich mich los. Ich will kein weiteres Wort mehr mit diesem Lukas reden. Ich erkenne meinen eigenen Sohn nicht wieder. Langsam rollten mir Tränen übers Gesicht. Ich hätte mich so gefreut für Anna und ihn, als sie verkündet haben, dass Anna schwanger ist. Ich hab mich gefreut, dass du eine kleine Familie gründen. Und jetzt gib er das alles auf. Er lässt Anna mit ihrem Kind alleine für jemanden den er noch nicht einmal ein Bruchteil solange kennt wie Anna. Für einen Mann? Allein dieser Gedanke ist widerlich. Wie kann er nur? Was haben wir falsch gemacht? Wir haben ihm immer den Rücken gestärkt, sodass er seine Träume verfolgen konnte. War das nicht genug? "Mama", ertönte Lukas verzweifelter Ruf. "Wir reden wenn du von der Nationalmannschaft zurück bist", sagte ich streng und stieg wortlos ins Auto ein und fuhr davon. Ich weiß, dass das nicht die richtige Entscheidung war. Ich hätte ihn konfrontieren müssen. Jedoch hatte ich keine Ahnung, was ich sagen soll. Ich war einfach nicht im Stande gewesen, irgendeinen sinnvollen Satz zu formulieren. Wie sag ich das nur Micke? Er wird ausrasten. Doch ich brauch seinen Rat. Wir müssen ihn davon abhalten, den größten Fehler seines Lebens zu machen. Ich werde nicht zu lassen, dass er Anna für Chris alleine lässt.

Lukas:
Ich sah noch wie der Wagen von meiner Mutter vom Parkplatz raste. Wütend kickte ich einen Stein weg, der vor mir auf dem Boden lag. Dann legte sich eine Hand auf meine Schulter. Kurz darauf umarmten seine stärken Arme mich von hinten, sodass ich am liebsten alles vergessen will, was gerade eben geschehen ist. "Tut mir leid", hauchte er mir in den Nacken. "Es ist nicht deine Schuld", sagte ich knapp und löste mich von ihm. Irgendwie war es mir gerade unangenehm mich ihn zu nähern. "Aber meine, ich hätte sie länger aufhalten sollen", machte sich Liv Vorwürfe. "Es ist die Schuld von niemanden von euch, sondern allein meine. Ich hätte es ihnen viel früher sagen sollen", seufzte ich und nahm die Schuld auf mich. "Ich glaub wir sollten reingehen du musst in fünf Minuten am Gate sein", unterbrach Disse meine Gedanken. Ich nickte dankbar und ging mit großen Schritten voraus. Liv hatte Mühe uns zu folgen mit ihren kleinen Beinen, sie joggte bereits neben her. Die beiden begleiteten mich bis zum Gate. Ich umarmte Liv und wünschte ihr einen schönen Urlaub. Sie bedankte sich, dass ich meine Eltern überredet hatte. Ja, das war mein Verdienst gewesen. Ich versicherte ihr, dass ich das gerne gemacht habe. Dann ging ich zu Disse, der etwas gedankenverloren an die Wand gelehnt da stand. Ich wusste genau, dass er es einfach nicht zu geben wollte, dass ihn der Abschied auch schwer fällt. Ich ging auf ihn zu und strich mit meiner Hand über seine Wange. Er drehte den Kopf beiseite. "Du solltest", sagte er knapp. Ich verstand, dass er den Abschied so kurz wie möglich halten will. Ich drückte meine Lippen nochmal gierig auf seine. Er erwiderte kurz, löste sich aber sofort weder . "Jetzt beweg deinen Arsch, Niclas und Emil warten bestimmt schon", forderte er. Ich drückte nochmal seine Hand, bevor ich sie los ließ und mich nochmal umdrehte bevor ich in der Sicherheitskontrolle verschwand. Ich kam recht schnell durch diese hindurch , weil ich einer der letzten war. Ich beeilte mich in den Flieger zu kommen. Niclas und Emil besetzten bereits unsere Plätze. "Na endlich", stöhnte Niclas genervt. Emil deutete an, dass wir wieder Schere-Stein-Papier spielen, wer welchen Platz bekommt. Ich ging als Sieger aus dem Duell und setzte mich ans Fenster. Neben mir setzte sich Niclas und Emil mussten an den Mittelgang. Niclas wedelte vor meinem Gesicht mit den Kaugummis herum. Ich nahm mir dankbar einen und lehnte mich in meinen Sitz zurück. Ich holte noch schnell mein Handy. "Love you❤️😘 guten Flug", laß ich die letzte Nachricht von Disse , bevor ich das Handy auf Flugmodus stellte und meine Kopfhörer aufsetzte. Das Flugzeug setzte sich in Bewegung und rollte über die Startbahn. Dann hob es ab und der Flughafen unter uns wurde immer kleiner bis er letztendlich ganz in den Wolken verschwand. Ich seufzte. Ein paar Tränen kullerten mir übers Gesicht und ich wusste, das die nächsten Wochen die Hölle werden. Ich vermisste ihn schon jetzt. Die ganze Sache mit meiner Mutter verdrängte ich erstmal. Gute zwei Stunden später landeten wir dann am Kaderlehrgang. Am Flughafen trafen wir auf Appelgren, Palicka und Tollbring, die aus Mannheim angereist sind. Die Laune bei ihnen war nicht die beste, da sie ja die Meisterschaft aus der Hand gegeben haben. Wir redeten etwas über den anstehenden Lehrgang und darüber, dass wir alle am liebsten einfach in den Urlaub wollen. Dann wurden wir abgeholt und zum Hotel gebracht. Ich antwortete Disse: „sind gut gelandet😘 euch auch einen guten Flug und genießt euren Urlaub❤️ I love you 2❤️😘". "Mit wem schreibst du den da", ließ mich Mikael Appelgren zusammenzucken. Als ich nicht antwortete, fragte er erneut, wer den Grummelbärchen sei. "Meine Freundin", log ich. Gut das Disse ein Landschaftsbild als Profilbild hatte. Damit gab er sich dann zufrieden und wendet sich den Gesprächen der anderen zu. Ich sah wie Niclas mir zu zwinkerte. Es mussten nicht mehr als nötig von uns wissen. Anna schrieb ich dann auch noch eine Nachricht. Es kam ein schlichtes ok zurück. Ich entschloss meine Augen zu schließen, doch kurz darauf waren wir im Hotel und durften aussteigen. Im Eingangsbereich hatten sich die anderen aus der Nationalmannschaft versammelt. Wir begrüßten uns untereinander . Kristjan Andersson unser Trainer begrüßte uns und machte die ersten Ansagen. Wir hatten erstmal zwei Stunden Zeit die Zimmer zu beziehen, dann haben wir die erste Mannschaftsbesprechung mit anschließendem Training. Mit Jerry Tollbring ging ich auf unser Zimmer. Der stellte seine Taschen in Zimmer ab und verabschiedete sich dann gleich etwas die Gegend zu erkunden. Auf seine Frage, ob ich Lust hätte mitzukommen, antwortete ich mit nein, ich sei müde. Was sogar nicht ganz gelogen war. Eigentlich wollte ich einfach alleine sein. Ich legte mich aufs Bett nachdem ich mir eine bequemere Hose angezogen hatte. Ich überprüfte, ob Disse geschrieben hat. Was nicht der Fall war. Aber was erwarte ich, wahrscheinlich sitzen sie eh noch in Flugzeug. Ich ging erstmal auf Instagram und like ein paar Bilder, währenddessen ließ ich meine Playlist laufen. Meine Gedanken schweiften zu meiner Mutter ab, was wird sie meinem Vater sagen. Ich will gar nicht dran denken was dann los ist. Wenn mein Vater, der generell schon abgeneigt gegen Homosexuelle ist, erfährt, dass sein eigener Sohn eine Beziehung mit einem Mann hat. Er wird ausrasten oder einen Besen essen oder vielleicht sogar Selbstmord begehen der Disse töten, wo bei Variante 3 und 4 etwas übertrieben sind. Eins ist klar, wenn ich nach Ystad komm kann ich mich auf ein Donnerwetter einlassen. Entweder er macht mich total runter oder er ignoriert mich. Womöglich sogar beides. Ich zuckte erschrocken zusammen, als die Tür aufging. Niclas lachte sich ein Arsch ab. „Wieso so schreckhaft", lachte er und pflanzte sich auf Jerry's Bett. „Könntest du vielleicht anklopfen", beschwerte ich mich. „Hab ich dich du hast aber nicht geantwortet, dann wollt ich überprüfen, ob du überhaupt da bist", erklärte Niclas. "Ich hatte Kopfhörer auf", entschuldigte ich mich. "Das hab ich jetzt auch gesehen", meinte er dann. "Was gibt es?", erkundigte ich mich, wieso er aufgetaucht ist. "Ich wollte nach dir schauen, ob alles ok ist, weil Jerry meinte, dass dich irgendetwas beschäftigt", antwortete er und schaute mich besorgt an. "Nene alles in Ordnung ich bin nur etwas fertig", wich ich aus. Ich hatte einfach kein Bock mit ihm darüber zu reden auch wenn ich seinen Rat sehr schätzen würde. Ich will ihn aber nicht unnötig mit meinen Problemen belasten. "Lukas", schrie Niclas und wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht. "Was? Ja mir geht es gut", stotterte ich durcheinander. "Wo bist du den nur mit deinen Gedanken", amüsierte er sich, "Disse hat eindeutig keinen guten Einfluss auf dich", stellte er belustigt fest und boxte mir gegen die Schulter. Normalerweise hätte ich lautstark protestierte und mich gewehrt, doch ich hatte einfach keine Lust. Mit war nicht gerade nach Spaß zu Mute. "Lukas ich bin nicht blind. Ich seh doch, dass dich irgendwas betrügt", versuchte er es mich zum Reden zu bringen, doch ich blieb konsequent und betonte, dass alles in Ordnung sei. "Ist was mit Disse? Du warst vorhin im Flugzeug schon so komisch", fragte er erneut. Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? "Nein, ja ich vermisse ihn einfach", log ich und es liefen mir sogar Tränen übers Gesicht. Ich bin ein besserer Schauspieler als ich dachte. Niclas umarmte mich. "Komm schon, es sind ein paar Wochen, außerdem wird das Trainingslager ganz schnell vorbei sein, glaub mir", meinte Niclas aufmunternd. Dann schaute er auf die Uhr. "In einer Stunde treffen wir uns", erinnerte er mich. Ich nickte. "Ich geh jetzt zu den anderen ich hab ihnen versprochen mit Tischkicker zu spielen", erklärte Niclas. "Willst du mitspielen?" fügte er hinzu. "Nee ich bleib noch hier oben und ruhe mich aus", beschloss ich. Niclas nickte, bevor er das Zimmer verließ blieb er nochmal stehen und fügte hinzu: "Du weißt egal was ist du kannst immer mit mir reden." Mit diesen Worten verschwand er dann auf den Gang. Ich ließ mich zurück gegen das Kissen fallen und atmete durch. Hätte ich es ihm sagen sollen? Aber was soll er bitte machen? Das ganze Training war ich abgelenkt und bekam von Andersson angeschrien. Er war total unzufrieden mit meiner Leistung, das war ich selbst auch. Ich hab so unter meinen Ansprüchen gespielt. Somit kann ich mir wahrscheinlich kein Platz in der Startaufstellung beim Testspiel in zwei Tagen erhoffen. Total fertig ließ ich mich auf der Kabinenbank nieder. Ich muss mit jemanden reden. Dann kam die Rettung. Ich stand auf und ging zu Niclas. "Du hattest Recht, mich betrügt etwas. Können wir reden?", gestand ich. Niclas nickte und wir gingen nach draußen vor die Tür und setzten uns auf die Treppenstufen. "Was ist los?", fragte Niclas.

So ich bin wieder da🤗🤗🤗. Hoffe das Kapitel hat euch gefallen❤️. Die Woche Pause hat geholfen um neue Ideen zu sammeln die ich in den nächsten Tagen und Wochen versuche umzusetzen😉. Eigentlich hatte ich vor das Kapitel gestern Abend voll fertig zu schreiben, welches ich während der Rückfahrt begonnen hatte, ich war aber so müde, dass ich nach dem Duschen gleich eingeschlafen bin und bis 11 Uhr gepennt habe 😂😂😂🙈. Ab jetzt kommen dann wieder regelmäßig Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch❤️😉.

Spiel um Spiel, Lüge um Lüge und wann sieht er es ein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt