48. Eskalation beim Sport

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Am Montag kam ich schwer aus dem Bett, aber zum Glück verlief der erste Tag entspannt. Immer wieder wurden Erlebnisse aus den Ferien erzählt, über Weihnachtsgeschenke und von großen1 Silvester Partys geschwärmt. Ich hielt mich bei den Neuigkeiten zurück, denn zu erzählen das ich beabsichtigte mein Elternhaus zu kaufen, wäre wohl sehr übereilt.

>Grade zu absurd und unglaublich für die Anderen<

Als ich mit Meike über Silvester sprach, sah ich wie Anna einen Moment bei der Nennung von Marius und Dean den Mund verzog, aber sie schwieg. Ich sah keinen Grund es zu verheimlichen oder weiter zu erklären. Meike fragte auch nicht groß nach und erzählte schwer verliebt das sie mit ihren Eltern und Kim zusammen gefeiert habe. Alles sei super toll und ich freute mich ehrlich für sie und noch ein bisschen mehr für Kim.

Die erste Stunden mit den Kids beim Sport ging hauptsächlich auch dafür drauf, dass alle von ihren Weihnachtsgeschenke erzählen mussten. Kate hatte das Thema zu beginn angeregt und nicht damit gerechnet das es so ausartete. Amüsiert ließ sie das Gespräch laufen und machte die letzte halbe Stunde nur Wiederholungen die sich bei den Kindern festigen sollten. Marius kam in der Pause dazu und wir verbrachten die Zeit gemeinsam mit Ralf und Nicole. Hier war von vorneherein klar, das das Thema Haus kein Thema war, bis es feststand. Auch Marius machte keine Anstalten mich auch nur ein Mal danach zu fragen. So stellte ich nach dem Training erfreut fest, dass ich die gesamte Stunde mal völlig abgeschaltet hatte.

>Lang gelang mir dies aber nie<

Die weitere Schulwoche plätscherte so dahin, alle Neuigkeiten über die Feiertage waren ausgetauscht und der Alltag hatte Einzug gehalten. Einige Lehrer unter ihnen natürlich Fr. Bäcker fingen an Druck aufzubauen, es gab ja schließlich nur Halbjahreszeugnisse und das war keine Note auf der man sich ausruhen sollte.

>Natürlich<

So quälte sie uns Freitag, wie auch schon am Mittwoch weiter mit dem Aufbau und der Gliederung von Gedichten. „So ein quatsch." Zischte Astrid leise zu mir rüber und ich nickte schweigend. „Das ist Stoff der fünften Klasse, da können wir froh sein das wir zu Weihnachten kein Gedicht aufsagen mussten." Beschwerte sie sich leise weiter und ich unterdrückte ein kichern. „Das können sie gern nachholen. Wie wäre es mit der Glocke von Schiller!" Zerschnitt plötzlich die Stimme von Fr. Bäcker die Luft. Astrid zuckte leicht zusammen und sofort war es Totenstill in der Klasse. Als sie zu einer Entschuldigung ansetzten wollte, beendete zum Glück der Gong die Stunde. Doch da es Fr. Bäcker war, traute sich niemand anstellten zu machen seine Sachen zu packen. Sie lächelte selbstgefällig. „Ich notiere mir das, ein durchaus guter Vorschlag. In der nächsten Stunde werden wir uns das Gedicht genauer ansehen. Sie dürfen gehen!" Meinte sie mit ihrem unverkennbaren ironischen Unterton.

>Oh weia<

Auf dem Weg ins Atrium bekam Astrid immer wieder böse Blicke und kleine Sticheleien, da jeder auf leichte Kost gehofft hatte und sich nicht mit Schiller auseinander setzten wollte. Wir zogen uns auf den Hinteren Teil des Schulhofs zurück und gingen langsam in Richtung Sporthalle. „Hey Mädels..." Rief Sven hinter uns her und Astrid stöhnte genervt. „Ja schon klar, ich hab es verstanden und halte demnächst meine große Klappe!" Feuerte sie ihm entgegen, doch er schüttelte nur den Kopf und blieb mit dem ebenso breit grinsenden Markus vor uns stehen. „Hr Bittner ist krank." „Geil! Sportfällt aus?!" Jubelte Meike sofort, doch Sven schüttelte den Kopf. „Nicht ganz. Wir haben Vertretung." Meikes lächel verblasste so schnell wie es gekommen was. „Na super und was soll daran so toll sein?" Wollte sie nun demotiviert wissen. Sven und Markus lächelte immer noch begeistert und nickte mir zu. „Fr. Dorn vertritt."

>Scheiße<

Die Woche war doch bisher so gut verlaufen, wir hatten uns immer mal kurz sehen können, uns flüchtig gegrüßt und das alles war so unauffällig wie immer gelaufen. Nun würde ich sie völlig unvorbereitete das erste Mal als Lehrerin erleben. Ich musste all meine Gelassenheit zusammen kratzen, damit niemandem auffiel das da mehr zwischen uns war.

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