Chance 2

28.1 Fahrschule

Etwas früher kam ich in der Fahrschule an und wurde von Jürgen begrüßt. Er schaute kurz meine Unterlagen durch und da alles passte, ging er mit mir in den Schulungsraum, wo schon drei junge Männer saßen. Die Tische standen in einem U zu einer Projektorwand ausgerichtete und davor stand ein weiterer Tisch. „Es empfiehlt sich jeden Tag vor dem Unterricht 30 Minuten eher zu kommen, um ein paar Bögen zumachen. Silke und ich sind aber immer schon eine Stunde vor Unterrichtsbeginn hier, wenn du mehr Zeit brauchst. Zusätzlich zu denen die du zuhause hast." Erklärte er mir und deutete auf ein Regal in der Ecke in dem Übungsbögen lagen. Da die Zeit nicht mehr reichte setzte ich mich auf einen freien Platz und wartete. Nina kam kurz darauf in den Raum und setzte sich lächelnd neben mich. Als letztes kam Jürgen mit einem weiteren Mann, den ich ebenfalls schon beim Erste Hilf Kurs gesehen hatte, in den Raum und begrüßte uns. Wir stellten uns kurz vor und Jürgen erklärte den Ablauf. Wir mussten an allen 14 Theorie Stunden teilnehmen. Und praktisch waren mindestens fünf Fahrstunden a 45 Minuten auf Bundes- oder Landstraße. Vier Fahrstunden a 45 Minuten auf der Autobahn. Drei Fahrstunden a 45 Minuten bei Dämmerung bzw. in der Nacht Pflicht. Er teilte jedem einen Bogen aus auf dem er die Fahrstunden eingetragen hatte, dazwischen waren immer wieder Lücken, wenn man zusätzliche Stunden benötigte. So würde ich morgen Nachmittag direkt mit einer Überlandfahrt starten.

Ich schluckte leer und Nina stieß mich leicht an und lächelte mir aufmunternd zu. „Ich hab auch voll Panik, aber wir schaffen das." Ich nickte leicht und versuchte ein Lächeln.

Nachdem alle Fragen geklärte waren startete Jürgen den Unterricht. Autokunde war nicht sonderlich schwer.

>Dank Marius<

Im Anschluss ging es raus zu den beiden Autos, einem Golf und einem großen Audi. Nun war auch Silke dabei und wir teilten uns jeweils zu dritt auf die Autos auf. Es war nichts neues für mich, da der Golf von innen aussah wie der von Kate. Jeder durfte sich rein setzten und sich mit dem Auto vertraut machen. Quasi das was Marius schon mit mir gemacht hatte, darum hatte ich keine großen Schwierigkeiten auf Silkes Fragen zu Antworten oder auf ihre Anweisung, Licht und Blinker zu betätigen. Nina war nach mir an der Reihe und tat sich ein wenig schwerer alles auf Anhieb zu finden. Lars war der letzte von uns und zeigte seine Erfahrung deutlich, er öffnete zum Schluss die Motorhaube um die wir uns gemeinsam stellten und von Silke die wichtigsten Bauteile erklärt bekamen, die man selbst Bedienen konnte. Silke und Lars standen etwas links, ich fast in der Mitte, mit dem Rücken zu Nina die rechts von mir stand. Als Silke auf den Einfüllstutzen vom Scheibenwischwasser deutete, legte Nina ihre Hände leicht an meine Hüfte, lehnte sich an mich und schielte über meine Schulter um besser sehen zu können.

>WTF<

Ich war wie erstarrt und blieb einfach stehen. Meine Gedanken rasten. Hatte Kate recht, baggerte sie mich grade an? Warum ging sie nicht einfach auf die andere Seite von mir um besser sehen zu können? Sah ich das ganze grade zu eng und sie war einfach ein offener Mensch? Es rauschte leicht in meinen Ohren und ich hörte nicht mehr was Silke sagte, erst als Nina sich wieder von mir löste, atmete ich unauffällig durch, machte einen Schritt nach hinten und nickte leicht, als es alle Anderen auch taten, zur Bestätigung das wir alles verstanden hatten.

>Ich verstand grade gar nichts mehr<

Jürgen verkündete ebenfalls fertig zu sein und so tauschten wir die Autos und sahen uns nun den Audi an. Ich wechselte immer schnell den Platz, wenn Nina dazu kam um ihr nicht wieder so nah zu sein, aber sie schien es zu bemerkten und als Jürgen ein paar abschließende Worte sagte, flüsterte sie mir zu ob alles okay sei, ich nickte nur und tat als würde ich Jürgen konzentriert zuhören.

>Nein, okay war grade nichts<

Er beendete den Unterricht und wir gingen rein um unsere Sachen zuholen. Philipp hatte Nina angesprochen und ich nutzte die Gelegenheit für eine schnelle Verabschiedung und ging direkt raus. Kate stand bereits gegenüber an der Straße und ich ließ mich mit einem erleichterten Lächeln auf den Beifahrersitz fallen. Kate lächelte ebenfalls und wollte sofort wissen wie es war, als sie auch schon losfuhr. Kurz haderte ich mit mir, aber ich wollte und musste mit Kate über Nina sprechen, nur nicht grade wenn sie Auto fuhr.