71. Ausspannen

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Heute stand nicht viel an, so ließ ich die Handwerker ins Haus, wartete nur noch auf eventuelle Post, die nicht kam und fuhr dann mit dem Fahrrad zurück zu Birte und Frank. Bis Birte nach Hause kam, lag ich zur Abwechslung mal entspannte gemeinsam mit ihrem Kater Momo und meinem Ebook auf der Couch. Am Nachmittag fuhr ich mit ihr gemeinsam einkaufen und auf dem Rückweg passend zum Feierabend der Handwerker zum Haus. Wir sahen uns die bisherigen Veränderungen an und machten uns dann auf den Heimweg. Der Abend verlief wie gewohnt und mit der Vorfreude auf Kate ging ich ins Bett.

>Morgen Abend sehen wir uns wieder<

Am Freitag war der Arbeitstag der Handwerker kürzer und da sie voll in ihrem Zeitplan waren machten sie schon mittags Schluss. Ich brachte in Erfahrung das es kein Problem sei, wenn Kate und ich am Wochenende die restlichen Wände streichen und tapezieren würden.

>Na da hatten wir doch etwas zu tun<

Gut gelaunt radelte ich in die WG und traf eine etwas überraschte Nadine an. „Hi, schön dich zu sehen, aber Lotta kommt erst in etwa einer Stunde." Meinte sie und lotste mich in die Küche, da sie grade mit dem Kochen beschäftigt war. „Das ist kein Problem." Meinte ich locker und setzte mich an den Tisch. „Bist du allein?" „Ja. Der Sohn von Carsten ist krank und da heute eh alle in der Schule sind, war das kein Problem." „Ach so..." Gab ich etwas nachdenklich von mir.

>Wäre es ein guter Moment um mit ihr über Nele zu sprechen<

Ich grübelte noch vor mich hin, als Nadine mir ein Glas hinstellte und Wasser und Saftpackungen auf den Tisch stellte. „Kann es sein das du etwas auf dem Herzen hast?" Fragte sie mit dem Kochlöffel in der Hand und sah mich aufmerksam an. Ich zuckte leicht mit den Schultern, goss mir etwas zu trinken ein und ließ den Blick durch den Raum schweifen. „Mit deiner Freundin alles okay?" Fragte sie als sie wieder in den Töpfen rührte. „Ja. Alles bestens. Sie kommt heute Abend wieder für das Wochenende her." Gab ich mit einem lächeln von mir. Nadine warf kurz einen Blick über ihrer Schulter. „Ist was mit dem Haus?" „Nein, mit dem Haus ist auch alles prima, die Handwerker kommen voran, es läuft." Ich seufzte leise, wodurch sie sich ganz zu mir umdrehte und mich aufmerksam betrachtete. „Also was ist es dann?" Es war mir doch etwas unangenehm sie nach einer ihrer Kolleginnen zu fragen, weil es mich ja praktisch auch nichts mehr anging. Unsicher sah ich sie an und stammelte vor mich hin. „Eigentlich hab ich damit ja nichts mehr zu tun und es könnte mir auch egal sein, aber Nele ist irgendwie eigenartig." Nadine schaltete mit einem schiefen grinsen die Herdplatten aus und setzt sich zu mir an den Tisch. Kurz drückte sie meine ineinander verschränkten Hände und lächelte mich aufmunternd an. „Nein ist sie eigentlich nicht. Wie kommst du darauf?" „Ich war mit meinem besten Freund Marius hier, um Lotta zu besuchen und sie hat mich fast ohne Unterlass angestarrt, aber kein Wort gesagt." Nadine nickte leicht. „Ja gut das stimmt. Sie beobachtet viel und sehr genau. Ihr Interesse ruht dabei, aber eher auf Lotta, ihrem Verhalten und mit welchen Leuten sie sich umgibt. Nadine verzog etwas das Gesicht. „Wie viel weißt du über Lottas Vergangenheit?" Ich zuckte mit den Schulter. „Eigentlich nichts, sie wollte nie darüber sprechen. Ich hab nur mal gehört das unsere Vergangenheit ähnlich gewesen sein soll." Nadine nickte leicht. „Und genau das ist das Problem. Lotta spricht nicht über das was ihr widerfahren ist. Seit Jahren bekommt keiner einen wirklich Zugang zu ihr. Nele war die Erste der sie sich zumindest etwas geöffnet hat." Überraschte hob ich die Augenbauen. „Aber das ist doch toll."
Sofort nickte Nadine. „Natürlich und du bist für Lotta sehr wichtig, das hat Nele auch schon mitbekommen. Ihre anderen Freunde sind nicht so zugänglich, darum wird sie sich besonders für dich interessieren."

>Peinlich,wie ich zuvor über Nele gedacht hatte<

„Okay, aber..." Ich verzog etwas das Gesicht. „Was weiß Nele über mich?" Nadine lächelte mich beruhigend an und stand wieder vom Tisch auf um an den Herd zu gehen. „Nur das du hier mal gewohnt hast und was Lotta ihr erzählt hat. Deine Akte ist immer mit dir umgezogen, also musst du dir darum keine Gedanken machen." Ich gab ein leises seufzten von mir und lehnte mich im Stuhl zurück. Nadine drehte sich prompt wieder zu mir um und sah mich skeptisch an. „Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, sie beobachtet dich so genau, weil ihr hier jemand erzählt hat das ist Becca, der das und das widerfahren ist." Schuldbewusst verzog ich etwas das Gesicht. „Ich lebe wieder hier, in dem Haus wo alles passiert ist, also schwingt auch immer ein wenig die Erwartung mit, das mich Leute von früher erkennen." „Und das macht dir Angst?" Ich richtete mich etwas auf und drehte nachdenklich das Glas in meiner Hand. „Nein, eigentlich nicht. Es war ein langer Weg, aber ich habe begriffen das ich keine Schuld daran hatte, die wichtigsten Personen in meinem Leben glauben mir und stehen hinter mir. Ich mein, meine Partnerin zieht mit mir zusammen in das Haus und sie weiß so gut wie alles." Nadine drehte sich mit einem strahlenden Lächeln zu mir um und lehnte sich an die Anrichte. „Ja du bist erwachsen geworden, deiner Vergangenheit entwachsen. Eine reife junge Frau, es macht mich stolz dich so zu sehen und ich denke auch das ihr hier glücklich werdet." Ich leerte mein Glas und sah verstohlen zur Seite, was Nadine zum lachen brachte. „Ja ja, aber so einige Dinge ändern sich nie. Kommt man dir Emotional nah, wirst du verlegen. Ich stieß spöttisch die Luft aus, stand auf, ging einige Schritte auf Nadine zu und nahm sie in den Arm. „Danke." Flüsterte ich leise an ihrer Schulter. Sie streichelte mir kurz über den Rücken und hielt mich dann an den Schultern etwas von sich um mich anzusehen. „Okay. Da hab ich dich wohl unterschätzt." Lächelnd verdrehte ich die Augen. „Ja Kate hat mich da eindeutig positiv beeinflusst, dass ich anderen Menschen offener meine Gefühle zeigen kann." „Und das ist sehr gut." Schärfte sie mir mit einem stechenden Blick ein, ließ mich dann los um sich wieder dem Herd zu zu wenden. „Es gibt Spagetti Bolognese, isst du mit?" „Gern." Brachte ich grinsend hervor. „Na dann, deck schon mal den Tisch!" Forderte sie mich lächelnd auf. Nach und nach trudelten die anderen Kids ein. Lotta und Caro freuten sich sehr über meine Anwesenheit und dieses Mal war es Caro die mich mit Fragen löcherte und Lotta kaum zu Wort kommen ließ. Es wirkte ein wenig wie früher, aber ich gehörte nicht mehr so ganz dazu und das fühlte sich irgendwie gut an.

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