71.2 Vorstellungsgespräch

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Der Wecker klingelte nur kurz und schon regte sich Kate neben mir. Als ich grade verschlafen die Augen aufschlug, saß sie schon auf der Bettkante. „Du bist doch nicht etwa nervös?" Krächzte ich und rollte mich lächelnd zu ihr auf die Seite. „Überhaupt nicht." Gab sie wenig überzeugend von sich, beugte sich zu mir und drückte mir einen Kuss auf. Als ich die Hand in ihren Nacken gleiten ließ und den Kuss vertiefen wollte, lehnte sie sich wieder zurück und lächelte mich entschuldigend an. „Ich muss mich fertig machen."„Du wirst sie mit deiner wunderbaren Persönlichkeit überzeugen, Schatz. Dein Aussehen ist da nur noch ein Bonus." Flirtete ich regelrecht mit ihr und ließ mich wieder auf den Rücken fallen. Grinsend stand Kate auf. „Du kannst Komplimente machen, am frühen Morgen." „Also, kommst du noch mal kurz ins Bett?" Kichernd schüttelte sie den Kopf. „Na ich hoffe auch ein wenig mit meine Qualifikationen überzeugen zu können und wenn wir hier jetzt was anfangen, kann ich mich nicht mehr konzentrieren." Ich warf ihr einen lüsternen Blick zu. „Wer sagt denn was von nur anfangen."„Du bist unmöglich." Knurrte sie lachend, während sie in ihrer Tasche nach Unterwäsche suchte. Mit einem vielsagenden Zwinkern ließ sie mich allein im Zimmer.

>Abgeblitzt, zu schade<

„Und ich soll dich wirklich nicht fahren?" Fragte ich nun schon zum dritten Mal als ich neben Kate im Auto saß. Sie gab ein leises kichern von sich. „Nein, wirklich nicht, ich werd den Weg schon finden. Außerdem musst du dich um die Bauarbeiter kümmern." „Na gut..." Gab ich mich geschlagen und betrachtete sie noch mal genauer. Sie sah wirklich äußerst heiß aus in dem Hosenanzug. Ihre locker zum Zopf gebundenen Haaren, ließen sie nicht ganz so streng erscheinen und das leichten Make-Up gab ihr einen jugendlichen, aber auch verführerischen Touch.

>Hoffentlich sah nur ich das so<

Sie hielt an der Einfahrt zu unserem Haus und ich schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Ich weiß das du überzeugen wirst, aber trotzdem. Viel Glück mein Schatz!" „Danke." Wisperte sie und beugte sich näher zu mir. Wir küssten uns innig und sahen uns einen Moment tief in die Augen. „Bis Gleich!" Flüsterte ich ihr zu, küsste sie noch mal und stieg dann aus. „Bis Gleich." Erwiderte Kate, als ich die Tür schloss und auf dem Bürgersteig stehen blieb. Lächelnd zeigte ich ihr noch mal meinen beiden gedrückten Daumen, als sie ebenso lächelnd wieder los fuhr. Große Zweifel hatte ich wirklich nicht, aber es wäre schon fast zu einfach. Sie könnte hier direkt vor Ort unterrichten und ich müsste mich nur noch zwischen einer der anderen Beiden Schulen entscheiden. Wenn sie mich denn wollten oder zumindest eine von beiden. Das musste einfach klappen. Noch mal auf die selbe Schule wie Kate gehen und vermutlich dann auch noch von ihr Unterrichtet werden, stand außer Frage. Grübelte ich vor mich hin, als ich die Haustür aufsperrte und sie wie gewohnt für die Bauarbeiter offen stehen ließ. Ich setzt mich auf die Treppe im Flur, nahm mein Handy aus meiner Tasche und schrieb Kate eine Nachricht.

Ich denk an dich!
XOXO

Aus Langeweile scrollte ich durch die Kleinanzeigen und blieb immer wieder an einem Fahrrad hängen.

>Sich ein eigenes zu zulegen wäre nicht verkehrt<

So suchte ich nun explizit nach Fahrrädern im Umkreis und schnell füllten sich meine Favoriten. Der Lärm eines Autos zog meine Aufmerksamkeit auf sich und ich stand auf um durch die Tür zu sehen. Da parkten meine zuverlässigen Bauarbeiter auch schon in der Einfahrt. Nach einer kurzen Begrüßung gingen sie an die Arbeit und ich suchte mir in der Küche ein ruhigeres Plätzchen, studierte weiter die Kleinanzeigen und spielte an meinem Handy. Zwei Stunden waren bereits vergangen und ich hatte noch immer nichts von Kate gehört. Ein längeres Gespräch sollte doch ein gutes Zeichen sein, beruhigte ich mich selbst und versuchte mich weiter mit meinem Handy abzulenken. „Ich bin wieder da!" Hörte ich Kate von der Tür aus rufen und sprang sofort auf. „Ähm...Schön!" Kam es lachend von einem der Männer aus der oberen Etage, was auch mich und Kate zum lachen brachte. Mit großen Fragezeichen in den Augen eilte ich zu ihr. „Und? Nun sag schon?" Fragte ich aufgeregt kichernd und fiel ihr um den Hals. Sie drückte mich kurz und lächelte mich an.

>Sie lächelte, das konnte nur etwas positives heißen<

„Sollen wir in die kleine Bäckerei gehen zum zweiten Frühstück?" Wich sie dem Thema aus und sah mich auffordernd an. „Schatz, spann mich bitte nicht auf die Folter. Wie ist es gelaufen?" Kate grinste schelmisch. „Da ist wohl jemand genau so aufgeregt wie ich es war." Flehend sah ich sie an was Kate leise lachen ließ. „Es war gut. Alles klingt wirklich gut." Beruhigte sie mich, griff nach meiner Hand und zog mich aus dem Haus. Ich zögerte kurz, sah an mir runter und dann sie an. „Toll, du im Business dress und ich in Jeans und Pulli." „Na und? Du kannst tragen was du willst und bist für mich die schönes Frau." Gab sie grinsend von sich und führte mich bestimmend die Einfahrt runter. Mit einem leichten seufzen ließ ich es zu und wir folgten der Straße in Richtung der Bäckerei. „Dann erzähl mir nun wenigstens etwas genaueres." Quengelte ich weiter." Kate lächelt versonnen. „Ich glaub ich konnte ihn überzeugen, zwar mit etwas ganzen anderem als gedacht, aber egal." Kündigte sie fröhlich an. „Das klingt doch toll. Und mit was hast du gepunktet?" „Mir dir und meiner Sexualität." Mein Mund klappte etwas ungläubig auf. „Über was habt ihr bitte gesprochen?" Kate kicherte amüsiert. „Ganz harmlos hat er mich gefragt was mich hier her verschlagen hat und ich hab ohne groß nachzudenken gesagt, die Liebe zu meiner Partnerin." Dabei drückte sie meine Hand die in ihrer lag. „Wow." Entfuhr es mir überrascht. „Das hätte, aber auch ganz schön nach hinten losgehen können. Hier auf dem Land sind sie da noch nicht ganz so offen." Fügte ich verkniffen hinzu. Kate schüttelte leicht den Kopf. „Der Direktor, Hr. Schnabel sieht einfach den Bedarf. Die jungen Leute werden immer offener und toleranter was das Thema Homosexualität angeht, haben in der Schule wo sie 50% des Tages verbringen, aber keine wirkliche Lobby. Die Schulsozialarbeiter sind zwar da, aber einen Ansprechpartner der nicht vom Grünen Tisch aus spricht, gibt es bisher nicht. Da komme dann ich ins Spiel und seine Frage, ob ich mir vorstellen könnte, Sprechstunden anzubieten." „Okay. Und kannst du dir das vorstellen?" Kate nickte grinsend, zog die Tür zur Bäckerei auf und ließ mir den Vortritt. Schnell hatten wir uns mit Belegenten Brötchen und Getränken eingedeckt und uns an einem kleinen Tisch niedergelassen. „Und willst du das?" Griff ich das Thema sofort wieder auf. „Im großen und ganzen schon, kommt halt nur auf den Zeitaufwand an, es wäre zusätzlich zu meinem normalen Unterricht." „Und damit passt aber alles?" „Ja ich würde wie jetzt auch Sozialpägogik und Erziehungswissenschaften unterrichten." „Das klingt fast zu perfekt um wahr zu sein."„Ja ich suche auch noch das Haar in der Suppe." Lachte Kate schulterzuckend. „Aber ich hab bisher echt nichts gefunden." Etwas nachdenklich sah ich sie an, als sie einen Schluck von ihrem Kaffee nahm. „Na ja, hast du keine Bedenken wie deine zukünftigen Kollegen reagieren werden, wenn du offen preis gibst das du lesbisch bist?" Sie stellte die Tasse wieder ab und nickte. „Natürlich, es gibt immer den ein oder anderen der die Nase rümpften wird, aber ich steht dazu, das bin ich nun mal." Sie griff über den Tisch und nahm meine Hand. Vorsichtig nickte ich und drückte leicht ihre Hand. „Entweder sie akzeptieren dich oder eben nicht?" „Genau so. Hat an der Schule jetzt auch wunderbar funktioniert." Lachend schüttelte ich den Kopf. „Klar in einer Homosexuellen-Hochburg, eher weniger das Problem, als hier. „Baby, du siehst das einfach zu negativ." Tadelte sie mich mit einem leichten schmunzeln. „Ich hab ja scheinbar auch mehr negative Erfahrungen gemacht, als du bisher." Warf ich kritisch ein. „Ich wünsche mir und hoffe das das alles klappt, aber ich mach mir halt auch sorgen um dich." Sie schenkte mir ein liebevolle lächeln und drückte erneut meine Hand bevor sie sie los ließ. „Ich weiß und darum bin ich auch sehr dankbar und ich weiß, dass wir alles was kommen mag gemeinsam bewältigen." „Natürlich. Ich bin immer für dich da." Stimmte ich ihr sofort zu. „Also lass uns da erst Mal ganz entspannt ran gehen. Der Direktor wirkte sehr positiv, mir gefällt die Schule auch wirklich gut und dann warten wir nun seine Entscheidung ab." „Wie lange?" Fragte ich hinter vorgehaltener Hand und schob den bissen von meinem Brötchen im Mund herum. „Er meldet sich in den nächsten Wochen." Nickend und lächelnd knabberte ich weiter an meinen Brötchen und auch Kate fing an zu essen. Wir unterhielten uns noch etwas über die Schule und meine Idee mir ein eigenes Fahrrad zu kaufen. Kate fand die Idee gut, zum einem könnte sie ihr eigenes nicht so schnell herbringen und zum anderen könnten wir dann in Zukunft auch mal zusammen Fahrradtouren unternehmen.

>Irgendwie klang das ganz romantisch<

Entspannt und für den Augenblick wirklich zufrieden, genossen wir unser Frühstück in aller ruhe, spazierten zurück zum Haus, sahen nach dem rechten und fuhren dann zu Birte und Frank zurück. Kate zog sich um, packte zusammen und schweren Herzens brachten wir den Abschied hinter uns.

>Nun war ich mal wieder, für fast vier Tage allein<

Chance 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt