57. Der Countdown läuft

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Die nächsten beiden Tage verliefen ruhig. Ich fand meinen eigenen Rhythmus. Schlief morgens etwas länger, steckte meine Nase in die Bücher, kochte Mittags für Marius, Kate und mich und lernte am Nachmittag erneut mit der Hilfe von Marius, bis Kate von der Schule kam. Wir aßen gemeinsam und gingen danach zum Sport. Dort bekam ich von Ralf mein Praktikumszeugnis und Kate korrigierte am Abend mein Bewerbungsschreiben, auch mein Abgangszeugnis war mittlerweile eingetroffen und so konnten ich meine Bewerbungen für die Schulen am Dienstag zur Post bringen.

>Wieder ein Punkt auf der Liste abgehackt<

Der Mittwoch verlief ähnlich, nur das ich zwischen dem Lernen und Kochen meine Tasche für unseren Trip packte, Kate schon zum Mittag da war und wir am frühen Nachmittag zu ihr fuhren. Da sie "krank" gemeldet war, fuhr ich allein zum Sport und warf ihre AU auf dem Rückweg in den Briefkasten der Schule. Es war ein seltsames Gefühl im Dunkeln allein auf dem Schulhof zu stehen und mit dem wissen, hier nie wieder hin zugehen.

>Irgendwie war die Zeit doch schön gewesen<

Als ich zurück kam, hatte Kate ebenfalls ihre Tasche fertig gepackt und unsere Sachen in den Flur gestellt. Da wir recht früh starten wollten, packten wir am Abend noch das Auto, lagen gemütlich auf der Couch und sahen uns einen Film an. Darauf konzentrieren konnte sich keiner von uns Beiden wirklich, eher hingen wir unseren Gedanken an die nächsten Tag nach ohne darüber zu sprechen. Kate schlug vor früher ins Bett zu gehen, aber auch dort fanden wir so schnell keinen Schlaf. Nachdem sie sich gefühlt das zehnte Mal herum gewälzt hatte, zog ich sie fest in meinen Arm und versuchte so uns Beide zu beruhigen. Ihr ging so viel durch den Kopf und immer wieder das, was wäre wenn, was ich von mir selbst nur all zu gut kannte. Erstaunlicherweise war ich zwar aufgeregt, aber deutlich gelassener. Was auch kommen würde, ich hatte hier mein Leben und das konnte sie mir nicht mehr nehmen.
Der Wecker trieb mich aus dem Bett und auf direkten Weg ins Bad. Kate blieb noch etwas liegen, ihr war anzusehen das sie nicht viel geschlafen hatte und noch etwas ruhe brauchte. So änderten wir den Plan und ich würde den ersten Teil der Strecke fahren. Nach Frühstücken war uns Beiden nicht und so machten wir uns recht schnell auf den Weg. Nach ein paar Kilometern auf der Autobahn, stellte ich zufrieden fest das Kate in ihrem Sitz zusammen gesunken war und schlief.

>Na das nennt man wohl vertrauen<

Auch als ich nach zwei Stunden an einem Rastplatz hielt schlief sie noch. So besorgte ich uns schnell ein paar belegte Brötchen und für sie einen Kaffee, bevor ich sie vorsichtig weckte. Sie reckte und streckte sich und war selbst erstaunt von all dem nichts mitbekommen zu haben. Nach unserem kleinen Frühstück im Auto und dem gang zur Toilette, wirkte sie deutlich frischer und wir unterhielten uns den Rest der Fahrt über Belanglosigkeiten. Kurz vor Potsdam wechselten wir und Kate fuhr uns bis zur Pension. Mich überforderte die Verkehrslage etwas und ich wollte mir gar nicht vorstellen wie es dann in Berlin sein würde. Kate hatte sich glücklicherweise informiert und fand den Parkplatz zur Pension im Hinterhof auf Anhieb. Nachdem wir uns angemeldet hatten, bekamen wir unsere Schlüssel, allerlei Informationen und bezogen unser Zimmer. „Klein aber Fein!" Meinte Kate als sie die Tür geöffnete hatte und den kleinen Flur von dem zur einer Seite das Bad abging und auf der anderen Seite ein Kleiderschrank stand durchquert hatte. Weiter im Raum stand auf der rechten Seite ein Doppelbett, gegenüber davon war ein Fernseher an der Wand montiert unter dem ein Schreibtisch und ein Stuhl stand. Die beiden Fenster in der Wand gegenüber, boten einen Ausblick auf den Hinterhof. „Reicht doch voll und ganz." Stimmt ich ihr zu. Stellte meine Tasche vor das Bett und ließ mich darauf fallen. Kate tat es mir gleich, lächelte mich an und gab mir einen Kuss. „Da wären wir also." Ich streifte mir achtlos die Schuhe ab und streckte mich im Bett aus. „Und es bleibt noch Zeit für ein Nickerchen." Kate sah mich entgeistert an, was mich grinsen ließ. „Du hast im Auto geschlafen." Sie setzte sich etwas auf und lächelte mich an. „Okay, dann ruhst du dich noch etwas aus und ich werd mal die Dusche testen." Ich fischte mein Handy aus meiner Tasche, schrieb meiner Mutter eine Nachricht, das wir angekommen seien und kuschelte mich dann zufrieden in mein Kissen.

>Nun gab es kein Zurück mehr<

Kate verschwand im Bad und das beruhigende rauschen der Dusche ließ mich tatsächlich den Kopf abschalten und langsam in den Schlaf driften. Etwas weckte mich und ich schreckte hoch, sah aber sofort das lächelnde Gesicht von Kate am Ende des Bettes. „Alles gut. Du hast noch Zeit." Meinte sie beruhigend und stand nur in Unterwäsche vor ihrer Tasche und kramte darin herum. Ich verschrenkte die Arme hinter dem Kopf, genoss den Anblick und erntete ein schiefes lächelnd gefolgt von einem leichten Kopfschütteln. „So viel Zeit, nun auch wieder nicht." „Schade..." Schmollte ich gespielt und setzte mich auf. Sie zwinkerte mir zu, wurde dann aber wieder ernst. „Wie verhalten wir uns vor deiner Mutter?" Fragte sie und schlüpfte in ihre Hose. Langsam stand ich auf und fing an auch mir Sachen zurecht zu legen. „Normal, würde ich sagen. Ich habe ihr gesagt das ich mit dir, meiner Freundin in das Haus ziehe. Hier ist es egal das wir ein Paar sind, also warum sollten wir uns dann verstecken?" Kate zog sich eine Bluse über und ging zum Spiegel. „Na ja, sie weiß das ich eine Frau bin, aber mein Alter, es wird Fragen aufwerfen?" Ich zog mir meine Hose runter und ließ mich seufzend wieder aufs Bett fallen und zog sie aus. „Ich werde nicht lügen, damit muss sie zurecht kommen." Ich zuckte mit den Schulter und sah zu Kate, die mich zweifelnd ansah. „Sicher?" Fragte sie vorsichtig. „Nicht das es etwas an ihren Absichten ändern." Ich nahm mir die frische Hose und zog sie über. „Schatz, ich steht zu dir, wenn sie dein Alter so sehr stören sollte, dass sie mir das Haus deswegen nicht gibt, nehme ich das in kauf. Es ist unser Plan, unsere Zukunft, ohne dich zieh ich es nicht durch." Kate zupfte ihre Bluse zurecht und drehte sich vom Spiegel zu mir. „Okay. Dann hoffe ich auf ihre Toleranz." Seufzte sie leise. Ich atmete tief durch, stand auf um meine Hose zu zu machen und griff nach meinen Shirt. „Für mich gibt es nur das Wir, entweder sie akzeptiert es oder sie lässt es." Nuschelte ich und zog mir das Shirt über den Kopf.

>Noch nie war ich mir wegen etwas sicherer<

Kate kam zu mir und setzte sich aufs Bett. „Du hast gar keine Vorstellung wie sie reagieren könnte?" Seufzend ging ich zum Spiegel, zog das Shirt glatt und betrachtete mich einen Moment. „Nein, über Homosexualität hat sie nie mit mir gesprochen." Ich drehte mich zu ihr und sah sie an. „Kann ich so gehen?" Kate lächelte leicht. „Natürlich. Du siehst hübsch aus, wie immer." Mit ein paar schnellen Schritten war ich bei ihr, stütze mich auf ihre Oberschenkel und gab ihr einen Kuss. „Du auch, meine Schöne." Kate legte ihre Hände auf meinen Po und zog mich an sich so das ich mich auf ihren Schoss setzten musste und sah mir tief in die Augen. „Ich bin mir ebenfalls sicher mit dir und ich stehe zu dir." Flüstert sie zärtlich. Ich legte meine Hände in ihren Nacken und lächelte sie an bevor ich ihr einen zärtlichen Kuss gab. „Dann vergiss die Zweifel und lass uns diesen letzten Schritt machen." Kate umschlang mich mit ihren Armen und drückte mich an sich. Ich legte meine Arme um ihre Schultern und vergrub meinen Kopf an ihrer Schulter. Einen Moment hielten wir uns einfach nur gegenseitig fest, bis Kate mir leicht über den Rücken strich und flüsterte. „Wir sollten los." Ich atmete tief durch und nickte leicht. „Okay."

>Nun würde es sich also endgültig entscheiden<

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