Prolog

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Die Zeit bei Birte und Frank, meiner lieb gewonnen Wahlfamilie, neigte sich dem Ende zu. Zu meiner Überraschung fuhren Kate, meine Freundin, Trainerin und zukünftige Lehrerin und ich jedoch nicht gleich nach Hause sondern legten einen drei Tägigen Stopp in Hamburg ein. Es war mein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk von Kate.

>Wahnsinn<

Es waren sehr schöne Tage, wir sahen uns die viele Sehenswürdigkeiten an, machten eine Hafenrundfahrt und einen kurzen Abstecher über den Kiez. Am letzten Abend überreichte mir Kate mein Geschenk von Birte und Frank. Musicalkarten für den König der Löwen. Ich war überwältigt und mehr als dankbar. Ich war zwar in der nähe von Hamburg aufgewachsen, aber war vorher noch nie dort gewesen, ebenso hatte ich noch nie ein Musical besucht. Das beste an unserem kleinen Trip war allerdings, dass Kate und ich hier 24/ 7 ein ganz normales, unbeschwertes Paar sein konnten und das bedeutete mir viel.

Die neue Zeit die kommen würde, würde hart genug werden, dessen war ich mir bewusst. Am späten Mittwoch Nachmittag waren wir zurück in NRW, meiner jetzigen Heimat. Ich meldete mich bei Birte, Corinna und Marius zurück. Corinna, als meine gesetzliches Betreuerin zeigte sich sehr zufrieden mit dem Verlauf meines Besuchs bei meiner Mutter. Auch wenn sie, ebenso wie ich auf eine andere Reaktion gehofft hatte. Zumindest war anzunehmen, dass ich wohl von meiner Vergangenheit nicht mehr viel zu befürchten hatte und dies beruhigte sie und mich noch mehr. Über die Anwesenheit von Kate verloren wir kein Wort, es war wie eine stillschweigende Übereinkunft und sollte mir nur recht sein.

Marius und Dean schwebten auf Wolke Sieben und verbrachten mittlerweile jede freie Minute miteinander, aber mir und Kate erging es nicht anders. Trotz allen Widrigkeiten waren wir uns sicher miteinander.

>Kate und ich<

Die restliche Ferienzeit verflog nur so. Ich verbrachte viel Zeit mit Kate, aber auch mit Marius und Dean. Wir waren mittlerweile ein richtiges vierer Gespann geworden und hatten viel Spaß zusammen. Unser neu entdeckter Platz am See, war nun tatsächlich zu unserem Pärchen Platz geworden und auch dort verbrachten wir einige Sonnige Tage.

Die drei redeten mit Engelszungen auf mich ein, dass sie gern mal in ein Freizeitbad fahren würde, was mir bis dahin völlig unbekannt war. Als Kind hatte ich in einem normale Schwimmbad, schwimmen gelernt, aber dort gab es eben nur ein Sport-, Spiel- und Babybecken. Danach gab es keine Besuche mehr im Schwimmbad an die ich mich erinnern konnte. Es interessierte mich, aber der Fakt der Öffentlichkeit meinen vernarbten Rücken und Bauch zu zeigen, schreckte mich einfach zu sehr ab. Am See im Tank Top mit hohem Rücken, war das eine andere Sache, aber damit konnte ich nun mal schlecht in ein Schwimmbad.

Es hatte viel gutes zureden gebraucht, aber ich ließ mich auf eine ausgiebige Shoppingtour mit Kate ein, um für mich einen Tankini zufinden, der meinen Rücken weit genug verdeckte. Etliche Anproben, die ich schon äußerst unangenehm fand später, hatten wir sogar einen passenden gefunden und ich war der Überzeugung es wagen zu wollen. Marius und Dean hatten das ihrer Ansicht nach beste Bad rausgesucht und so ging es an einem frühen Samstagmorgen los. Überrascht stellte ich schon nach wenigen Minuten fest, dass ich unter den vielen schreienden und jubelten Kindern und Jugendlichen keinerlei Beachtung fand. Auch die meisten Erwachsenen behielten eher ihre Kinder im Blick als andere Leute.

>Sehr angenehm<

Wir tummelten uns im Wellenbad, entspannten im großen Whirlpool oder kuschelten möglichst züchtig auf im Wasser eingelassenen Massageliegen. Die Rutschen waren mir erst unheimlich und ich wagte es nur dicht an den Rücken von Kate geklammert, aber auch die Angst verflog nach dem zweiten Mal und ich ließ mich von Marius und Dean auf höhere und steilere Rutschen ziehen, wo Kate streikte. Bei den Sprungtürmen überließen wir den Jungs die Show, die sich kunstvoll vom Drei- und Fünfmeterbrett stürzten.

>Das war dann doch eine Nummer zu viel für mich<

Ich genoss den Tag unheimlich und fand zur Freude aller großen gefallen daran. So war es keine Frage, das wir noch zwei weitere Male in unterschiedliche Freizeitbäder gingen und ebenso schöne Tage verbrachten.

>Noch ein Stück mehr Freiheit<

Zum Ende der Ferien überraschten mich die drei mit einem Besuch in einem Freizeitpark. Nur dunkel konnte ich mich erinnern als Kind mit meinen Eltern mal auf einem Rummelplatz gewesen zu sein, aber das war überhaupt kein Vergleich. Kate stand allem was mit Höhe zu tun hatte zwar skeptisch gegenüber, aber ließ sich immer wieder erweichen auch ein zweites oder drittes Mal in eine Achterbahn oder ein Kettenkarussell zu gehen. Selbst das wir pitschnass aus einer Wasserbahn kamen konnte unsere Laune nicht trüben. Das Wetter war herrlich und die Kleidung schnell getrocknet. Ein absoluter Bilderbuch Tag, wie er schöner nicht hätte sein können.

Von der Geisterbahn bekam ich nicht viel mit, da Kate und ich die meiste Zeit knutschend verbrachten. Als wir am Ende die Fotos die an einer Stelle geschossen wurden betrachteten, stellten wir amüsiert fest, dass es nicht nur uns so erging. Unter den ganzen Fotos von verschreckt und schreienden Kindern und Erwachsenen, stachen die Bilder von Marius und Dean und Kate und mir heraus. Wir waren sehr mit uns selbst beschäftigt gewesen. Kate mussten dieses Souvenir unbedingt haben. Intime Bilder von ihr und mir gab es leider nur sehr wenige.

Eines Abends entführte Kate mich in eine Kleinstadt in der nähe, wo wir romantisch essen gingen und im Anschluss ins Kino. An einem anderen Abend fuhren wir dort in ein Bowling Center und verbrachten amüsierte Stunden zu zweit. Es waren richtige Dates und anders als die die wir davor nur hinter verschlossenen Türen gehabt hatten. Ich war ihr für solche Gesten sehr dankbar, da es immer bedeutete zumindest ein paar Stunden offen zueinander stehen zu können, aber allein die Zeit die wir zusammen verbrachten machte mich mehr als glücklich.

>Sie war an meiner Seite<

Der Sport ging wieder los und so kam der Alltag schneller als uns lieb war. In nicht ganz zwei Wochen würde ich die Schule besuchen an der Kate unterrichtete.

>Das konnte was werden<

Die letzte Woche war die anstrengendste Zeit für mich. Nervosität und Anspannung machten sich breit und so schön die ersten fünf Wochen auch gewesen waren, um so anstrengender empfand ich die letzte Wochen. Kate, musste sich ebenfalls wieder auf die Schule vorbereiten und hatte einiges zu tun. Ich würde ihr dies nicht vorwerfen, aber allein konnte ich mich von meiner Aufregung und den täglichen Gedanken an das was ich noch zu erledigen hätte und das was kommen würde nicht ablenken. Marius und Dean versuchten es, aber ich wollte ihnen auch ihre gemeinsame Zeit allein gönnen.

>Es würde schon schief gehen<

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